Rettungseinsatz
Sirenen schrecken Einwohner beim Frühstück auf
Staven / Lesedauer: 3 min

Thomas Beigang
Den Notärzten und Sanitätern, die jetzt hastig in den Bus klettern, bietet sich ein Bild des Schreckens. Mehr als zwei Dutzend Kinder und Jugendliche hängen in den Sitzen oder liegen in dem schmalen Durchgang. Einige mit blutenden Kopfwunden, andere mit offensichtlich gebrochenen Gliedmaßen, ganz vorn wimmert nur noch kraftlos ein Junge und zeigt immer wieder auf sein offenes Bein, ein weißer Unterschenkelknochen hat sich durch die Haut gespießt.
Unfall am unbeschrankten Bahnübergang
Ein Sanitäter fordert alle, die noch gehen können, zum Verlassen des Busses auf, darußen werden die Leichtverletzten von Kameraden der Feuerwehr in Empfang genommen und zum Verbandsplatz geführt. Die anderen aus dem Bus, die es viel schlimmer getroffen hat, werden nach und nach herausgetragen, versorgt und in die mittlerweile eingetroffenen Rettungsfahrzeuge gehoben.
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Mit grüner Schiedsrichter–Weste steht Norbert Rieger ein Stück daneben und macht sich Notizen. Der Mann hat die Ruhe weg — denn alles ist nur eine Übung. „Wir überprüfen den Einsatz und die Leistungsbereitschaft der Wehren im Amt Neverin“, erklärt Rieger. Der war früher mal Kreiswehrführer und hat große Anteile an der Vorbereitung der Übung. Die geht von einem fürchterlichen Geschehen aus: Am unbeschrankten Bahnübergang in Staven, hier fahren noch manchmal Güterzüge zwischen Friedland und Neubrandenburg hin und her, stieß ein Schulbus mit einem Lkw zusammen. Und als ob das nicht schon Unglück genug wäre — der Laster erweist sich auch noch als Gefahrguttransporter.
Ausbilder zieht positive Bilanz
Was der für ein „Teufelszeug“ geladen hat, ob das giftig oder explosiv oder beides ist, weiß noch niemand. Die Feuerwehr–Spezialisten für solche Sachen sind im Gefahrgutzug vereint und der rast gerade aus Neubrandenburg heran. Die kennen sich aus, klar, und können die kryptischen Zeichen und Zahlen auf dem Fahrzeug deuten. Diese Spezialisten können auch messen, ob rings um die Unfallstelle Schadstoffe in der Luft herumfliegen und die Bevölkerung im Ernstfall warnen.

Thomas Kunick ist der Wehrführer für alle Kameraden im Amt Neverin und der teilt seine Leute ein. Die düsen mit Blaulicht aus den benachbarten Dörfern heran, wo eben noch Sirenen die Einwohner beim Frühstück aufgeschreckt haben. 150 Frauen und Männer werden es wohl sein, die alarmiert wurden, schätzt Schiedsrichter und Ausbilder Rieger. Der am Ende zufrieden ist mit der Übung und den gezeigten Wissensstand der Retter, Helfer und Löscher. Hier und da habe es wohl noch ein etwas in den Abstimmungen und in der Kommunikation gehakt, aber dafür seien solche Übungen ja da: „Damit wir immer besser werden“.