Orgelpfeifen undicht

Sommerhitze lässt Orgel „heulen“

Altentreptow / Lesedauer: 3 min

Nach dem Rekordsommer sind die Orgelbauer in der ganzen Republik im Dauerstress, weil bei den Kircheninstrumenten kleine und große Schäden aufgetreten sind. Auch hierzulande hat es einige Orgeln erwischt.
Veröffentlicht:17.09.2018, 19:32
Aktualisiert:06.01.2022, 14:01

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„Hören Sie mal“, sagt Wolfgang Feuerlein und hält inne. Ein leiser Ton, mehr ein Summen ist in der Altentreptower Orgel zu vernehmen. Heuler, so werden die ungewollten Töne genannt, sind aus naheliegenden Gründen ein Ärgernis für jeden Organisten. Aktuell kann dank einer kleinen Notlösung die Orgel weiter gespielt werden. Doch der Kantor, der gerade erst Besuch vom Orgelsachverständigen des Kirchenkreises hatte, weiß: „Mittelfristig muss da was getan werden.“ Der Heuler weise auf eine Undichte in der Windlade hin. Um zu erkennen, welches Bauteil genau betroffen ist, müsse man diese komplett auseinandernehmen und mehrere Pfeifen abbauen. „Das ist ein zeit- und kostenintensive Arbeit“, weiß Feuerlein.

Im ganzen Nordosten beklagen Kantoren und Pfarrämter über Orgeln, bei denen wegen der klimatischen Verhältnisse die Mechanik beschädigt wurde. Der warme Sommer hat auch in den Kirchen seine Spuren hinterlassen. Es seien nicht die Temperaturen, sondern die schnell abnehmende Luftfeuchtigkeit, die den empfindlichen Instrumenten zu schaffen macht, erklärt Feuerlein. „Innerhalb von zwei Monaten ist die Luftfeuchtigkeit von 80 auf 58 Prozent gesunken. Das steckt kein Holz so einfach weg.“

Der Kantor misst selbst regelmäßig, um genau solchen und größeren Folgen entgegen zu wirken. Noch bevor die nächsten Konzerte stattfinden, soll sich ein Orgelbauer der Trockenschäden annehmen. Doch nicht überall wird demnächst ein Spezialist benötigt. Christoph Zellmer ist Pastor von der Kirchgemeinde Siedenbollentin und in Vertretung aktuell auch von Altenhagen. In den zugehörigen Gotteshäusern sei bislang nichts festgestellt worden. „Bei uns ist alles in Ordnung“, sagt er auf Nordkurier-Nachfrage.

Anders sieht es in der Gemeinde Hohenmockern aus. „Wir haben aktuell zwei Orgeln, die nicht bespielbar sind“, sagt Pastor Christian Bauer. In der Kirchorgel Golchens seien beispielsweise zwei Heuler festgestellt worden. „Die Heuler sind zwei richtige Klassiker dieses Sommers“, sagt Bauer. Vorher gab es kein Problem, Ende August traten dann erstmals die Misstöne auf. Anders als in Altentreptow haben die meisten Gemeinden keine Kantoren, die sich regelmäßig um die Königin der Instrumente kümmern. „Da können Schäden nicht immer sofort festgestellt werden.“ Für Golchen und Bartow habe man jedoch einen Orgelwartungsvertrag abgeschlossen. Der Orgelbauer sei auch schon vor Ort gewesen und habe die Heuler protokolliert. Man warte jetzt auf einen Kostenvoranschlag, erzählt Pastor Bauer.

Einen solchen Orgelwartungsvertrag hätte auch Kantor Wolfgang Feuerlein gerne. Der Orgelsachverständige wolle diesbezüglich eine Empfehlung an die Kirchengemeinde geben. Entscheiden müsse der Kirchenrat. „Es lohnt sich auf lange Sicht“, sagt Feuerlein. Und die Orgel – immerhin eine der größten und originalsten Grüneberger Orgeln, die es gibt – sei es auf jeden Fall wert. „Es gab noch keinen Organisten, der sich an ihr nicht wohlgefühlt hat“, sagt der Kantor mit Stolz. Das solle auch zukünftig so bleiben. Und zwar unabhängig von der Jahreszeit.