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Brandstiftung

Stadt will mit Pächtern zusammen Bootsschuppen wieder aufbauen

Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Nach den Bootsschuppenbränden in Neubrandenburg konnten Eigentümer am Mittwoch etwas Hab und Gut sichern. Bis zu einem Wiederaufbau wird aber noch viel Zeit vergehen.
Veröffentlicht:25.05.2022, 16:21

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Bootsschuppenbesitzer haben am Mittwoch in Neubrandenburg die Möglichkeit genutzt, ihre Boote oder andere Gegenstände aus dem nach einem Großbrand gesperrten Teil der Bootsschuppen am Oberbach zu verlegen. Für drei Stunden wurden bei einem ersten Termin am Nachmittag die Absperrungen entfernt. Die Boote mussten den Oberbach allerdings aus Umweltschutzgründen ohne die Nutzung des Motors befahren, um Aufwirbelungen von abgesunkenem Brandgut zu vermeiden.

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Zwei Bereiche des Hafens mit knapp 500 Bootsschuppen sind aktuell mit schwimmenden Barrieren abgesperrt, nachdem bei insgesamt drei Brandstiftungen binnen eines Monats rund 70 Bootsschuppen abgebrannt oder beschädigt worden waren. Der Sachschaden wird auf 1,5 Millionen Euro beziffert.

Wiederaufbau wird erst der zweite Schritt

Die Bootsschuppen sollen wieder aufgebaut werden, wobei die Pächter auch möglichst viel Eigenleistung erbringen können sollen, sagte Neubrandenburgs Vize-Oberbürgermeister Peter Modemann (CDU) am Dienstag im Anschluss an ein Gespräch mit mehreren betroffenen Pächtern von Bootsschuppen. Der Wiederaufbau sei aber erst der zweite Schritt.

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In einem ersten Schritt muss das Gelände am Kulturpark zunächst mit viel Aufwand und damit hohen Kosten beräumt werden. Die Stadt will dabei finanziell in Vorleistung gehen, auch damit die Arbeiten schnell begonnen und zum Abschluss gebracht werden können. Die Stadt ist Eigentümerin der Wasserflächen, die sie verpachtet. Die teils noch aus der Weimarer Republik, vor allem aber aus DDR-Zeiten stammenden Bootsschuppen gehören den Pächtern. Sie sind sehr gefragt und werden teils von Generation an Generation weitergeben.

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Seinen Bootsschuppen „geerbt” hat auch Günther Wanitschke. Der 76-Jährige nutzte am Mittwoch die Möglichkeit, nach dem Bootsschuppenbrand seine Angelsachen zu holen. Sein Boot lässt er erst mal im Schuppen, weil er nicht weiß, wo er es hinverlegen soll. Ein Problem, das auch andere Bootsschuppenbesitzer haben. Die Häfen sollen abgesperrt bleiben, bis die Brandreste beseitigt sind. Das kann allerdings dauern.

Stadt muss Sanierungs- und Entsorguungskonzept vorlegen

Nach den Worten Modemanns steht zunächst die Beräumung dessen an, „was auf dem Wasser schwimmt”. Dabei müsse ebenfalls mit Bedacht vorgegangen werden, um Aufwirbelungen zu vermeiden. Laut Verwaltung steht am kommenden Dienstag ein Termin mit den zuständigen Behörden dazu an unter Begleitung eines Gutachters. Die Stadtverwaltung muss nach eigenen Angaben ein Sanierungs- und Entsorgungskonzept vorlegen.

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Die Angebote von Firmen für die Beräumung liegen laut Verwaltung im mittleren sechsstelligen Bereich. Die Größenordnung der anfallenden Kosten hänge unter anderem davon ab, wie und in welcher Form das Gelände beräumt werde, gab Modemann zu bedenken. So sei es möglich, dass ein Schwimmkran auf dem Oberbach zum Einsatz komme. Es werde auch noch ein Angebot von Tauchern erwartet, sagte Alexander Enko vom Eigenbetrieb Immobilienmanagement.

Brandschutzlücken wurden überbaut

Bei dem anschließenden Wiederaufbau kommen auf die Pächter wie auf die Stadt viele Herausforderungen zu. Laut Modemann gibt es vor allem bei einer abgebrannten Mittelreihe Probleme, die mitten im Wasser stand und über keinen direkten Landzugang verfügt. Zu DDR-Zeiten habe es zwischen den Bootsschuppen noch Brandschutzlücken gegeben, diese seien aber überbaut worden, gab der Vize-Oberbürgermeister zu bedenken. Deswegen habe das Feuer „eine Reihe ausradiert.”

Wie und in welcher Form der Wiederaufbau erfolgt, hat laut Modemann die Stadtvertretung zu diskutieren und zu beschließen. Es werde auch einen B-Plan unter „Berücksichtigung des Brandschutzgedankens geben” müssen, um Baurecht herzustellen. Eine entsprechenden Entwurf werde die Stadtverwaltung einbringen. Die Beräumung wird sich wohl bis Ende des Jahres hinziehen, noch sind allerdings viele Frage offen. „In 14 Tagen wissen wir mehr”, sagte Peter Modemann.