Energiewende
Noch mehr Windräder? Stadt Altentreptow positioniert sich
Altentreptow / Lesedauer: 4 min

Tobias Holtz
Es bleiben noch knapp vier Wochen, um Widersprüche gegen die geplanten Eignungsgebiete für weitere Windräder einzulegen. Dann endet die mittlerweile vierte Runde der Öffentlichkeitsbeteiligung in der Seenplatte. Ausgerechnet denjenigen, die sich ohnehin schon von Windrädern in ihrem Umfeld bedrängt fühlen, werden in Zukunft wohl noch mehr vor die Nase gesetzt. Denn im Vergleich zu anderen Kommunen sollen im Amtsbereich Treptower Tollensewinkel von insgesamt 19 Änderungen der Eignungsgebiete für Windenergieanlagen gleich sieben umgesetzt werden.
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Für den Regionalen Planungsverband spricht laut eigener Aussage angeblich aber absolut nichts gegen weitere Windfelder bei Altentreptow. Und das, obwohl allein die Stadt schon nahezu komplett von solchen Anlagen umschlossen ist. Markante Gebäude, wie beispielsweise der Kirchturm von St. Petri werden weit überragt und als Wahrzeichen überhaupt nicht mehr wahrgenommen.
Altentreptower beklagen hohe Geräuschkulisse
Wie der Fraktionsvorsitzende der Wählergemeinschaft/SPD Mirko Renger erst kürzlich im Interview mit dem Nordkurier betonte, wolle sich die Verwaltung klar dazu positionieren, um die Planungshoheit im eigenen Stadtgebiet behalten zu können. Der Entwurf für eine entsprechende Stellungnahme liegt mittlerweile vor und wurde im jüngsten Bauausschuss erstmals diskutiert.
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„Nach wie vor beklagen die Altentreptower die Geräuschkulisse der Windkraftanlagen, welche nachweislich in einigen Stadtteilen die höchstzulässigen Grenzwerte überschreitet. Weiterhin sind der Schattenschlag und die Befeuerung der Windkraftanlagen immer wieder Kritikpunkte. Alles dies beeinträchtigt die Lebens- und Wohnqualität einiger Bürger erheblich, bis hin zu gesundheitlichen Konsequenzen“, heißt es in dem Schreiben.
Für den neuen Ausschussvorsitzenden Roman Krepelin (Wählergemeinschaft) war dieses Argument allerdings nicht konkret genug. „Kann man das nicht deutlicher herausstellen, wann welche Werte überschritten wurden? Es geht doch hier schließlich um Dinge, die nachweislich die Gesundheit gefährden. Das finde ich höchst bedenklich“, so Krepelin. „Hier greift der Datenschutz“, erwiderte Claudia Ellgoth. Deshalb sei es nicht möglich, die Zahlen der vom Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt (StALU) durchgeführten Messungen öffentlich zu machen. Das wollte Gerhard Quast so nicht stehen lassen. „Ich weiß, dass es sehr wohl auch anonymisierte Daten von den Erhebungen gibt, aus denen deutlich hervorgeht, wann und wie oft Grenzwerte überschritten wurden. Das sollte also unbedingt in die Stellungnahme mit aufgenommen werden“, machte Quast seinen Standpunkt deutlich.
Wählergemeinschaft soll Argumente zuarbeiten
Ohnehin hätten die aufgeführten Punkte an mancher Stelle deutlich härter formuliert werden müssen. „Ich sehe da Nachbesserungsbedarf. Sonst müssen wir am Ende wieder wie bei der dritten Beteiligungsstufe aus privater Initiative einen Anwalt bemühen, der damals dafür gesorgt hat, dass der Planungsverband die Erweiterung des Windparks West von der Tagesordnung genommen hat.“ Wenn der Plan, so wie er jetzt ist, umgesetzt werde, gebe es im Außenbereich von Altentreptow überhaupt keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr, stellte Quast klar.
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Hinzu kommt, dass die Menschen in der Region in den letzten Jahren nicht von der Windenergie partizipieren konnten. Denn die „Dürfen-Regelung“ im neuen Erneuerbaren Energien-Gesetz (EEG), die eine einseitige Zuwendung ohne Gegenleistung von 0,2 Cent pro Kilowattstunde für die tatsächlich eingespeiste Strommenge vorsieht, ist für den Betreiber wiederum nicht verpflichtend.
Die Kommunen sind also nach wie vor vom guten Willen des Vorhabenträgers abhängig. Auch hier müsse sich in Zukunft etwas ändern. „Es ist ja auch nur ein Entwurf, der gerne ergänzt werden kann“, wandte sich Claudia Ellgoth an Gerhard Quast. So einigte man sich darauf, dass die Wählergemeinschaft bis zur nächsten Stadtvertretersitzung noch einige Argumente zuarbeitet und die Verwaltung im Gegenzug prüft, welche Werte in die Stellungnahme eingearbeitet werden können.
Stadt erwartet zumindest fachliche Unterstützung
Ob diese dann am Ende wirklich erfolgsversprechend ist, steht allerdings auf einem anderen Blatt Papier. „Vermutlich stehen die Chancen in Anbetracht der politisch gewollten Energiewende eher schlecht, aber wir müssen es trotzdem wenigstens versuchen und weiter rauszögern“, meinte Roman Krepelin. Sollten die vorgebrachten Argumente nicht zu einem Umdenken führen, erwartet die Stadt in Zukunft zumindest eine fachkompetente Unterstützung bei der Entwicklung einer Modellregion in und um Altentreptow, hieß es aus dem Rathaus.
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Der aktuelle Entwurf der Teilfortschreibung des Regionalen Raumentwicklungsprogramms Mecklenburgische Seenplatte liegt bis zum 7. September in der Geschäftsstelle des Planungsverbandes in Neubrandenburg sowie in den Verwaltungen der Ämter und amtsfreien Städte aus. Im Internet lässt sich das Dokument auf www.raumordnung-mv.de einsehen.