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Unternehmeraufstand

▶ So lief der Neubrandenburger Autokorso ab

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Auch in anderen Städten von MV wurde zu Autokorsos aufgerufen. In Neubrandenburg gab es offenbar die meisten Teilnehmer.
Veröffentlicht:13.10.2022, 20:46

Von:
  • Henning Stallmeyer
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Mit lautem Gehupe, bunten Schildern und maximal 20 Kilometer pro Stunde ging der Neubrandenburger Autokorso am Donnerstagnachmittag über die Bühne. Die „Initiative Unternehmeraufstand” hatte in insgesamt acht Städten gleichzeitig zu einem Protestzug eingeladen. Neben Neubrandenburg fanden Demos in Rostock, Schwerin, Greifswald, Stralsund, Wismar, Parchim und Güstrow statt.

Ersten Zählungen zufolge sammelten sich in Rostock über 100, in Güstrow rund 150 Fahrzeuge, in Greifswald 160, in Stralsund 85 und in Barth acht. Zeitweise kam es zu Verkehrsbehinderungen. In Parchim nahmen laut Polizei knapp 200 Fahrzeuge an einem Autokorso teil, auch dort kam es zu Verkehrsbehinderungen. In Greifswald gab es einen Zwischenfall, als die Polizei einen Fußgänger daran hinderte, während der Vorbeifahrt des Korsos die Straße zu überqueren. "Polizeibeamte hielten ihn zurück. Er leistete Widerstand und wurde dabei verletzt", hieß es in einer Mitteilung der Polizei dazu.

In Neubrandenburg rechneten die Veranstalter mit 600 Fahrzeugen – gekommen waren deutlich weniger. Mit etwa 260 Fahrzeugen startete der Konvoi und auf dem Weg schlossen sich laut Polizei noch einmal etwa 90 Fahrzeuge an, sodass die Polizei von 350 Autos sprach. Der Protest richtete sich vor allem gegen die explodierenden Energiekosten, allgemeine Preissteigerung und Deutschlands Rolle im Krieg zwischen Russland und der Ukraine.

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Die Polizei sprach von einem friedlichen Einsatz, alle Auflagen wurden eingehalten. Einzelne Demo-Teilnehmer rechtfertigten gegenüber dem Nordkurier den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Viele hatten zudem Russland-Fahnen dabei.

Auf den an den Autos befestigten Schildern war unter anderem zu lesen „Deutschland raus aus der NATO”, „Rüstungsimporte jetzt stoppen” und „Ruhe in Frieden Mittelstand”. Während der Fahrt schalten aus den Lautsprechern Forderungen wie: „Wir Unternehmer fordern: Arbeitsplätze retten” und „Wir Unternehmer fordern eine freie und ehrliche Medienlandschaft!”. Auch der Krieg zwischen Russland und der Ukraine war ein großes Thema bei den Protesten.

Zu den angekündigten Verkehrsstörungen in der Stadt kam es aber dennoch. Allerdings weniger schlimm als befürchtet, da schlichtweg weniger Fahrzeuge da waren als erwartet. Besonders Autofahrer auf dem Neubrandenburger Ring und der Oststadt mussten kurze Staus hinnehmen.

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Um dem Korso freie Fahrt zu gewähren, wurden von der Polizei Straßen abgesperrt und Kreuzungen blockiert. In der Oststadt kam noch die Sperrung des Juri-Gargarin-Ring hinzu, die seit Tagen den Verkehr in Neubrandenburgs größtem Stadtviertel verlangsamt.

Probleme gab es auch bei der Kehrtwende an der Y-Kreuzung im Westen Neubrandenburgs. Dort kam es auf der Rostocker Straße zu chaotischen Szenen, wie Augenzeugen berichteten. Teilweise ging es nicht mehr vorwärts, einige Demonstranten stiegen aus ihren Autos aus. Schuld an der Misere waren wohl Teilnehmer, gab die Polizei an. Ein paar Demonstranten sollen außerplanmäßig an der Rostocker Straße in Richtung Y-Kreuzung ausgeschert sein. Das führte zu dem massiven Rückstau.

Die ersten Autos trudelten gegen 18.30 Uhr wieder am Ausgangsort ein. Viele Passanten am Straßenrand äußerten mit nach oben gereckten Daumen ihre Solidarität zu dem Protest.

Die Veranstalter sahen ihren Korso als durchaus gelungen an. Schließlich habe man in acht Städten gleichzeitig demonstriert und eine beachtliche Anzahl an Menschen mobilisiert. Im Anschluss an den Autokorso gab es noch die Möglichkeit, seinen Protest am offenen Mikrofon kund zu tun.

Angaben des Dachverbands der Unternehmerverbände UVMV im Nordosten zufolge wird die Initiative von keinem der Mitgliedsverbände offiziell unterstützt. Einem Sprecher zufolge heiße das aber nicht, dass keine Unternehmerinnen und Unternehmer beteiligt seien.

Nach Polizeiangaben nach sind die Anmelder vielerorts deckungsgleich mit den Organisatoren der seit einigen Wochen am Montag stattfindenden Kundgebungen unter anderem in der Landeshauptstadt, die sich ebenfalls gegen die Energiepolitik in Land und Bund wenden.