Ermittlungen

Sexuelle Belästigung von Kindern? Polizei reagiert auf Facebook-Hetze

Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Bei Facebook kursierte das Bild eines Mannes, der Kinder sexuell belästigen soll. Die Polizei kennt den Mann – und ermittelt nun aber auch gegen den Verfasser des Beitrags.
Veröffentlicht:15.08.2022, 13:41
Aktualisiert:15.08.2022, 15:18

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Die Polizei Neubrandenburg ermittelt offenbar seit geraumer Zeit gegen einen 25-jährigen Mann aus der Region, der mehrfach Menschen sexuell belästigt haben soll. Die Beamten machten diese Ermittlungen allerdings erst jetzt öffentlich - nachdem übers Wochenende auf Facebook ein Foto des Mannes aufgetaucht war, versehen mit einer Warnung vor dessen angeblicher Gefährlichkeit.

Facebook-Beitrag verbreitete sich rasant 

Der 25-jährige Ukrainer sei bereits an mehreren Orten gesehen worden und - so heißt es in dem Facebook-Beitrag - "wartet auf die Gelegenheit, wenn Kinder alleine sind." Weiter schrieb der Verfasser des Facebook-Beitrags: "Polizei kann nichts machen, weil noch nichts passiert ist."

Der Beitrag fand rasende Verbreitung im Netz, wurde mehr als tausend Mal geteilt. In den Kommentaren kam es binnen kurzer Zeit auch zu Selbstjustiz-Aufrufen und sogar zu Mordaufrufen gegen den Mann.

Polizei ermittelt tatsächlich gegen den Mann

Die Polizei stellte nun klar: Ja, es gebe die Ermittlungen wirklich und der auf dem Foto gezeigte Mann werde entsprechender Taten verdächtigt. Es gehe konkret um zwei Fälle gegenüber Erwachsenen. Weiter schreiben die Beamten: "Auch der Vorwurf, Kinder sexuell angesprochen bzw. angefasst zu haben, ist bekannt, bisher hat es jedoch keine konkreten Anzeigen gegeben." Die Polizei bittet weitere mögliche Geschädigte, sich telefonisch unter 0395 / 55822224 zu melden oder bei jeder anderen Polizeidienststelle.

Weiter stellen die Beamten klar: "Für Ermittlungen und Verurteilungen sind Polizei und Justiz zuständig. Daher appellieren wir an alle, Aufrufe zur Selbstjustiz weder zu dulden noch selbst zu veröffentlichen." Deshalb werde inzwischen auch gegen den Verfasser des Facebook-Posts wegen des Verdachts der Verletzung von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen ermittelt. Er werde von der Polizei eine Gefährderansprache erhalten und aufgefordert, den kompletten Beitrag zu löschen. Auch die Facebook-Nutzer, die unter dem Beitrag zu Selbstjustiz und zum Teil sogar zur Tötung des Verdächtigen aufgerufen hätten, müssten mit Ermittlungen rechnen.

Wieso die Polizei nicht von sich aus über den Fall informiert hat und seit wann die Ermittlungen bereits laufen, erklärten die Beamten in ihrer Mitteilung derweil nicht. Auch nähere Informationen zu den konkreten Fällen fehlen in der Mitteilung der Polizei.