Sie hört zu, wenn man niemanden mehr zum Zuhören hat
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Henning Stallmeyer
Krieg, Corona-Pandemie und ständig steigende Preise. Alles Themen, die die Menschen belasten und manchmal sogar krank machen. Wer vor Kummer und Angst nicht mehr weiter weiß, sucht professionelle Hilfe: erst beim Hausarzt, dann beim Psychologen.
Einfach mal reden – worüber, ist egal
Was aber, wenn man keinen Therapieplatz bekommt, weil die Psychologen in der Stadt völlig überlastet sind? Für diesen Fall hat Fabienne Urmoneit jetzt in Neubrandenburg eine psychosoziale Beratungsstelle eröffnet. Ein Schwerpunkt ist die allgemeine psychosoziale Beratung, die es in Neubrandenburg bisher so nicht gibt. Denn die meisten anderen Beratungsstellen haben sich auf spezielle Probleme wie Spielsucht, Eheprobleme oder Drogen spezialisiert.
Hinter dem sperrigen Begriff verbirgt sich ein niedrigschwelliges Angebot für alle, die einfach mal reden wollen. Worüber? Das ist eigentlich egal: Probleme am Arbeitsplatz, in der Familie, über eine belastende Krankheit oder einfach die ungewisse Zukunft und die Angst vor globalen Problemen – Fabienne Urmoneit hört zu, unterstützt und vermittelt. Die 31-Jährige macht das ehrenamtlich, ihr Angebot kostet die Menschen keinen Cent.
Auf die Idee kam sie, als eine Bekannte der gebürtigen Berlinerin einen Therapieplatz in Neubrandenburg suchte und kurzfristig keinen bekam. Wartezeiten von 12 bis 24 Monaten sind keine Seltenheit, sagte man ihr, nur bei akuter Selbst- oder Fremdgefährdung werden Ausnahmen gemacht. Dabei bleiben aber viele Menschen mit ihren Sorgen und Problemen allein und haben niemanden zum Reden.
Diese Lücke will Fabienne Urmoneit schließen. Die Frau ist vom Fach, sie hat ihren Master in Psychosozialer Beratung in Neubrandenburg absolviert: Im Hauptberuf arbeitet sie für die Hochschule und begleitet Studentinnen auf ihrem Weg in den Beruf.
Büro in der Neubrandenburger Innenstadt
„Schweigen ist Silber, Reden ist Gold“, lautet das Motto von Fabienne Urmoneit. „Durch die aktuellen Krisen vereinsamen viele Menschen und haben niemanden zum Reden. Dafür bin ich da, ich höre zu“, beschreibt sie ihr Angebot. Wichtig ist ihr dabei vor allem, unvoreingenommen und vorurteilsfrei zu sein. „Etwas, das heutzutage nicht selbstverständlich ist“, betont sie.
Fabienne UrmoneitDurch die aktuellen Krisen vereinsamen viele Menschen und haben niemanden zum Reden. Dafür bin ich da, ich höre zu.
Über das Zuhören hinaus kann sie ihre Kontakte und Netzwerke nutzen, um bei Bedarf vielleicht doch schneller einen Therapieplatz zu finden oder andere Hilfen zu vermitteln. Ihre Beratungsstelle sieht sie als eine Art Wartezimmer für alle, die in Neubrandenburg kurzfristig keine psychologische Hilfe bekommen. Dann springt sie ein und kümmert sich. Auch um jene, die sich keinen Psychologen leisten können – eine Beratungsstunde kostet dort nicht selten 100 Euro und mehr.
Sie berät in einem Büro in der Innenstadt, in der Pfaffenstraße 9. „Das ist ideal, barrierefrei und sehr zentral“, freut sie sich. Ihre Termine vereinbart sie nach Absprache ganz individuell, sagt sie. Dabei falle alles, was die Betroffenen ihr erzählen, unter die Schweigepflicht, versichert Fabienne Urmoneit.
Wer das Angebot der Psychosozialen Beratungsstelle in Anspruch nehmen möchte, kann sich direkt an Fabienne Urmoneit wenden.
Sie ist telefonisch unter 0179 2203615 oder per E–Mail an [email protected] zu erreichen.