Razzia bei Neubrandenburg

Terrorverdacht? – „Das hätten wir niemals von dem gedacht“

Sponholz / Lesedauer: 3 min

Mehr als 70 Beamte haben wegen Terrorverdachts das Grundstück eines Bundeswehrsoldaten bei Neubrandenburg durchsucht. Die Nachbarn reagierten überrascht.
Veröffentlicht:15.09.2020, 06:05

Von:
  • Natalie Meinert
Artikel teilen:

Nach einer brisanten Durchsuchung wegen Terrorverdachts sieht das erst mal nicht aus: Polizisten suchen an diesem Montagmittag in der Spätsommerhitze auf einem Parkplatz den Schatten, sitzen im offenen Kofferraum, plaudern und wirken gelangweilt. „Wir warten jetzt eigentlich nur noch hier, dass Feierabend ist“, sagt einer. Sogar die Spürhunde liegen erschöpft in ihren Transportboxen.

Anstrengende Stunden liegen hinter ihnen. Seit etwa acht Uhr morgens seien sie vor Ort, berichtet der Polizist. Mehr dürften sie wegen der laufenden Ermittlungen nicht sagen. Auf etwa 150 Meter sind die Ränder der Bundesstraße 104 in Sponholz mit Polizeiwagen zugeparkt.

Dort ist an diesem Tag das Privatgrundstück eines Bundeswehrsoldaten durchsucht worden. Der 40-Jährige Deutsche soll eine schwere staatsgefährdende Gewalttat vorbereitet haben, so der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft Rostock, Oberstaatsanwalt Harald Nowack. Sehr bekannt in Sponholz ist der Mann allerdings nicht. Fragt man in der Nachbarschaft nach dem 40-Jährigen, gibt es vor allem ratlose Gesichter. „Ich habe nur gesehen, dass die Polizei da ist, aber ich habe nichts mit denen zu tun“, sagt eine Frau an ihrer Haustür kurz angebunden Auch den Namen kenne sie nicht. Immerhin: „Sie sollen eine Hundepension oder so was haben, wurde mir erzählt.“

Sie, das sind wohl der Soldat und die anderen Bewohner des Hauses. Auf den Briefkästen stehen in einer ungelenken Handschrift neben seinem Namen noch zwei weitere. Unter dem einer Frau steht zusätzlich der Name eines Sicherheitsunternehmens. Ob es jenes ist, bei dem der 40-Jährige auch tätig sein soll, ist bislang unklar.

Verdächtiger hat wohl Bulldoggen gezüchtet

In dem Haus jedenfalls gehen in vermummte Beamte mit schusssicheren Westen ein und aus. Das Grundstück ist vor dem Lärm der B104 und vor neugierigen Blicken mit Tannen und Drahtzaun gut abgeschirmt. Auch die Kollegen in Schwarz erklären undeutlich unter durch ihre Sturmhauben: „Für Informationen rufen Sie am besten bei der Pressestelle an.“

Entfernt man sich etwas von der Bundesstraße und geht in eine Nebengasse, gibt es doch Nachbarn, die mehr wissen. „Die wohnen seit etwa fünf, sechs Jahren dort“, sagt einer. Obwohl er den Namen nicht kenne, habe er sich ab und an mit dem Verdächtigen unterhalten, wenn sie sich beim Spazierengehen trafen. „Er züchtet auf dem Grundstück Bulldoggen, irgendeine südafrikanische Art“, berichtet der Mann, der anonym bleiben will. Dafür sei die Garage umgebaut worden, damit dort Zwinger Platz finden.

Der Verdächtige habe ihm gesagt, er sei Beamter. „Und Soldat in Neubrandenburg“, fügt er hinzu. „Seit einiger Zeit macht er auch die Sicherheit bei Veranstaltungen und so“, liefert eine andere Nachbarin, die sich dazugesellt hat, weitere Informationen. Sie fährt fort, dass sie am Morgen von der Durchsuchung völlig überrascht worden sei. „Hier passiert sonst nie was. Und dann wimmeln da auf einmal so viele Polizisten rum. Da kriegt man es mit der Angst“, sagt sie mit verschränkten Armen und schaut zu einem Polizeitransporter. „Also, wir hätten das niemals von dem gedacht“, meint sie. „Der Mann hat immer ruhig und nett gewirkt.“