Nach Wolf–Angriff
Schaf–Halterin äußert sich überraschend zu Wolfsriss
Cölpin / Lesedauer: 2 min

Susanne Böhm
Drei Wochen, nachdem ein Wolf auf einer Wiese hinter ihrem Haus in Cölpin ihr Schaf getötet und halb aufgefressen hat, ist Katharina Kammann ganz entspannt. „Wölfe gehören eben auch dazu. Man muss wohl irgendwie einen Mittelweg finden, mit ihnen zu leben. Der Fuchs holt sich auch Hühner, da spricht kein Mensch drüber.“
Von dem Angriff in jener Aprilnacht rund 200 Meter von ihrem Haus und einer Kita entfernt hatte die 60–Jährige nichts mitbekommen. Stutzig wurde sie, als am nächsten Morgen eins der vier Kamerunschafe fehlte. Schnell fand sie seine Überreste im hinteren Teil der Weide, „zur Hälfte aufgefressen“. Besonders schockiert habe sie der Anblick nicht. Auf dem Land lebend bekomme man immer mal wieder ein totes Tier zu sehen. Auch die überlebenden Schafe hätten unbeeindruckt gewirkt. Ein bisschen Scheu seien sie schon immer gewesen.
Um Gewissheit zu haben, ob es ein Hund oder ein Wolf war, rief sie eine Wolfsbetreuerin hinzu. Diese habe sofort auf Wolf getippt, was eine DNA–Probe dann auch bestätigte.
Tiere werden nachts eingesperrt
Lebt es sich mit dem Wissen, einen Wolf auf seinem Grundstück gehabt zu haben, irgendwie anders? Ist ihr der Gedanke unheimlich, hat sie vielleicht sogar Angst? Nein, versichert sie. „Wölfe sind scheu, die tun Menschen nichts.“ Wie die Koexistenz von Weidetieren und Wölfen auf Dauer geregelt werden soll, da hat sie allerdings auch keine zündende Idee.
Natürlich seien regelmäßige Gemetzel unter Schafsherden, wie es zwei Tage nach dem Angriff auf ihr eigenes Schaf im wenige Kilometer entfernte Rühlow geschah, nicht akzeptabel und für Berufsschäfer existenzbedrohend. Für deren Entsetzen habe sie volles Verständnis. Sie selbst halte Schafe „als Rasenmäher“. Dass eines fehlt, sei zu verkraften. Die anderen werden seither aber nachts im Stall eingesperrt. Man müsse den Wolf ja nicht provozieren.
Sie betont: „Ich bin keine Wolfsgegnerin, will keine Hetzjagd, habe weiterhin nichts gegen Wölfe. Sie gehörten schon vor Hunderte Jahren zu unserem Ökosystem.“ Das Motto „leben und leben lassen“ gelte jedoch auch für Schafe.
Ein Wolf hatte in der Nacht zum 17. April auf einer Weide bei Rühlow zehn Lämmer und zwei Muttertiere teils getötet, teils schwer verletzt. Zwei Nächte zuvor war Katharina Kammanns Schaf im rund vier Kilometer entfernten Cölpin ebenfalls einem Wolf zum Opfer gefallen. Ob es in beiden Fällen ein und der selbe Wolf war oder sich um verschiedene Tiere handelt, wird derzeit ermittelt.