Veranstaltung
Tausende Radfahrer starten am Wochenende zur Mecklenburger Seenrunde
Seenplatte / Lesedauer: 4 min

Susanne Schulz
„Weil ich es kann!“, steht auf T-Shirts zur Mecklenburger Seenrunde. Ein Satz voll Stolz und guter Laune – genau die Mischung, die Detlef Koepke sich wünscht für all die Radsportbegeisterten, die am kommenden Wochenende die 300 Kilometer lange Rundfahrt durch die Mecklenburgische Seenplatte oder die 100 Kilometer lange Frauenrunde unter die Reifen nehmen. Und auch für die unzähligen Helfer, die das Sportereignis Jahr für Jahr auch zu einem Fest der Begegnung machen.
Großes Vorbild Vätternrundan in Schweden
Zum neunten Mal ist die Region Gastgeber für den Fahrradmarathon, bei dem es –Zeitmessung hin, Ehrgeiz her – weniger um sportliche Rekorde geht als um das Erlebnis, eine Herausforderung zu meistern und die frühlingschöne Landschaft zu genießen. „Es sieht aus wie eine Radsportveranstaltung, aber es ist viel mehr“, so das Credo von Detlef Koepke, der einst nach dem Vorbild der legendären schwedischen Vätternrundan die Seenrunde zum Leben erweckte.

Längst auf rund 3000 Teilnehmer angewachsen, hatte die MSR wegen Corona 2020 pausieren und 2021 in den Herbst verlegt werden müssen. Wie schon im Vorjahr zurück am angestammten Zeitpunkt – wegen des Pfingstfestes im Neubrandenburger Kulturpark nicht am letzten, aber durch Himmelfahrt dennoch einem langen Mai-Wochenende –, ist dennoch nicht „alles beim Alten“; das widerspräche wohl auch dem mentalen Bewegungsdrang der Veranstalter.
Deutlichste Neuerung in diesem Jahr ist die Verlängerung der sogenannten Frauenrunde von 90 auf 100 Kilometer. Die Dreistelligkeit sei ein langjähriger Wunsch vieler Teilnehmerinnen, weiß Koepke. Bei einer Recherchefahrt im Herbst hatten die Streckenplaner südöstlich von Burg Stargard den „Schlenker“ über Dewitz, Alt Käbelich, Petersdorf und Plath ausgekundschaftet, der den Kriterien „schöne Landschaft“ und „geeignete Straßenverhältnisse“ entspricht. Ein Stück wird auf einem großzügigen Radweg zurückgelegt, generell aber sind die Seenrunde-Radler auf öffentlichen Straßen unterwegs und auch verpflichtet, sich an die Straßenverkehrsordnung zu halten.
Begeistert vom Rückhalt in der Region
Dass sie unterwegs gut versorgt werden, dafür sorgen hunderte Helfer an den sieben Depots mit Stärkung und Massagen. Auf halber Strecke in Röbel ist die Station sogar schwedisch geprägt, mit dem Physioteam der Vätternrundan und original Blåbärssoppa (Blaubeersuppe).
Begeistert ist Koepke überdies von dem Rückhalt, den die Tour in der ganzen Region finde: Da kümmern sich etablierte Teams etwa von den Feuerwehren in Nossentiner Hütte und Schwarz oder dem Fanfarenzug in Neustrelitz sowie viele andere erfahrene Freiwillige um die Radler. Früchte trug auch die Idee, junge Helfer zu gewinnen: So seien mehr als 100 Schüler etwa aus Neubrandenburg, Malchow und Waren als Streckenposten, bei den Anmeldemodalitäten oder auch an den Depots dabei – und verdienten sich mal eben etwas für die Abiparty dazu.
„Night Rider“ radeln ab Freitagabend
Während das Gros der Radler und auch die Frauenrunde am Sonnabendmorgen starten, gehen die ersten Tapferen, im MSR–Jargon bewundernd „Night Rider“ genannt, bereits am Freitagabend zwischen 20 und 22 Uhr auf die 300-Kilometer-Strecke. Etwa ein Viertel der Teilnehmer favorisiert diese Startzeit, weiß Koepke: Die Ehrgeizigsten sind zum Frühstück schon wieder zurück, andere wollen genügend „Luft“ haben bis zum Zielschluss am Sonnabend um 24 Uhr. „Ausgereizt“ wurde die Zeit noch nie, erzählt der Organisator. Erfahrungsgemäß treffen die letzten „Finisher“ gegen 23 Uhr ein – und werden im Ziel genauso namentlich und mit Jubel begrüßt wie alle anderen.
Im großen Jedermann-Starterfeld übrigens sind immer auch bekannte Namen zu entdecken. Diesmal zum Beispiel der von Maximilian Levy, der im Bahnradsport einst vier Welt- und sechs Europameistertitel sowie drei olympische Medaillen einfuhr. Inzwischen Junioren–Bundestrainer, fährt er nun zum dritten Mal eine Seenrunde mit. Sowohl für die Fahrrad-Anreise aus seiner Wahlheimat Cottbus als auch für die MSR-Strecke steckt er pro gefahrenem Kilometer einen Euro in eine Spenden-Aktion, für die auch bei der Veranstaltung geworben wird: zugunsten des Kinderhospizes „Pusteblume“ in der Spreewaldgemeinde Burg.
Startgebühr ist gleich geblieben
Die Startgebühr wiederum ist in diesem Jahr trotz Inflation und des auch für die Veranstalter schwierigen Kostenanstiegs nicht erhöht worden, betont Koepke. Wie sich das auswirkt, soll nach dem Ereignis beraten werden. Mit rund 3000 Teilnehmern hat die MSR momentan die Größenordnungen des Vor-Corona-Jahres 2019 noch nicht wieder erreicht.
Das könnte sich ändern, wenn im nächsten Jahr die zehnte Seenrunde gefahren wird. Dieses Jubiläum soll, wie Detlef Koepke verspricht, sowohl mit den Radsportlern als auch mit den Helfern ordentlich gefeiert werden.