Schulprojekt

Schüler machen Geschichte mit Modellbau greifbar

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Im Chemieunterricht sind Modelle üblich, nun basteln Schüler am Einstein-Gymnasium auch Modelle für den Geschichtsunterricht – derzeit eines zum Ersten Weltkrieg.
Veröffentlicht:09.11.2022, 11:17
Aktualisiert:09.11.2022, 11:20

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Sieben Schulstunden liegen bereits hinter ihnen. Doch donnerstags um 15 Uhr ist noch mal konzentriertes Arbeiten angesagt im Keller des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG) in Neubrandenburg (Landkreis Mecklenburgische Seenplatte). Schülerinnen und Schüler der 8. und 9. Jahrgangsstufe sägen, kleben, schneiden und malen hier an maßstabsgetreuen Modellen. Ihr aktuelles Projekt: ein möglichst originalgetreuer Querschnitt eines Frontabschnitts im Ersten Weltkrieg.

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Kurs zum Modellbau läuft am Nachmittag

Harte Kost. Doch mithilfe eines solchen Modells können Schüler im Geschichtsunterricht viel besser und plastischer verstehen, wie sich das grauenhafte Gemetzel Anfang des 20. Jahrhunderts abgespielt haben könnte, sagt Geschichtslehrer Daniel Bauer. Er betreut den Kurs zum Modellbauen bereits im zweiten Jahr. Der Kurs ist Teil des Ganztagsangebots der Schule. Es sieht vor, dass jeder Schüler verpflichtend nach dem Unterricht noch einen Kurs belegt. Das kann zum Beispiel Sport im Verein sein, Programmieren lernen oder Gitarre spielen. Oder sich eben kreativ und handwerklich ausleben beim Modellbau.

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Idee kam von den Schülern selbst

Sechs Schüler haben sich für den Kurs angemeldet. „Ich find’s cool, etwas mit meinen Händen zu bauen“, sagt Neuntklässler Albert. Wenn es angeboten wird, will er im nächsten Jahr mit dem Modellbau weitermachen. Die Idee, sich in diesem Jahr dem Thema Erster Weltkrieg zu widmen, kam von den Schülern selbst. „Im Geschichtsunterricht nehmen sie das gerade durch, da bietet sich das natürlich an“, erklärt Lehrer Daniel Bauer. Die Infos, wie so ein Schützengraben aussieht, beziehen sie aus den Quellen im Unterricht.

Modelle halten lange

Generell findet Bauer, dass das Lernen mit Modellen unterschätzt ist. Im Bereich Physik oder Chemie sei das gang und gäbe, im sozialwissenschaftlichen Kontext eher verpönt. Dabei biete sich das gerade für den Geschichtsunterricht extrem an, sagt er. „Mit einem guten Modell, was wir hier bauen, können Schüler noch in 100 Jahren lernen. Das ist nachhaltig“, plädiert er für die Etablierung des Lernens mit Modellen.

Modelle werden ausgestellt

Im vergangenen Schuljahr bastelten die Schüler an einer Westernstadt. Mit Saloon, Drugstore und Wasserturm – wie man sich so ein kleines Nest im Wilden Westen eben vorstellt. Am Tag der offenen Tür des AEG am 19. November werden die Modelle im Maßstab 1:72 ausgestellt. „Das ist natürlich auch für die Schüler schön. Sie können stolz sein auf das, was sie mit ihren eigenen Händen gebaut haben. Es ist etwas, was man vorzeigen kann“, meint Daniel Bauer.

Mittelalterliche Stadt ist in Arbeit

Der 31-Jährige ist selbst begeisterter Modellbauer. In seiner Freizeit bastelt er an einem Modell der Neubrandenburger Innenstadt zur Zeit des Mittelalters. Bis das allerdings mal fertig wird, braucht es noch ein paar Sommerferien, meint der Lehrer schmunzelnd.