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Neues Hochschulprojekt für studentische Start-ups

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

„Stapellauf Nord°Ost°“ heißt ein gemeinsames Projekt der Hochschulen in Neubrandenburg, Greifswald und Stralsund. Einen ersten Erfolg gibt es bereits.
Veröffentlicht:09.10.2022, 08:34

Von:
  • Susanne Schulz
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Eine Idee, ein Wettbewerb, ein Preis – und das war‘s dann? Diesem „Schicksal“ guter studentischer Produkt- und Geschäftsideen wollen Hochschulen in Neubrandenburg, Greifswald und Stralsund etwas entgegensetzen: die Chance nämlich, dass solche Ideen in Unternehmensgründungen münden und vielen Menschen zugutekommen. Einen greifbaren Erfolg verzeichnet ihr gemeinsames Bemühen mit dem soeben bewilligten Gründungsstipendium für das Start-upHanseDeeg, das kalorienreduzierte Kartoffelprodukte entwickelt hat. 

Mit 120.000 Euro im Rücken können die jungen Gründer aus Greifswald und Neubrandenburg, deren Unternehmensname die nordöstliche Herkunft mit dem plattdeutschen Wort für Teig verbindet, nun ihre Version von Gnocchi, Pommes oder Püree an den Start bringen. Unterstützt werden sie dabei von „Stapellauf Nord°Ost°“, einer gemeinsamen Gründungsagentur der Hochschulen Neubrandenburg und Stralsund sowie der Universität Greifswald. Deren maritime Metapher wiederum steht für den Ehrgeiz, Start-ups „auf Kiel zu legen“, Gründungskapitäne zu fördern, damit sie Segel setzen und losschwimmen können.

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Bündelung von Kompetenzen

Die vom Bundeswirtschaftsministerium aufgelegten „Exist“-Förderlinien seien „ideal geeignet“, jungen Leuten den Weg in die Selbstständigkeit zu ebnen, sagt Dr. Olaf Strauß, Technologie- und Innovationsberater an der Hochschule Neubrandenburg. Die Zusammenarbeit der drei nordöstlichen Bildungsstätten bündle Kompetenzen von fachlichen Spezialstrecken – wie etwa der Lebensmitteltechnologie, Gesundheits- oder Ernährungswissenschaft – mit betriebswirtschaftlichem, Marketing- und IT-Wissen.

„Die Hochschule Neubrandenburg hat diesem Anliegen schon immer große Aufmerksamkeit gewidmet“, verweist Strauß etwa auf ein Wahlmodul zur Gründungslehre. Wie aufgeschlossen die Professoren dem Thema gegenüberstehen, zeige etwa das Mentoring durch Prof. Leif-Alexander Garbe aus dem Fachbereich Agrarwirtschaft und Lebensmitteltechnologie oder Prof. Luzia Valentini vom Institut für evidenzbasierte Diätetik für die Entwicklung von HanseDeeg; hinzu kommt Hilfe bei Produktentwicklung und -testung vom ebenfalls in Neubrandenburg ansässigen Zentrum für Ernährung und Lebensmitteltechnologie (ZELT).

Den „Transfer“ in die Praxis als dritte Säule der Hochschularbeit (neben Lehre und Forschung) beschreibt Gründungsberater Strauß als Motiv für die Bildungseinrichtungen, sich eben auch für die Anwendbarkeit des hier erworbenen Wissens zuständig zu fühlen. „Wir können angehende Gründer begleiten und Kontakte herstellen, herausarbeiten, worin die Innovation besteht und wie ein Team zusammengesetzt sein kann“, erklärt er. Workshops und Planspiele gehören ebenso zum Repertoire der Agentur wie Qualifizierung, Vernetzung und Unterstützung bei der Beantragung von Fördermitteln.

Dass zum Gründen mehr gehört als eine gute Idee, steht außer Frage. Ein solider Businessplan, Marktanalyse, Zielgruppenorientierung, Präsentationsgabe – und, nicht zu vergessen, Persönlichkeiten mit Durchhaltevermögen. Und da den Mut zum Gründen erfahrungsgemäß mehrheitlich Männer haben, gibt es auch ein Coaching-Programm speziell für Frauen.

Gründer sollen in der Region gehalten werden

Ein weiteres Ziel der Agentur ist es, das Gründungsklima in der Region zu verbessern: „Gründen kann man auch in Hamburg oder Berlin. Aber uns ist ja gerade daran gelegen, dass aussichtsreiche Projekte sich hier ansiedeln“, hebt der Berater hervor. Mit Wort-Spielen wie „in den Sand gesetzt“ oder „vom Winde verweht“ zu Bildern junger Leute in Arbeitslaune wirbt daher auch der Imagefilm von „Stapellauf Nord°Ost°“ mit regionalem Flair.

Erfreulich viele Studierende wissen schon davon und nehmen die Unterstützung der Agentur in Anspruch. Das Spektrum der betreuten Teams reicht von einer CO₂-Börse über eine Technologie für intelligente Türschlösser bis hin eben zur Entwicklung von Lebensmitteln aus alternativen Rohstoffen. Aber auch Projekte, die eher sozial als kommerziell sind, sind am Start. „Die sind genauso wichtig“, betont Olaf Strauß.

Nachdem die bisherige Projektzeit vornehmlich dem Aufbau von Strukturen gewidmet war, soll nun intensiver mit den Teams gearbeitet werden. Zudem will die Agentur ihre Sichtbarkeit erhöhen, auf dass wirklich jeder in den beteiligten Hochschulen von dem Angebot erfährt. Im November ist eine gemeinsame Gründungswoche mit Workshops und Diskussionen geplant.