Sollte in Corona-Zeiten ein Eiszelt in Neubrandenburg stehen?
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Die Stadt Neubrandenburg stemmt sich gegen das Corona-Virus und will mit allen Möglichkeiten die Vorweihnachtszeit genau so begehen, wie das jedes Jahr geschieht. In diesem Zusammenhang müssen dann auch die Begriffe "Weberglockenmarkt" und "Eiszelt" fallen. Die sollen auch in diesem Jahr trotz steigender Corona-Fallzahlen stattfinden (siehe Infokasten).
Sorgt Neubrandenburg dadurch für eine wohltuende vorweihnachtliche Ablenkung von diesem ganzen Corona-Wahnsinn, oder sollte die Stadt lieber Vorsicht walten lassen und die geplanten Veranstaltungen absagen? Und was ist eigentlich mit den Gastronomen? Unsere Reporter Paulina Jasmer und Christoph Schoenwiese haben darüber ganz unterschiedliche Auffassungen.
Paulina Jasmer findet:
Abwarten ist in Ordnung
Sich jetzt gegen das Eiszelt und/oder den Weberglockenmarkt auszusprechen, ist verfrüht. Es sind noch knapp vier Wochen, bis beides öffnet. Neue Verordnungen, verschärfte Regeln – wenn es um die Eindämmung der Corona-Pandemie geht, scheinen alle Maßnahmen möglich. Immerhin gilt bisher ab einem Inzidenzwert von 50, dass Veranstaltungen jeglicher Art nicht mehr erlaubt sind. Dazu zählen auch Weihnachtsmärkte. Vielleicht schafft es Mecklenburg-Vorpommern, unter diesem Wert zu bleiben. Es gehört zu den Ländern mit den geringsten Infektionszahlen. Dass sich Neubrandenburg zurecht Hoffnung auf einen Weihnachtsmarkt und das Eiszelt macht, ist also nachvollziehbar. Dass Städte von ihren Weihnachtsmärkten – wie Nürnberg vom Christkindlmarkt – wegen der Infektionszahlen Abstand nehmen, ist dann klar. Zu viele Leute, zu viele Risiken. Ein Stück Vorweihnachtsfreude darf doch bitte nun in Neubrandenburg sein. Der Vorwurf, mit dem Aufbau des Eiszelts Tatsachen zu schaffen, kann genauso gut umgekehrt werden. Mit einer verfrühten Absage würden ebenfalls Tatsachen geschaffen. Niemand vergibt sich etwas damit, noch abzuwarten.
Christoph Schoenwiese hingegen fragt sich, wie die Gastronomen das alles überstehen sollen:
Eisige Stimmung
Oberbürgermeister Silvio Witt, der sich bis dahin aus seiner Corona-Quarantäne entlassen haben dürfte, wird am 24. November zur Eröffnung der Eishalle sicher eine Rede halten. Schöne Worte fallen, Kultur müsse aufrechterhalten werden, und denke doch einer an den Spaß der Kinder, und man müsse diesem Coronavirus doch wenigstens die Weihnachtskultur entgegenstemmen – irgendwie so was. Danach sausen dann die ersten natürlich mit gebührendem Abstand zueinander übers Eis.
Ach, wird das herrlich für die Stadt und ihre beiden Tochterunternehmen neu.sw und VZN. Letzteres ist ja zuständig für den Weberglockenmarkt. Der soll ebenfalls stattfinden.
Nur, was werden sich all die privaten Gastronomen und Kneipiers dann denken? Die müssen aktuell dem Vernehmen nach nämlich wieder zittern. Sollten die Fallzahlen weiter so rasant steigen, sollte zum Beispiel die Seenplatte zum Risikogebiet werden, werden wohl als Erstes die Gastronomen fallen gelassen; die müssten dann schließen – so zumindest eine Überlegung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). Das klingt dann aber nicht mehr nach Eiszelt, sondern nach eisiger Stimmung.