Bauprojekt
Noch ein langer Weg zu autarkem Wohngebiet in Altentreptow
Altentreptow / Lesedauer: 4 min

Tobias Holtz
Autarke Häuser statt noch mehr Windräder. So lässt sich der Kerngedanke für den Bebauungsplan zusammenfassen, den die Stadtvertretung auf Initiative der Altentreptower Wählergemeinschaft/SPD bereits 2019 auf den Weg brachte. Doch das angedachte „Umwelt-, Wohn- und Energieareal“ wartet immer noch darauf, den Sprung vom Papier in die Praxis zu schaffen.
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Erst im Februar des vergangenen Jahres hatten die Fraktionen eine Verlängerung der Veränderungssperre beschlossen und sich damit für zwei weitere Jahre die Planungshoheit für das etwa 100 Hektar große Gebiet gesichert. Der Geltungsbereich schließt auch die derzeit außer Betrieb gesetzte Biogasanlage in Thalberg und das Umspannwerk der Edis am Ortsausgang Richtung Teetzleben ein. Letzteres wurde einst gebaut, um die Versorgungssicherheit in der Region zu gewährleisten, aber auch, um die anfallende grüne Energie aus der Windkraft aufzunehmen.
Testmöglichkeit für Investoren schaffen
Bei dem geplanten Wohn- und Energieareal geht es hingegen vereinfacht gesagt darum, Investoren die Möglichkeit zu geben, verschiedene Ansätze zur Energiespeicherung auszutesten und die Sektoren der Energiewirtschaft und Industrie verstärkt miteinander zu vernetzen, beispielsweise bei der Elektrifizierung des Wärmesektors durch Wärmepumpen, die auch für den Neubau der Kita am Amtshof eingesetzt werden sollen. Es sei an der Zeit, dass private Endverbraucher endlich von der Energie, die aus erneuerbaren Ressourcen erzeugt wird, profitieren können, so die Mitglieder der Wählergemeinschaft.
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Deshalb hatte die Fraktion schon bei der Aufstellung des Bebauungsplanes vorgeschlagen, westlich der Meldorfer Straße auf einem Teil des Geländes weitere Grundstücke für die Wohnbebauung zu erschließen und die dortigen Häuser aus erneuerbaren Energien autark mit Strom und Wärme zu versorgen. Zusätzliche Windenergieanlagen werden als Methode zur Energiegewinnung konsequent abgelehnt. Stattdessen ist im nördlichen Bereich des Plangebietes die Inbetriebnahme einer Freiflächenphotovoltaikanlage geplant. Des Weiteren soll mithilfe von Fördermitteln eine neue Umgehungsstraße entstehen, um das Wohngebiet verkehrstechnisch zu entlasten.
Obwohl es kontroverse Diskussionen gab, ob die auserkorenen Flächen aufgrund der notwendigen Umverlegung der Stromleitungen überhaupt als Bauplatz geeignet sind, wurde die Ausweisung eines Wohngebietes letztlich in den geänderten B-Plan mit aufgenommen. Der entsprechende Beschluss der Stadtvertretung liegt mittlerweile fast acht Monate zurück.
Stadt muss Entscheidungen höherer Ebenen abwarten
Als sich der Nordkurier im Rathaus nach dem aktuellen Stand des Projektes erkundigen wollte, fiel die Antwort der Bürgermeisterin jedoch ernüchternd aus: „Wir hängen momentan in der Luft. Leider war es uns bisher nicht möglich, an der Umsetzung zu arbeiten, da die weitere Vorgehensweise von Entscheidungen auf anderen politischen Ebenen abhängt, die erst noch getroffen werden müssen“, begründete Claudia Ellgoth die Verzögerung. So sei unter anderem nicht sicher, welche Gebiete vom Regionalen Planungsverband Mecklenburgische Seenplatte für den Ausbau des Windparks „Altentreptow-West“ eventuell neu ausgewiesen werden sollen und wie sich dieser Schritt auf das Wohn- und Energieareal auswirkt.
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Dennoch wolle die Verwaltung dranbleiben, um das Areal schrittweise mit Leben zu füllen. „Wir finden schon eine Lösung, die für alle Beteiligten Vorteile mit sich bringt“, gibt sich die Rathauschefin optimistisch. Damit sich die Wohnbebauung an der Meldorfer Straße überhaupt realisieren lässt, müsse zunächst ein gesonderter Beschluss der Stadtvertretung gefasst werden, um die verhängte Veränderungssperre im Bereich der Grundstücke wieder aufzuheben. Die Kosten für die Planung und eventuelle Gutachten, deren Höhe noch nicht bekannt sei, sollen im diesjährigen Haushalt mit eingestellt werden.
Viel Zeit bleibt allerdings nicht mehr. Im Juni 2024 läuft die beschlossene Veränderungssperre für das gesamte Bebauungsareal aus und eine erneute Verlängerung ist nicht möglich. Danach stehen den hiesigen Windpark-Betreibern die Türen offen, das Treptower Umland mit weiteren Anlagen zu bebauen. Eine Aussicht, mit der sich die Wählergemeinschaft auf jeden Fall nicht zufriedengeben wird.