Mr. Gay Germany 2015
Schönster Schwuler ist ein Neubrandenburger
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Susanne Schulz
Tony ist schwer zu erreichen am „Tag danach“, nach jenem aufregenden Wochenende, an dem der 21-Jährige aus Neubrandenburg zum Mister Gay Germany gekürt wurde, zur Nummer 1 unter den schwulen jungen Männern Deutschlands. Womöglich wird er schon von einem Medientermin zum nächsten gereicht? Falsch: Tony hat einfach Unterricht. Die alltäglichen Pflichten im Abiturjahr haben Vorrang vor dem taufrischen Ruhm, erst mittags ist Zeit fürs erste Interview, sprich: einen Rückruf beim Nordkurier.
Erst allmählich wird ihm so richtig bewusst, was er da vollbracht hat, bekennt Tony und schildert die entscheidenden Momente des deutschlandweiten Wettbewerbs, in dem er es über Castings, Vorentscheidungen, einer selbst gestalteten Kampagne und Internet-Abstimmungen bis ins Finale der besten Fünf geschafft hatte. Als nach der Bekanntgabe des Drittplatzierten nur noch er selbst und ein 20-jähriger Student aus Köln auf der Bühne standen, war er fest überzeugt, der Andere habe gewonnen. Doch nein: Schier fassungslos erlebte Tony, wie er zum Sieger ausgerufen wurde. „Das war ein krasser Moment“, erzählt er.
Gewinner will ein neues Morgen
Immerhin lagen da schon ereignisreiche Monate hinter dem jungen Mann, der in Neubrandenburg aufwuchs und jetzt in Berlin lebt, wo er sich auch schon als Model einen Namen gemacht hat – bis hin zu internationalen Fotoshootings und Auftritten auf der Berliner Fashion Week. Doch beim Wettbewerb um den Titel „Mister Gay Germany“ war nicht nur Model-Potenzial gefragt, sondern auch Engagement für ein selbst
gewähltes Thema.
„New Tomorrow“ nannte Tony Eberhardt seine Kampagne: Für ein „neues Morgen“ setzt er sich ein, gegen ewig-gestrige Vorurteile aller Art. Denn die ist dem homosexuellen, seit früher Kindheit hörgeschädigten Neubrandenburger schon zuhauf widerfahren. Durch den Sport – Leichtathletik und Handball – und später auch das Modeln gewann er an Selbstbewusstsein und macht sich nun stark dagegen, dass Menschen diskriminiert werden wegen ihrer Sexualität, ihres Aussehens, einer Behinderung oder schlicht ihres
Andersseins.
Der Titel bringt vielerlei Verpflichtungen mit sich
Eine intensive Zeit steht ihm bevor: mit all den Vorzügen und Verpflichtungen, die sein Titel mit sich bringt – wie einem Trip nach New York, einem Mode-Shooting auf Mallorca, einer Reise nach Gran Canaria und Aufnahmen für die Titelseite des Magazins „Männer“ –, aber auch mit all den Verpflichtungen, die die Schule noch mit sich bringt. Just an jenem Tag, an dem das Welt-Finale beginnt, muss Tony vorm Abflug erst mal die zentrale Abiturprüfung in seinem Leistungskurs-Fach Biologie schreiben.