Jubiläumshighlight
Stadt Neubrandenburg bricht ihr Fischerinsel-Versprechen
Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Henning Stallmeyer
Zum 775. Geburtstag sollte den Neubrandenburgern ein besonderes Geschenk gemacht werden: ein Besuch auf der sonst unzugänglichen Fischerinsel. Erstmals machte Stadt Neubrandenburg die Pläne für einen „Besuchertag“ auf der streng geschützten Fischerinsel im Tollensesee im Januar öffentlich. Wie Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos) beim Bürgerempfang zum 775. Stadtjubiläum ankündigte, sollte im Oktober möglich gemacht werden, dass Neubrandenburger und Gäste der Stadt nach vorheriger Anmeldung das Fischerhaus auf der Fischerinsel im Tollensesee besuchen.
Viele Nachfragen von Nordkurier-Lesern
Da die Insel in einem Naturschutzgebiet liegt, ist das Betreten eigentlich untersagt und nur mit Ausnahmegenehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde möglich. Viele Neubrandenburger haben sich auf diesen ganz besonderen Höhepunkt des Festjahres sehr gefreut. Den Nordkurier erreichten zahlreiche Zuschriften, was denn nun mit diesem Versprechen sei.
„Seit September warte ich darauf, dass die Stadt den Termin ankündigt. Ich wäre einer der ersten gewesen, die sich gemeldet hätten. So gerne würde ich einmal Fischerhaus sehen“, schrieb ein Leser. Das Gebäude auf der Insel ist eines der ältesten noch stehenden Häuser Neubrandenburgs. Der zweigeschossige Fachwerkbau wurde schon im Jahr 1729 in Ratsprotokollen erwähnt. Die Stadt Neubrandenburg hatte in den vergangenen Jahren Fördermittel sowie eigene Gelder in den Erhalt des denkmalgeschützten Fischerhauses gesteckt, obwohl es nicht besucht werden kann. Das brachte der Verwaltung einen Eintrag ins Schwarzbuch des Steuerzahlerbunds ein.
Umweltschützer gegen Ausnahme vom Betretungsverbot
Seit Ende September stellte der Nordkurier mehrere Anfragen an die Stadt, was aus dem Besuchstermin geworden ist. Aus dem Rathaus hieß es eine Zeit lang, man arbeite nach wie vor an einer Lösung und stehe mit der Naturschutzbehörde im Austausch, bis Anfragen schließlich unbeantwortet blieben. Mitte November scheint ein Besuch noch im Festjahr also mehr als unwahrscheinlich.
Schon im Januar äußerte die Umweltschutzorganisation BUND ihre Kritik an einem geplanten Besuch. Im Herbst seien viele seltene Tierarten in dem Gebiet anwesend. Nicht nur nutzten verschiedene Entenarten, Taucher, Schwalben und Stelzen das Südufer des Tollensesees als Raststätte, auch Kormoran, Kranich, Baumfalke, Fischadler und Seeadler seien regelmäßig dort anzutreffen.
Um den wertvollen Artenbestand weiterhin erhalten zu können, ist es nach Auffassung der Naturschützer wichtig, dass die Fischerinsel nicht betreten wird, da allein die Anwesenheit von Menschen bereits eine Störung für viele Arten darstelle.