So war das zu DDR-Zeiten in der Oststadt-Disko
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Simon Voigt
Die Jugendlichen aus Neubrandenburg haben noch Reserven! Ende der 80er-Jahre war ein Fernsehteam des SWR im Osten Mecklenburgs unterwegs. Sie zeigten das Dorfleben in Altenhof zwischen Röbel, Malchow und Plau am See: inklusive Erntefest, Dorfdisko und ulkigen Frisuren. Hier geht es zum Artikel.
Die gleichen Leuten waren offenbar auch in der großen Stadt nebenan unterwegs und hatten 1988 Jugendliche aus Neubrandenburg begleitet: in der Schule, bei der Ausbildung, beim Einkaufen und beim Feiern. „Sie leben in einer uns fremden Gesellschaftsordnung. Dennoch: Wir hatten keine Mühe, uns zu verstehen. Ihre Freuden und Sorgen, ihre Wünsche und Hoffnungen waren uns nicht fremd”, sagt dazu die Stimme des Westreporters aus dem Off und es klingt so, als ob das eine Überraschung gewesen wäre. Dennoch: Besonders heute, und je nach Perspektive damals bestimmt auch, bietet diese Doku einen Blick in eine nun fremde Welt.
Warum ausgerechnet Neubrandenburg? Die Stadt war damals schnell gewachsen und galt als jüngste Stadt der DDR.
Wer kennt noch Frau Lange vom Plattenladen?
Auch der Plattenladen am Warenhaus spielt eine Rolle, zuerst hieß er „Musikalien”, dann „Cadillac Record Shop”, heute ist dort ein Hörgeräteladen. Unser Kollege Sebastian Langer hat dort früher gejobbt und seine Chefin wiedererkannt: „Hallo, Frau Lange, war ’ne tolle Zeit damals! Und ich find’s toll, dass Sie Ihr Markenzeichen, den bunten Lidschatten, über die Wende gerettet hatten. Wenn den jemand tragen kann, dann die Frau Lange, das ist mal klar.”
Erinnert sich hier vielleicht noch jemand an Frau Lange aus dem Plattenladen? Oder hattet ihr andere Flashback-Momente? Kennt vielleicht jemanden aus diesem Film? Gerne würden wir die Menschen aufspüren und fragen, was aus ihnen geworden ist. Antworten und Anekdoten gehen wie immer gerne an [email protected].
Mit den Pet Shop Boys ins Mosaik
Der Film endet im „Mosaik” in der Oststadt, wo ein staatlich geprüfter Diskotheker seine Kassettensammlung auspackt. Vor der Tür wird unter den Augen der FDJ-Türsteher wahnsinnig gedrängelt, obwohl es noch gar nicht so spät ist. Irgendwann tanzen aber alle zu den Pet Shop Boys und der Sprecher zieht sein wirklich bemerkenswertes Fazit:
„Die Jugendliche in der DDR. So, wie wir sie erlebt haben, erscheinen sie wohlerzogen und angepasst. Nach außen hin folgen sie bereitwillig den Forderungen des Staates. 'Nur nicht auffallen' ist die Devise. Dennoch wird jede Gelegenheit genutzt, ins Private abzutauchen, sich von außen herangetragenen Ansprüchen zu entziehen und die eigenen Interessen auszuleben.“
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