StartseiteRegionalNeubrandenburgToter Joel (6) – Polizei nimmt 14-Jährigen fest

Ermittlungen

Toter Joel (6) – Polizei nimmt 14-Jährigen fest

Pragsdorf/Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Nach dem gewaltsamen Tod des sechsjährigen Joel bei Neubrandenburg sitzt ein Jugendlicher in Untersuchungshaft. Das gefundene Messer war die Tatwaffe.
Veröffentlicht:26.09.2023, 11:16

Von:
  • Mirko Hertrich
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Ermittlungserfolg nach dem Tod des kleinen Joel (6). In Pragsdorf wurde am Dienstagvormittag ein vierzehnjähriger Jugendlicher wegen eines dringenden Tatverdachts vorläufig festgenommen, wie die Polizei mitteilte. Er war den Angaben zufolge im Zuge der Ermittlungen dadurch aufgefallen, dass er die letzte Person war, welche den sechsjährigen Jungen lebend gesehen hatte. Zudem habe er sich in widersprüchliche Aussagen verstrickt. Eine zeitnah durchgeführte Durchsuchung der Wohnung, in der der Jugendliche wohnt, habe jedoch nicht dazu geführt, dass zu diesem Zeitpunkt der Verdacht gegen ihn erhärtet werden konnte.

Blutspuren am Messer

Nunmehr hat laut Polizei die Analyse des in Tatortnähe aufgefundenen Messers ergeben, dass es sich bei diesem um das Tatmittel handelt. An der Klinge und dem Griff des Messers konnten neben Blutanhaftungen und Faserspuren des Opfers auch DNA-Spuren festgestellt werden, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit dem Jugendlichen zugeordnet werden können.

Die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg hat aus diesen Gründen beim Amtsgericht Neubrandenburg den Erlass eines Haftbefehls wegen des Verdachts des Totschlags beantragt. Dieser sei durch den zuständigen Haftrichter am Dienstag erlassen worden. Der vierzehnjährige Deutsche sei daraufhin am Vormittag festgenommen worden. Er befindet sich in Untersuchungshaft. Bei der Vorführung beim Haftrichter habe der Jugendliche auf Anraten seines Anwaltes keine Angaben gemacht, sagte eine Sprecherin des Amtsgerichts Neubrandenburg der Deutschen Presse-Agentur.

Joel wurde erstochen

Die Kriminaltechniker des Landeskriminalamts hatten Spuren an der Kleidung des Jungen und an einem Messer ausgewertet, das Beamte am Freitag nach der Tat in einem Gestrüpp gefunden hatten. Die Ergebnisse waren für Dienstag angekündigt worden. Für die Auswertung waren biologische Prozesse notwendig, die manuell nicht beschleunigt werden konnten.

Der sechsjährige Joel war am Donnerstag, 14. September, nicht zur vereinbarten Zeit vom Spielen nach Hause gekommen. Die Eltern meldeten ihn als vermisst. Abends wurde das Kind mit schwersten Verletzungen von Feuerwehrleuten in einer Hecke am Bolzplatz gefunden. Versuche, ihn wiederzubeleben, blieben erfolglos. Im Krankenhaus konnte nur noch der Tod des Jungen festgestellt werden. Die Obduktion ergab, dass er erstochen wurde – mit einer bisher unbekannten Waffe. Ob es sich bei dem Messer um die Tatwaffe handelt, war bis dato unklar. 

Ralf Opitz, Bürgermeister von Pragsdorf, sagte nach der Mitteilung der Polizei zur Festnahme auf Anfrage dem Nordkurier, die Verunsicherung im Dorf sei nach der Tat in den vergangenen Tagen „sehr groß“ gewesen. Der ehrenamtliche Bürgermeister war am Dienstagvormittag beruflich unterwegs und nicht in Pragsdorf. Er denke aber, dass es sich positiv auf die Menschen auswirke, „wenn derjenige gefasst ist, der für diese Sache verantwortlich ist“.

Spekulationen im Internet

Die Ermittler der Mordkommission der Kriminalpolizeiinspektion Neubrandenburg und der Kriminaldauerdienst Neubrandenburg waren nach der Tat zur Spurensicherung im Einsatz. Der Tatort wurde abgesperrt. Die Kriminalisten haben auch am Wochenende Aussagen entgegengenommen und ausgewertet

Die Bluttat hatte in dem Dort zehn Kilometer östlich von Neubrandenburg und darüber hinaus für große Verunsicherung gesorgt.  An der Stelle in unmittelbarer Nähe des Sees, wo der Sechsjährige gefunden wurde, wurden ein Kreuz, Blumen, Kerzen, Bilder und Plüschtiere aufgestellt. Im Zusammenhang mit dem Tötungsdelikt hatte die Polizei zwei Mal Anwohner in Pragsdorf befragt und noch am Fundtag des Jungen eine Wohnung in dem Ort durchsucht. 

Die „Bild“-Zeitung hatte berichtet, dass neben der Wohnung 500 Meter entfernt vom Tatort auch Keller und Mülltonnen durchsucht worden sein soll. Das wollte die Polizei allerdings nicht bestätigen und verwies auf eine bereits veröffentlichten Pressemitteilungen. Im Internet wurde auch über einen Tatverdächtigen im Fall des getöteten Joel (6) spekuliert. Die Polizei wies in diesem Fall ebenfalls die Gerüchte zurück. Es gebe keinen konkreten Verdacht, lediglich vage Hinweise, die geprüft würden, hieß es am Wochenende nach der Tat. Lediglich einen regionalen Bezug des Täters, hielt man für wahrscheinlich.