Revier bei Neubrandenburg
Niemand hat Angst vor dem Wolf aus Berlin
Galenbeck / Lesedauer: 2 min

Tim Prahle
So wirklich schaudert niemand in der Gemeinde Galenbeck bzw. der Region, wenn man ihn nach Wölfin „Juli” fragt. Jenes Tier hielt sich im Januar mehrmals in Berlin auf und wanderte danach bis an die Küste. Dort machte es kehrt und gelangte in die Brohmer Berge, zu denen auch die Gemeinde Galenbeck gehört.
Letzten Daten stammen aus dem März
Deren Bürgermeister Jörg Steike hat selbst noch nichts von dem Tier erspäht. „Sie meinen die Wölfin, die meinte, erst einmal in Berlin shoppen gehen zu müssen?“, fragt er etwas verschmitzt, als ihn der Nordkurier auf die Wölfin anspricht. Gehört habe er noch nichts, nur von ihr im Nordkurier gelesen, sagt Steike.
Von den Brohmer Bergen aus sende „Juli” seit geraumer Zeit Daten, wie eine Anfrage beim Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie mit Verweis auf das Lupus-Institut ergab. Letzteres hatte die Wölfin mit dem offiziellen Namen „FT12“, die einem sächsischen Rudel entstammt, einst besendert. Zwar stammen die letzten Daten aus dem März, doch offenbar ist „Juli“ weiter in der Gegend geblieben.
Dem Revierleiter von Lübbersdorf, Kristof Nippe, war sie erst kürzlich zu Ohren gekommen. Ein Jäger hatte das Tier mit dem markanten Senderhalsband erst vor zwei Wochen gesehen. „Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass die Tiere hier mal durchkommen“, so Nippe. Der genaue Ort lasse sich aber bei einzelnen Tieren nur schwer feststellen. Er selbst habe zumindest noch keine Spuren gefunden, und Wolfsschäden, wie gerissene Weidetiere, habe es in der Region rund um die Brohmer Berge schon seit Jahren nicht gegeben.
Sogar der Touristiker ist gelassen
Sollte sie länger bleiben, hätten die Brohmer Berge mit „Juli“ einen sehr unauffälligen Dauergast. Denn auch auf dem Gut Klepelshagen der deutschen Wildtierstiftung liegt der letzte Fund einer Wolfsfährte schon gut zwei Jahre zurück, erzählt Gutsleiter Christian Vorreyer. Obwohl die Stiftung sogar Wildkameras aufgestellt hat, wurde der Wolf noch nicht entdeckt.
In den allgemeinen Brustton der Gelassenheit stimmt auch Jochem Wernecke mit ein. „Von mir aus kann er kommen und Guten Tag sagen“, scherzt der Vorsitzende des Tourismusvereins Brohmer & Helpter Berge. Er sehe da kein Problem. „Meine Schafe und Kälber hat auch noch niemand angefallen“, sagt er. Aus touristischer Sicht gebe es vielleicht vereinzelt Gäste, die wegen des schlechten Rufes vom Wolf aufgeschreckt sind. „Aber hier wird keiner in den Wald gehen und dort einen Wolf entdecken“, ist sich Wernecke sicher.