Immobiliengeschäft Weitin-Hollerbusch

Neuwoges bekommt beim Baulandkauf Konkurrenz

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Erst der Interessenkonflikt des Neuwoges-Aufsichtsratschef Jaschinski, jetzt gibt es neue „Störungen” beim geplanten Wohngebiet „Weitin Hollerbusch. Neue Interessenten sind aufgetaucht.
Veröffentlicht:28.06.2021, 06:05

Von:
  • Mirko Hertrich
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Die große Nachfrage nach Bauland im Oberzentrum Neubrandenburg hat zahlungskräftige Interessenten auf den Plan gerufen. Damit könnte der kommunalen Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft (Neuwoges) bei dem Erwerb großer Flächen zur Baulanderschließung im B-Plan-Areal Nr. 128 „Weitin Hollerbusch“ Konkurrenz entstehen. Dabei steht die Stadtvertretung eigentlich kurz vor einer Entscheidung über einen Ankauf durch die Neuwoges, der seit Jahresbeginn allerdings viel Staub aufgewirbelt hat.

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Das Thema hatte sogar das Innenministerium in Schwerin beschäftigt, weil die Neuwoges 10 der insgesamt 16,5 Hektar Fläche von einer Firma aufkaufen will, die dem Aufsichtsratsvorsitzenden des städtischen Unternehmens, Linksfraktionschef Toni Jaschinski, gehört. Nach starken Bedenken aus Schwerin wegen möglicher Interessenkonflikte lässt Jaschinski aktuell sein Amt ruhen. Neuwoges-Geschäftsführung und Aufsichtsrat hatten das geplante Geschäft Anfang des Jahres selbst öffentlich gemacht.

Pläne bereits vorgestellt

Jetzt ist ein neuer Interessent in den Ring gestiegen. Nach Nordkurier-Informationen, handelt es sich dabei um eines der führenden Bauunternehmen in Deutschland. Vertreter des Konzerns mit Sitz in Niedersachsen stellten gerade erst im Haus der Kultur und Bildung (HKB)ihre Pläne den Spitzen von Stadtverwaltung und -vertretung sowie hiesigen Unternehmen vor.

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Der Ende Juli 2020 gefasste Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans Nr. 128 sieht für das Areal in Nachbarschaft des Malerviertels eine Wohnnutzung überwiegend durch Einfamilien- und Reihenhäuser vor. Dementsprechend sollen dort nach Plänen des potenziellen Investors ab Sommer 2023 binnen zwei Jahren rund 190 Baugrundstücke erschlossen und vermarktet werden, wie der Nordkurier erfuhr.

An anderen Stellen hakt es noch

Bauland für Häuslebauer ist aktuell knapp im Neubrandenburg, weil es aus unterschiedlichen Gründen Verzögerungen bei der Erschließung des Wohngebiets „Gerstenstraße“ beim Reitbahnsee durch die Neuwoges sowie beim Wohngebiet „Stargarder Höhen“ auf dem Bethanienberg durch die Arcadia Investment Group gibt.

Ratsherr Toni Jaschinski sagte dem Nordkurier auf Anfrage, dass sich nach Bekanntwerden der Pläne für den Grundstücksankauf im Januar 2021 insgesamt vier Kaufinteressenten bei seiner Firma, der Chemnitzer Agrargesellschaft, gemeldet hätten. Von dem Treffen im HKB wusste der Kommunalpolitiker und Unternehmer nach eigenen Worten nichts. Er habe weder daran teilgenommen noch Kenntnis darüber, was besprochen wurde. Er verwies dabei auf sein Mitwirkungsverbot.

So fing alles an: Innenministerium will Neubrandenburger Neuwoges-Kauf prüfen lassen

Weil Oberbürgermeister Silvio Witt bezüglich eines Interessenkonflikts bei dem Neuwoges-Aufsichtsratschef schwere Bedenken hegte, hatte er kurz nach Bekanntwerden des geplanten Grundstückskaufs durch die städtische Tochtergesellschaft einen Beschluss dazu von der Tagesordnung der Stadtvertretung genommen.

Prüfgesellschaft, die sonst auch prüft

Nach den deutlichen Vorbehalten des Innenministeriums war das Beschlussverfahren sogar gänzlich abgebrochen worden. Darauf sowie auf das Einschalten eines Wirtschaftsprüfers hatten sich der Rathauschef und der Neuwoges-Aufsichtsrat Mitte Mai geeinigt. Es gab dem Vernehmen nach aber keinen Konsens darüber, welcher Wirtschaftsprüfer beauftragt wird. Nach Informationen des Nordkurier setzte sich der Aufsichtsrat durch, und es wurde das Unternehmen beauftragt, das sonst für die Neuwoges die Wirtschaftsprüfung vornimmt. Die Stadtverwaltung hatte sich für die Einschaltung einer gänzlich unbeteiligten Prüfungsfirma ausgesprochen.

Gutachten bestätigt laut Neuwoges Rechtmäßigkeit

Wie die Neuwoges dem Nordkurier mitteilte, hat das Gutachten des Wirtschaftsprüfers die Ordnungsmäßigkeit bestätigt. In seiner Sitzung am 9. Juni hat der Neuwoges-Aufsichtsrat den Beschluss zum Ankauf des Grundstückes nun erneut gefasst, wie Stadt und Neuwoges wissen ließen. Nach Informationen des Nordkurier war die Entscheidung mit fünf zu drei Stimmen aber denkbar knapp. Auch bei der zweiten Lesung im Hauptausschuss wurde die Vorlage an die Stadtvertretung überwiesen, sodass die Ratsleute am 8. Juli dem umstrittenen Ankauf zustimmen könnten.

Neuwoges-Unternehmenssprecher Matthias Trenn teilte dem Nordkurier auf Anfrage mit: „Wir gehen von einer Zustimmung aus, und danach können sowohl die weitere Bearbeitung des Bebauungsplanes Nr. 128 und die dazugehörige Änderung des Flächennutzungsplanes als auch die Vorbereitung der Erschließung zügig fortgesetzt werden. Wir halten weiterhin an dem Erschließungsvorhaben fest und gehen von dessen Realisierbarkeit aus.“ Nach den ursprünglichen Plänen der Neuwoges sollen ab 2024 die ersten Grundstücke bebaut werden können.