Reh-Rettung per Drohne
So bewahrt ein Neubrandenburger Kitze vor dem Tod
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Paulina Jasmer
Uwe Otremba sorgt sich. Der Mann, der im Malerviertel zu Hause ist, also von Weitiner Seite her auf den Landschaftsgarten schaut, der sich bis nach Broda erstreckt, macht sich seine Gedanken um Rehkitze. Sie seien gut vertreten in der Gegend. „Jeder hat hier schon ein Reh von ganz Nahem gesehen“, ist der Neubrandenburger überzeugt.
Uwe Otremba hat sich daher die Rettung von Kitzen zu Eigen gemacht. Ehrenamtlich. Unter „Kitzrettung e.V.“ sei er gelistet und könne angefragt werden. Seit zwei Jahren überfliegt er Wiesen, die kurz vor der Mahd stehen, um nach Rehkitzen per Wärmebildkamera Ausschau zu halten. Vor einigen Tagen war er in Demmin, Burg Stargard und Holldorf unterwegs.
Drohne liefert Daten aus 15 Metern Höhe
Mit der Drohne startet er nach eigenen Angaben am liebsten ganz früh morgens. „Denn wenn die Sonne erst höher steht und die Temperaturen wärmer sind, dann wird es mit der Wärmebildkamera schwierig, die Kitze zu finden“, erklärt der 62-Jährige. Kitze hätten eine Körpertemperatur von rund 35 Grad. Je größer die Temperaturunterschiede, desto besser sei das Kitz zu finden.
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Uwe Otremba braucht etwas Zeit, um ein Gebiet zu überfliegen. Seine Drohne liefert Daten aus 15 Meter Höhe, könne gleichzeitig aber nicht weiträumig sein. Stück für Stück müsse also abgesucht werden, sagt er.
Kitz hat noch keinen Fluchtinstinkt
Die Kitzrettung per Drohne – dabei werden Kitze beispielsweise mit Wäschekörben geschützt oder mit Handschuhen an den Feldrand gesetzt – sei in den ersten beiden Lebenswochen der Tiere besonders wichtig. „Sie haben dann noch keinen Fluchtinstinkt“, warnt der Neubrandenburger. Mit seinem Rüden Igor ein Gebiet abzusuchen, sei vergebliche Liebesmüh‘. „Kitze sind geruchlos, der Hund würde vorbeigehen“, weiß der 62-Jährige, der auch Jäger ist und ein Revier bei Godenswege hat. Die Ricke würde ihr Kitz in jedem Fall wiederfinden. „Sie beobachtet aus der Deckung sowieso alles, was wir machen“, sagt er. Und solange das Kitz nicht den Geruch vom Menschen trägt, nimmt sie es auch wieder an.
Ausschlaggebend für sein Engagement war laut Uwe Otremba die Erfahrung, als ein Rehkitz durch ein Mähwerk verletzt wurde und starb. „Das hat so geschrien ... Das will man nie wieder hören“, mahnt er. Daher ärgert er sich über das Mähen vor seiner Haustür im Landschaftsgarten. Die Stadt Neubrandenburg lässt dort ihre Flächen bewirtschaften und mähen und hat laut Uwe Otremba eine Mäherlaubnis auf Anfang Juni datiert. „Dabei muss man doch wissen, dass in diesem Jahr alles später war und die Kitze auch erst später geboren wurden.“ Immerhin hätte er beim jüngsten Mähen in den Wiesen gesehen, dass Krähen kreisten. Für ihn ein Zeichen, dass wohl ein Kitz dort gelegen haben könnte, verletzt oder gar schon tot.
Stadt Neubrandenburg weist Schwarzen Peter von sich
Die Stadt Neubrandenburg will sich so den Schwarzen Peter nicht einfach zuschieben lassen. Trotz möglicher Mäherlaubnis setze die Verwaltung gleichzeitig auf das Fachwissen und die Kompetenz desjenigen, der dort mäht und bewirtschaftet, dass die Vorgaben und Empfehlungen beachtet werden, heißt es auf Nordkurier-Nachfrage. Uwe Otremba jedenfalls hofft, dass er im nächsten Jahr dort vielleicht mit seiner Drohne zum Einsatz kommt, um mögliches Leid zu verhindern.