Interview
Sänger der „Prinzen“ erinnert Gender-Sprache an die DDR
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Pablo Himmelspach
In Ihrem neuen Album sprechen Sie die großen Themen der Menschheit an, wie etwa den Klimawandel. Muss Musik in diesen Zeiten politisch sein?
Ganz klar nein. Musik dient dazu, den Menschen Freude zu bereiten und sie zu unterhalten. Würde ich politische Botschaften versenden wollen, wäre ich Politiker geworden. Wobei sich viele Musiker als Sprachrohr der Politik und der Medien missbrauchen lassen, um Aufmerksamkeit zu erlangen. Ich bin der Meinung, Musik sollte niemals mit erhobenem Zeigefinger belehren. Das stört mich auch bei anderen Themen, wie zum Beispiel der Gender-Sprache. Mich erinnert das alles an die DDR, als man aufpassen musste, was man sagt.
Lesen Sie dazu auch: „Schluss mit Gendern” - das fordert eine Hamburger Initiative
Was zeichnet denn Ihr neues Album aus, wenn es nicht das Politische ist?
Wir haben versucht, uns auf die Ur-Prinzen der 1990er Jahre zu besinnen. Dabei wollten wir sie mit dem neuen Jahrtausend verbinden. Ganz neu ist das Album natürlich nicht mehr, es ist in der Coronazeit entstanden und spiegelt auch diesen Zeitgeist wider: all das, was uns diese zwei Jahre genommen haben. Im Nachhinein konnte man ja sehen, dass die meisten Restriktionen völlig sinnlos waren.
Mit ihrer Tour feiern Sie Ihr 30–jähriges Bestehen. Was ist das Geheimnis hinter Ihrem Zusammenhalt?
Das Geheimnis liegt in unserer Kindheit. Ich habe Sebastian das erste Mal getroffen, da war ich neun und er sechs oder sieben. Wir haben ja damals im Thomanerchor gesungen, da gab es strenge Regeln. Man hat gelernt, sich der Gemeinschaft zu fügen. Wir haben immer im Hinterkopf, dass es am Ende um die Band geht, die nicht nur uns, sondern auch vielen anderen Menschen etwas bedeutet. Seine Eitelkeiten muss man dabei zurückfahren.

Haben Sie in all den Jahren schon mal ans Aufhören gedacht?
Das gehört dazu und ist ein ganz normaler Zustand. Am Ende ist die Musik unsere Arbeit. Und egal ob Klempner oder Arzt — jeder hat mal die Schnauze voll. Dann muss man abwägen, was einem wirklich wichtig ist. Aber diese Momente hören auch wieder auf.
Was erwarten Sie von Neubrandenburg? Waren Sie schon einmal hier?
Na klar, schon oft. Das erste Mal glaube ich 1989. Damals habe ich Urlaub am Tollensesee gemacht, das war wirklich sehr schön dort. Ich hatte gerade meinen ersten Nummer 1 Hit — „Namen“ hieß der. Der lief in der DDR–Hitparade hoch und runter, aber das hat damals kein Schwein interessiert. Es wollten ja alle in den Westen.
Sind Sie vor Konzerten noch aufgeregt?
Eine gewisse Spannung ist immer da. Die ist umso größer, wenn die Tour gerade losgeht. Da ist man schon sehr aufgeregt. Die Aufregung legt sich aber im Laufe einer Tour recht schnell und wird zu einer angenehmen Routine. Das heißt nicht, dass es langweilig wird, sondern dass dann eine gewisse Sicherheit kommt. Jede Show ist ein neues Abenteuer, auf das man sich freut. Ich muss aber generell sagen: Die Bühne ist mein Wohnzimmer, ich fühle mich da sicher.
Letzte Frage: Was ist Ihr persönlicher Lieblingssong der Prinzen?
(lacht) Im Moment ist es „Der Mann im Mond ist ein Mädchen“ vom neuen Album.
Am Sonntag, 19. März 2023, spielen die Musiker im Rahmen ihrer Jubiläumstour im Jahnsportforum. Beginn des Konzertes ist um 18 Uhr.