Preisexplosion

So will Neubrandenburg Energie sparen

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Neubrandenburg macht sich auf den Winter gefasst. Während die Stadt Heizungen runterdreht und Denkmäler nachts nicht mehr anstrahlt, appeliert die Neuwoges an die Mieter.
Veröffentlicht:04.10.2022, 19:02
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  • Author ImageHenning Stallmeyer
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Die Stadt Neubrandenburg bereitet sich intensiv auf den Winter vor und plant weitreichende Maßnahmen, um Energie einzusparen. Dazu gehört auch die Abschaltung von nächtlicher Beleuchtung an Denkmälern und öffentlichen Gebäuden, kündigte das Rathaus an. So werden bereits die Stadttore und der Fangelturm nachts nicht mehr angestrahlt.

Stadt schaltet Wasserboiler an Waschbecken ab

Insgesamt setze man auf eine Mischung aus kurzfristigen und mittelfristigen Maßnahmen. Dazu gehören zum Beispiel die Abschaltung dezentraler Warmwasserbereiter für Handwaschbecken sowie die Einführung einer Temperaturobergrenze von 19 Grad Celsius in den Büros der städtischen Gebäude. Alle Mitarbeiter der Stadtverwaltung seien außerdem zu einem selbstkritischen und eigenverantwortlichen Umgang bei der Beheizung und der Beleuchtung von Räumlichkeiten angehalten, so die Anweisung aus dem Rathaus.

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Die Anpassungen an den Heizungsanlagen werden dabei größtenteils über die Gebäudeleittechnik realisiert, die eine zentrale Regelung und auch Überwachung der Temperaturen ermöglicht. Hierbei werde auch darauf geachtet, dass geforderte Mindesttemperaturen nicht unterschritten werden. Ein Fokus liegt dabei vor allem auf Schulen und Sporthallen.

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Die Neubrandenburger Wohnungsgesellschaft (Neuwoges) tritt ebenfalls kräftig auf die Energieverbrauchsbremse. Derzeit prüft die Neuwoges, weitere Photovoltaikanlagen auf den Dächern ihrer Gebäude zu installieren, um so günstigeren Strom selbst zu produzieren. Mit den bestehenden Anlagenwürden schon rund 2,55 Megawatt an Energie erzeugt. Außerdem habe man schon lange auf LED-Technik umgestellt und heize Büroräume nur noch, wenn sie tatsächlich belegt sind.

Intensive Aufklärung und Spartipps für Mieter

Generell, findet die Neuwoges, sei man schon gut aufgestellt, was das Energiesparen betrifft. Seit 1992 investiere man kräftig in die Gebäude. Von 332 Gebäuden liege bei 259 der klimabereinigte Energieverbrauch für Raumwärme bei unter 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter im Jahr. Zum Vergleich: Im bundesweiten Durchschnitt lag dieser Wert im Jahr 2019 bei rund 138,5.

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„Aber auch das Verhalten der Mieter ist für die Energieverbräuche wesentlich“, appelliert die Neuwoges an die Eigenverantwortlichkeit. Im Herbst wolle man die Mieter noch einmal intensiv aufklären und Energiespartipps geben.

Bürgermeister fordert schnelle Hilfe aus Berlin

Bereits in der vergangenen Woche setzte sich Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) auf dem Deutschen Städtetag für einen Rettungsschirm für kommunale Energieversorger wie die Stadtwerke ein. Außerdem forderten die Stadtchefs eine sofortige Gaspreisbremse, welche kurz darauf von der Bundesregierung beschlossen wurde. „Kommunen und Länder haben gemeinsam Druck ausgeübt und hatten Erfolg beim Bund. Nun muss es aus meiner Sicht schnell gehen. Die Menschen brauchen höchstmögliche Sicherheit, wenn es um die Energieversorgung und deren Bezahlbarkeit geht“, sagte Witt auf Nachfrage.

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Vor den Neubrandenburger Stadtvertretern erklärte er ebenfalls die prekäre Situation besonders für kommunale Versorger wie die Neubrandenburger Stadtwerke. Diese können den lokalen Unternehmern aktuell keine Energiepreise anbieten, die „auch nur halbwegs akzeptabel sind“. Kommunen dürften in der Krise auf keinen Fall allein gelassen werden, deshalb brauche es Hilfe vom Bund, forderte der Oberbürgermeister klar.

„Wir dürfen jetzt keine Zeit verlieren. Ohne zügige Hilfen des Bundes stehen unsere Unternehmen vor existenziellen Risiken“, warnt Silvio Witt weiterhin.