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Tourismus

So profitiert Neubrandenburg vom Schmuddelwetter

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Tagestouristen nutzen das schlechte Wetter für einen Abstecher in die Vier–Tore–Stadt. Kinobesitzer und Gastronomen reiben sich die Hände. Doch zeigt sich auch ein negativer Trend.
Veröffentlicht:09.08.2023, 18:24

Von:
  • Henning Stallmeyer
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Neubrandenburg. Regen, graue Wolken, niedrige Temperaturen und stürmische Böen im August. Wechselhafte nass–trübe Sommerzeit für Urlauber und Daheimgebliebene in der Viertorestadt. Schließlich wollen die meisten Neubrandenburger lieber bei strahlendem Sonnenschein und hohen Temperaturen im Tollensesee baden oder im Kulturpark spazieren gehen. Doch das anhaltende Nieselwetter gepaart mit stürmischen Winden ist für manche Unternehmer ein wahrer Segen.

Ungewöhnlich volle Kinosäle

Für Kinobesitzer zum Beispiel: Ben Ansorge, Betreiber des Neubrandenburger Cinestar–Kinos kann nämlich nicht meckern. Die Filme, die er zeigt, seien alle gut besucht, sagt er. Für den Sommermonat eher ungewöhnlich. "Gerade herrscht halt richtiges Kinowetter“, spielt er lachend auf die vielen Regenschauer zuletzt an. Dazu komme die Ferienzeit, die traditionell für volle Kinosäle spräche. Und Hollywood spielt ihm auch noch in die Karten. Mit "Barbie" und "Oppenheimer" hat er gleich zwei Kassenschlager im Angebot.

In den Urlaubsmonaten Juli und August kommen besonders viele Touristen nach Neubrandenburg, das macht sich auch im Marktplatz Center bemerkbar. (Foto: Henning Stallmeyer)

Nachdem die Kinobranche in den Corona–Jahren arg gebeutelt wurde, kann Ben Ansorge nun wieder positiv nach vorn schauen. "Aktuell sind die Besucherzahlen erstmals wieder auf dem Niveau vor Corona“, sagt er.

Wer bei schlechtem Wetter nicht ins Kino will, geht dafür vielleicht lieber shoppen. Denn auch das Neubrandenburger Marktplatz Center ist in den vergangenen Wochen stark frequentiert. Einen Zusammenhang mit dem schlechten Wetter will Manager Ralph Teuber aber nicht unbedingt ziehen. "In der Urlaubszeit sind wir generell immer gut besucht“, sagt er. Nichtsdestotrotz freut er sich über den hohen Zuspruch. Die schweren Corona–Zeiten scheint auch endlich im Einzelhandel überwunden worden seien. "Man merkt bei den Leuten, dass sie wieder Lust auf stationären Handel haben“, beobachtet Ralph Teuber. Trotz aller Krisen, mit welchen die Kunden aktuell zu kämpfen hätten, liege der Umsatz aktuell sogar über dem von 2019.

In den Urlaubsmonaten Juli und August kommen besonders viele Touristen nach Neubrandenburg. Urlauber von den Küstenregionen oder der Müritz nutzen einen verregneten Tag gerne für einen Stadtbesuch, sagt City–Manager Michael Schröder. Davon profitieren sowohl der Einzelhandel, als auch die Gastronomen. Interessant: Laut Michael Schröder würden zwar weniger Kunden die Geschäfte besuchen, diese würden dafür aber für einen höheren Bonwert sorgen, sodass der Umsatz am Ende gleich bleibe. „Wir können definitiv nicht klagen“, sagte er und sprach von Umsatzzahlen, die wieder an Vor–Corona–Zeiten erinnern würden. 

Kostenlose Busfahrt von der Müritz

Die Stadt profitiert dabei auch von der Aktion "Müritz rundum“. Damit können Touristen von der Müritz im Probemonat August kostenlos mit dem Bus in die Vier–Tore–Stadt reisen. Tagesausflügler machen den Großteil der Neubrandenburger Touristen aus, bestätigte auch ein Sprecher der Stadt. Wie viel Geld genau die Stadt im Jahr mit Touristen verdient, darüber konnte die Verwaltung keine Auskunft geben. 2019 waren dies noch rund 45 bis 50 Millionen Euro laut städtischen Schätzungen.

Neubrandenburg lockt Tagesausflügler auch bei schlechtem Wetter an. Die Zahl der Übernachtungsgäste hingegen ist rückläufig. Foto: Henning Stallmeyer (Foto: Henning Stallmeyer)

Wachsender Ausflugs–Tourismus bedeutet allerdings auch einen Rückgang an Übernachtungen. 2022 verzeichneten die zehn Hotels in der Stadt die wenigsten Übernachtungen. Rund 74.000 sind es nur noch. Selbst zu Corona–Zeiten waren es ein paar Tausend mehr. Zum Vergleich: Vor 20 Jahren waren es noch 125.000. An der Aufenthaltsdauer der Touristen hat sich indes wenig geändert. Knappe zwei Tage bleibt ein Übernachtungsgast in einem Neubrandenburger Hotel, das war auch 2002 nicht anders.