Senioren-Wohnpark
Pflegeheime – die Preise steigen drastisch
Friedland / Lesedauer: 3 min

Pablo Himmelspach
Katharina Friesse blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die jüngste Pflegereform. Seit dem September des vergangenen Jahres werden Pflegekräfte in ganz Deutschland nach Tarif bezahlt, was für die meisten einer Lohnerhöhung gleichkommt. Für die Mitarbeiter des Senioren-Wohnparks Friedland sei das ein „großer Schritt“, betont die Heimleiterin: „Ich gönne wirklich allen die höheren Löhne.“
Pflegereform sorgt für Probleme
Dennoch kommen mit der Pflegereform auch Probleme. Probleme, deren Ausmaß erst in den kommenden Monaten spürbar würden – und die vor allem die Bewohner treffen. In Friedland tritt jetzt das ein, was in anderen Pflegeheimen in Neubrandenburg bereits geschehen ist: „Was wir wissen, ist, dass wir viel teurer werden“, sagt Katharina Friesse. Denn irgendwo müsse das Geld für die Mitarbeiter ja herkommen.
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Der Neubrandenburger Pflegedienst Wilma musste seine Preise längst erhöhen – mit drastischen Folgen für die Bewohner. „Wir haben kaum neue Patienten, die nicht in die Sozialhilfe rutschen“, sagt Leiter Maik Wolff. Einige hätten gekündigt, um sich einen neuen Pflegedienst zu suchen, der mit der Preiserhöhung noch wartet. Für Wilma sei das kein Problem, die Nachfrage sei so hoch, dass die Plätze schnell neu vergeben waren.
„Der Bund müsste die Landkreise entlasten“
Problematisch sei es hingegen für die Bewohner: „Mit einer normalen Rente kann sich das fast niemand mehr leisten. Der Bund muss jetzt gegensteuern und die Landkreise mit der Sozialhilfe entlasten“, meint Maik Wolff. Denn die seien völlig überlastet. Allein 130 Anträge aus dem Hause des Neubrandenburger Pflegedienstes Wilma liegen laut Wolff aktuell noch unbearbeitet beim Sozialamt. Das Geld fehlt bei den Pflegediensten. „Man wartet dadurch in der Summe schnell mal auf eine Viertelmillion Euro“, sagt Maik Wolff.
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In Friedland sind die konkreten Folgen der Tarif-Einführung noch unklar. Wie viel ihre Bewohner bald draufzahlen müssen, wisse sie nicht, sagt Katharina Friesse. Man befinde sich diesbezüglich noch in Verhandlungen mit den Pflegekassen. Klar sei aber, dass viele Bewohner die Kosten nicht allein stemmen können. „Viele werden in die Sozialhilfe rutschen, denn die allgemeinen Preissteigerungen kommen ja noch hinzu“, erwartet Katharina Friesse.
Quote für Fachkräfte erfüllt
Noch ist von diesen dunklen Zukunftsaussichten im Friedländer Seniorenheim aber nichts spürbar, von den 112 Bewohnern bekämen gerade mal fünf Sozialhilfe. Und auch was die Personalsituation betrifft, über die viele andere Unternehmen in der Branche klagen, sieht es in Friedland gut aus. „Wir konnten die gesetzlichen Vorgaben zur Fachkraftquote erfüllen. Das ist wirklich toll und war nicht immer so“, freut sich Katharina Friesse. Dass das so ist, liege auch an der satten Zahl an Auszubildenden, von denen viele beim Unternehmen blieben. Vier konnten im vergangenen September übernommen werden, zwölf sind derzeit noch im Wohnpark beschäftigt. Und auch an der Spitze herrscht Bewegung: So wurde die langjährige Mitarbeiterin Katja Karstädt kürzlich zur Pflegedienstleiterin befördert.