Tourismuskonzept

Schlacht im Tollensetal sorgt für Wirbel im Landtag

Altentreptow / Lesedauer: 4 min

Trotz Einigkeit über die Bedeutung der archäologischen Sensation im Tollensetal hagelte es in der Diskussion zum weiteren Umgang damit im Landtag Kritik von der Opposition.
Veröffentlicht:09.12.2022, 07:39

Von:
  • Karsten Riemer
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Mit der „Schlacht im Tollensetal“ hat die Region Altentreptow eine archäologische Sensation vorzuweisen. So ist das älteste bekannte Schlachtfeld Europas – zeitlich verortet in der Bronzezeit vor knapp 3000 Jahren – ein schier unerschöpflicher Quell von Zeugnissen der Vergangenheit. Bislang vornehmlich für Historiker. Ein Antrag von SPD und Linke, der in der jüngsten Landtagssitzung abgesegnet wurde, soll jedoch die Weichen für eine touristische Nutzung stellen.

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„Was sich im Tollensetal erforschen lässt, ist bedeutsam wie das Tal der Könige in Ägypten, die Angkor-Wat-Tempelanlagen in Südostasien, der Schatz des Priamos in Südwestasien, der Machu-Picchu in Südamerika. Das ist Weltrang“, untermauerte Anna-Konstanze Schröder (SPD) den Vorstoß der beiden Parteien.

Landesdenkmalamt soll Konzept für touristische Erschließung erstellen

Zwischen den Bekanntheitsgraden der Schlacht bei Altentreptow und den für Schröder in einer Linie stehenden archäologischen Fundstätten liegen allerdings Welten. „Mit seinen Pfunden muss man wuchern. Im Tollensetal haben wir so ein sensationelles Pfund. Nur weiß kaum jemand was davon, und es ist stark gefährdet. Das wollen wir jetzt ändern“, so der SPD-Abgeordnete Thomas Krüger.

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Daher wird antragsgemäß nun das Landesamt für Kultur und Denkmalpflege (LAKD) mit einer Konzeption beauftragt, wie die touristische Erschließung erfolgen kann – ohne, dass die Fundstelle in Gefahr gebracht wird. Weitere Ausgrabungen und eine Sicherung der Funde gehen damit einher. Nach Vorstellung von SPD und Linken soll das LAKD dabei gemeinsam mit anderen Akteuren der Region, unter anderem dem Landestourismusverband, der Gesellschaft für Archäologie, Pädagogen und dem Amt Treptower Tollensewinkel, agieren.

Zu wenig Personal in der Denkmalpflege

Trotz allgemeiner Zustimmung im Parlament bezüglich der Bedeutung des historischen Schlachtfelds ließ Kritik vonseiten der Opposition nicht lange auf sich warten. „Wir unterstützen ausdrücklich eine touristische Erschließung der Fundstelle als wichtiges Leuchtturmprojekt in der Region“, so der wissenschafts- und klimapolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Hannes Damm.

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Allerdings sei nach Ansicht seiner Partei der Fokus des Antrags falsch gesetzt. So müssten vor der touristischen Betrachtung die Funde umfassend gesichert, bearbeitet und wissenschaftlich ausgewertet werden. „Jetzt schon am Tourismuskonzept für das Tollensetal zu arbeiten, hieße, den zweiten vor dem ersten Schritt zu machen“, sagte er. Zudem sei die Finanzierung bisher undurchsichtig und eine – allgemein und für das Projekt im Speziellen – notwendige personelle Aufstockung des LAKD anhand der Haushaltsunterlagen für 2023 nicht absehbar.

CDU: Eine Million Euro liegt längst bereit

Drastischer gehen die Christdemokraten mit dem Antrag der Regierungsparteien ins Gericht, sprechen gar von einer Blamage. Allerdings nicht bezogen auf das grundsätzliche Ansinnen, die Region über die archäologische Ausgrabungsstätte touristisch zu entwickeln. Der Fehler des Vorstoßes liege an anderer Stelle. „Er kommt mehr als zwei Jahre zu spät und ignoriert, dass sich das Land Mecklenburg-Vorpommern und der Landkreis Mecklenburgische Seenplatte schon lange auf den Weg gemacht haben“, so die wissenschaftspolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Katy Hoffmeister.

Schon 2020 hätte die CDU dafür gesorgt, dass über den Strategiefonds und über Fördermöglichkeiten des Wirtschaftsministeriums Mittel in Höhe von insgesamt einer Million Euro bereitgestellt werden, um sowohl die Forschung vor Ort voranzutreiben als auch ein touristisches Gesamtkonzept für das Tollensetal zu entwickeln. Entsprechende Zuwendungsbescheide würden seit dem Juli dieses Jahres vorliegen. Die Krux an der Sache ist jedoch laut Anna-Konstanze Schröder, dass bisher noch niemand das Geld so richtig in das Projekt gebracht habe.

Unabhängig von aller Kritik: „Die Schlacht im Tollensetal“ ist auf dem Weg in die Moderne. Bis September 2023 sollen antragsgemäß die ersten Ergebnisse diesbezüglich auf dem Tisch liegen.