StartseiteRegionalNeubrandenburgSchnäppchen und Bratwurst-Politik – Riesen-Erfolg für Dorfverein

Flohmarkt

Schnäppchen und Bratwurst-Politik – Riesen-Erfolg für Dorfverein

Neverin / Lesedauer: 3 min

Erstmals war in Neverin das ganze Dorf zum Flohmarkt aufgerufen. Der Andrang überwältigte die Organisatoren. Nur am Grill gab es Grund zur wenig ernst gemeinten Klage.
Veröffentlicht:25.09.2022, 16:33

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Die wenigen, die kurzzeitig vergessen hatten, was am Sonntag in Neverin los ist, dürften nicht schlecht gestaunt haben. Ab dem Ortseingangsschild parkten die Autos am Straßenrand, zahlreiche Menschen waren auf der Straße. „Ich dachte kurz, es hätte hier einen schlimmen Unfall gegeben”, sagte ein junger Mann.

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Großer Andrang – etwa 150 Verkäufer

Bereits die Szene, in der eine Familie versuchte ein Schaukelpferd auf ihrem Fahrzeug reisetauglich festzubinden, ließ den wahren Grund erahnen. Der Trubel war die Folge einer besonderen Idee, die sich die Neveriner ausgedacht hatten. Um 10 Uhr startete der große Haus- und Hofflohmarkt.

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Jeder Einwohner, der mitmachen wollte, konnte im eigenen Garten, der Einfahrt oder auch mal direkt am Bürgersteig seinen Tisch aufstellen und die eigens ausgesonderten Dinge in neue Hände zu geben. Eine gute Möglichkeit, bei sich selbst auszumisten oder mit den Nachbarn mal wieder ins Gespräch zu kommen. Rund 150 der insgesamt 400 Neveriner Haushalte machten mit, die Besucher kamen aus dem gesamten Umland.

Dorf profitiert vom Zuzug

„Ich hatte auch Käufer aus Teterow”, sagte Karolin Koreng. Die junge Frau hatte sich gleich die halbe Familie als Hilfe gesucht, um ihren Stand war die Menschentraube besonders groß. „Schallplatten, Schmuck, Klamotten. Hier geht wirklich alles weg”, sagte sie. Bereits um 8 Uhr habe sie ersten Interessierten noch vom Transporter aus einige Sachen verkaufen müssen.

Initiiert wurde die dörfliche Großveranstaltung vom Dorfclub Neverin. Deren Vorsitzende Claudia Klose zeigte sich "überwältigt” von der Resonanz. „Es haben sich noch einige von den anderen anstecken lassen”, sagt sie. Für den Dorfclub sei das ein voller Erfolg. Vergangenes Jahr hatte sich der Vorstand neu aufgestellt und deutlich verjüngt, profitierte von dem Zuzug vieler junger Familien in das Dorf bei Neubrandenburg. „Wir haben etwa 60 unserer jetzt 145 Mitglieder alleine im vergangenen Jahr gewonnen”, sagt die Vorsitzende.

Es ging auch um die Wurst

Der Andrang hatte aber auch seine „Schattenseiten”. Claudia Kloses Mann Nico, Bürgermeister der 1000-Einwohner-Gemeinde bei Neubrandenburg, musste bereits zur Mittagszeit unter Protest der Hungrigen den Grill zuklappen. „Würstchen sind aus”, sagte der erschöpfte Gemeindechef. Dabei hatte er erst zwei Stunden zuvor etwa 100 Stück auf den Grill gelegt. Eine Chance, selber mal durch das Dorf zu gehen, gab es dann erstmal nicht mehr. „Das stand nicht in der Stellenbeschreibung”, sagt Klose scherzhaft, der 2019 zum Bürgermeister gewählt wurde.

Er wird die Möglichkeit bekommen, seine „Bratwurst-Politik” zu überdenken. Denn eine Wiederholung des großen Dorfflohmarktes gilt bereits als beschlossene Sache. „Unbedingt”, sagt Claudia Klose. Schon, weil es so viele Besucher gewünscht hätten. Den Plänen nach soll der große Flohmarkt nun immer im September stattfinden. Damit ihn auch ja niemand kurzzeitig vergisst.