Speedway-Bahn vor den Toren Neubrandenburgs vor dem Aus
Warlin / Lesedauer: 4 min

Es ist ein dicker Dämpfer für alle, die von der Rückkehr der Neubrandenburger Speedway-Tradition geträumt haben. Kommenden Mittwoch entscheidet die Sponholzer Gemeindevertretung darüber, ob das im vergangenen Juni eingeleitete Bauplanverfahren vorzeitig beendet wird. Dem MSC Vier Tore Neubrandenburg wirft sie unter anderem schlechte Kommunikation vor.
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Unterstützung von der Stadt
Der Neubrandenburger Verein hatte vor knapp drei Jahren seine Pläne zum Bau der Sportanlage öffentlich gemacht. Fahrbahn und Zuschauerbereich sollten zwischen den Sponholzer Dörfern Warlin und Rühlow nahe einer ehemaligen Kiesgrube entstehen. Die Speedway-Gemeinde in der Region jubelte ob der Erwartung, dass die Speedway-Tradition nach Neubrandenburg zurückkehren sollte – wenngleich der Bau tatsächlich im Umland geplant war. Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) ließ wissen, dass die Stadt den Verein bei Planungsleistungen unterstützen wolle.
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All das könnte vorerst nichtig sein, sofern die Gemeindevertretung den Planungen tatsächlich ein Ende setzt. Der MSC-Vorsitzende Jan Seidler wurde erst durch den Nordkurier darüber informiert. „Da merkt man, wie es um die Kommunikation mit der Gemeinde steht”, sagte er. Der Verein habe die Pläne bereits vor einiger Zeit auf Eis gelegt, da nicht klar war, ob er die Gemeinde weiter an seiner Seite wissen kann. „Und dafür wären die nun zu tätigen Investitionen zu hoch gewesen”, sagt Jan Seidler. Wenngleich die Ehrenamtlichen vom Verein bereits seit Jahren einiges an Zeit und Herzblut in das Projekt gesteckt hatten.
Spannungen zwischen Verein und Gemeinde
Längst galt es als offenes Geheimnis, dass es zwischen der kleinen Gemeinde und dem Verein aus der Kreisstadt samt seiner großen Pläne nicht immer passte. Der Sponholzer Bürgermeister Ralph-Günter Schult verweist abermals auf die Begründung in der Beschlussvorlage. Dort wird dem Verein auch angelastet, dass er über die Gemeinde beim Land Fördermittel erhalten wollte. Der Gemeinde sei das erst bekannt geworden, als der Verein bereits mit dem ehemaligen Wirtschaftsminister Harry Glawe (CDU) gesprochen hatte.
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Termine mit Stadt- und Landespolitikern, ohne die Gemeinde einzuladen oder zu erwähnen, stießen in der Vergangenheit ebenfalls sauer auf. Schon bei der ersten Vorstellung im November 2019, als Warlin als neuer Standort im großen Rahmen vorgestellt wurde, fehlten Vertreter der Gemeinde, wussten von den Plänen teilweise nichts. So nährte sich offenbar das Gefühl, dass es sich um ein klares Neubrandenburger Projekt handelt, dass nur aufgrund des Platzmangels und der erwarteten Belastungen durch Lärm und Vermüllung „ausgelagert” wurde.
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Der Verein hatte solchen Ängsten immer widersprochen, sogar einen Akustiktest in der Gemeinde organisiert. Bei den Einwohnern regte sich etwas Widerstand, doch es gab auch Zuspruch: „Wir möchten, dass Warlin attraktiver, aktiver und interessanter wird. Und deshalb haben wir auch nichts gegen eine Speedwayanlage hier in Warlin. Der Wahrnehmung und den Möglichkeiten Warlins aus sowohl kultureller als auch wirtschaftlicher Sicht dürfen wir uns auf keinen Fall verschießen”, schrieb etwa der Warliner Alexander Rädke dem Nordkurier.
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Schlichtversuche scheiterten
Zuletzt stieg bei der Gemeindevertretung offenbar die Befürchtung, dass die Belastungen durch den Speedwaysport weit höher werden als zunächst angekündigt. Ohne Wissen der Gemeinde seien Absprachen mit der deutsch-polnischen Profiliga getroffen worden, heißt es weiter.
Der MSC-Vorsitzende Jan Seidler kann die Kritik nicht nachvollziehen. Zuletzt im Februar habe der Verein versucht, den Kontakt zu den Sponholzer Kommunalpolitikern aufzunehmen, sie alle zu einem digitalen Gespräch einzuladen. Das Ziel: Missverständnisse ausräumen, Pläne aufzeigen, in den Austausch kommen. Doch es sei nur eine Gemeindevertreterin gekommen.
Offene Zukunft
Laut Jan Seidler schaue sich der Verein bereits nach alternativen Standorten um. Sportlich ist der junge Verein längst gut im Geschäft, „die Nachwuchsarbeit läuft gut”, sagt er. Entsprechend wolle man auch weiter eine Heimstatt haben. Ob das Verfahren in Warlin endgültig eingestellt werden soll, entscheidet sich bei der Sitzung am 5. Oktober, ab18. 30 Uhr im Gemeindehaus Warlin.