Polizeieinsatz
Ordnungsamt beschlagnahmt Hunde bei Neubrandenburg
Grischow / Lesedauer: 4 min

Kai Horstmann
Zu einem ungewöhnlichen Einsatz musste das Ordnungsamt kürzlich nach Grischow ausrücken: Der Auftrag lautete, zu einem Einfamilienhaus zu fahren, um bei einem Ehepaar mit drei Kindern zwei Französische Bulldoggen zu beschlagnahmen. Einsatzkräfte der Polizei unterstützen nach Nordkurier–Informationen die Beschlagnahme. Auch Kerstin Lenz vom Tierschutzverein Demmin wurde benachrichtigt, um die Hunde in ihr Tierheim in Randow zu bringen.
Zuvor in Neubrandenburg schon Ärger wegen der Hunde
Die betroffene Familie kritisiert die Maßnahme des Ordnungsamtes als „einen vollkommen überzogenen Einsatz.“ Man fühle sich durch eine Amtstierärztin regelrecht verfolgt, so die Hundehalterin. Erst im vergangenen Jahr sei die Familie ihren Angaben zufolge von Neubrandenburg nach Grischow gezogen, weil es zuvor wegen der Hunde immer wieder Ärger mit den Behörden gegeben habe. Dabei seien doch alle Auflagen erfüllt worden, unter anderem, angeordnete Tierarzttermine wahrzunehmen.
Auf dem Hausgrundstück mit kleinem Hof in Grischow leben neben den beiden Französischen Bulldoggen noch zehn Deutsche Doggen. Diese würden ihrem Mann gehören, wie die Bulldoggen–Halterin erklärte. Es handele sich dabei um drei Elterntiere, dazu kämen sieben Welpen, die verkauft werden sollten. Doch der Plan ging bisher nicht auf. Schuld daran sei ein Konflikt mit der Internetplattform Ebay. Die Familie könne nicht als eingetragener Züchter anbieten, deshalb sei die Verkaufsanzeige immer wieder gelöscht worden.
Diese Beschlagnahme ist offenbar nur Teil eines schon länger anhaltenden Konflikts. In Grischow werden hinter vorgehaltener Hand Vorwürfe von Anwohnern gegen das Hundehalter–Ehepaar und ihren Umgang mit den Tieren geäußert. Die Doggen würden zum Beispiel nie zum Gassigehen ausgeführt werden. Deshalb stinke es vom Hof nach Hundekot, zudem seien die Hunde sehr laut und eindeutig nicht erzogen.
Doggen sind auch schon mal ausgebrochen
Eine Anwohnerin, die anonym bleiben möchte, wird sehr deutlich. Der gesamte Hof sei voller Kothaufen, die nicht weggemacht würden. „Als die Familie hier herzog, haben wir uns anfangs ja noch gut verstanden. Da waren es auch nur fünf Hunde. Dann wurden es nach dem Wurf zwölf, von denen zwei verkauft wurden. Und jetzt sind es wieder zwölf“, schildert die Dorfbewohnerin. „Mittlerweile sind die Zustände katastrophal! Der verdreckte Hof zieht Tausende von Fliegen an. Wir können zu dieser Grundstückseite hin keine Fenster mehr richtig öffnen.“
Die Doggen seien auch schon mal ausgebrochen, heißt es weiter. Eine Tagesmutti mit vier Kindern habe sich verstecken und mit den Kindern nach Hause schleichen müssen. Der Vorfall wird von der Hundehalterin grundsätzlich bestätigt, mittlerweile sei der kaputte Zaun, der den Hunden den Ausbruch gestattet habe, aber repariert worden, macht sie geltend.

Den Vorwurf, ihre Hunde seien zu laut, kann sie nicht nachvollziehen. Es gebe viele Hunde in Grischow, die laut bellen würden. Auch gegen die Behauptung, das Grundstück sei verdreckt, setzt sich die Frau zur Wehr. Die Hundehaufen auf dem Gelände würden täglich beseitigt. Als Beweis schickte sie Fotos von ihrem Hof, die den aktuellen Zustand zeigen sollen.
Sieben Hunde sollen vermittelt werden
Wie die Hundehalterin weiter erklärte, sei die Beschlagnahme nach ihrer Kenntnis durch das Ordnungsamt Neubrandenburg erfolgt. Hintergrund sei eine Einschätzung gewesen, dass die Bulldoggen gefährlich seien. Dass dem nicht so ist, möchte die Halterin nun mit einer Begutachtung durch das Veterinäramt beweisen. Auch zur Vielzahl der Hunde auf dem Grundstück sei eine Lösung in Sicht, so die kritisierte Hundehalterin. „Heute war eine Amtstierärztin da und hat sich alles noch einmal angeschaut. Das Veterinäramt kümmert sich darum, dass die sieben Welpen jetzt auf einer Internetseite angeboten werden.“
Zu Details zu den Vorwürfen, den Maßnahmen und möglichen weiteren Konsequenzen hält sich die zuständige Kreisverwaltung der Mecklenburgischen Seenplatte bedeckt, wie Pressesprecher Nils Henke kurz und knapp mitteilt. „Bezüglich der Hunde handelt es sich um ein laufendes Verfahren — deshalb werden von unserem Veterinäramt auch hier keine Auskünfte erteilt.“