Ukrainische Bläser sorgen für Stimmung in Neubrandenburg
Neubrandenburg / Lesedauer: 4 min

Die ukrainische Band DykoBrass soll beim Neubrandenburger Oktoberfest am 2. Oktober im Kulturpark auftreten und für ordentlich Bierzelt-Stimmung sorgen. Bereits einen Tag früher tritt ebenfalls eine ukrainische Sängerin im Rahmen der Interkulturellen Woche in der Neubrandenburger Volkshochschule (VHS) auf. „Ein Konzert wäre zu viel gesagt, es ist eher ein musikalisches Beisammensein“, erläutert Metin Erkal von der VHS.
Neben Svitlana Lozhnikova aus der Ukraine spielt Alexandra Prost an der Geige, Marzieh Mahdieh aus dem Iran spielt die Tar, ein traditionelles Saiteninstrument aus dem Nahen Osten. Das internationale Aufgebot wird von der Thailänderin Aggapong Bumroongphum abgerundet, die zu der Musik tanzen wird. Wer sich dieses einmalige Kombination nicht entgehen lassen möchte, der sei herzlich in der VHS zwischen 13 und 15 Uhr eingeladen, freut sich Mertin Erkal über jeden Gast.
Verein pflegt schon seit Jahren Beziehungen nach Osteuropa
Zum Oktoberfest hat der Verein T.O.N.I. die jungen ukrainischen Musiker von DykoBrass eingeladen und wird mit den Gästen vor dem Auftritt im heimischen Klub in der Kreisstadt ein Sozialprojekt durchführen.
Wie Projekt- und Einrichtungsleiter Lars Bünger (36) berichtet, pflege der Verein schon seit Jahren gute Beziehungen nach Russland, Weißrussland und in die Ukraine. „Wir haben über die Jahre immer wieder ein Musikfestival veranstaltet. Früher war das ja das T.O.N.I.-Open-Air“, sagt er. Es ging darum, dass behinderte und nicht behinderte Menschen gemeinsam Musik machen. Schon damals hätte der Verein immer ausländische Partner mit im Boot gehabt. Corona habe dann für eine Zwangspause gesorgt, „aber wir haben die Kontakte nicht einschlafen lassen“, fügt Bünger hinzu.
Band sammelt Spenden
Mit Fördergeldern der Deutschen Stiftung für Ehrenamt und Engagement kann der Verein nun die befreundete Band erneut nach Neubrandenburg holen. Im Domizil des Vereines auf dem Datzeberg werden die Musiker dann Kindern, Jugendlichen und allen Interessierten ihre Instrumente und ihre Musik erklären. „Natürlich wollen und werden sie auch darüber reden, wie schrecklich die Situation jetzt in ihrem Heimatland ist“, sagt der Projektleiter.
Die Musiker werden nach ihrem abendlichen Auftritt beim Oktoberfest, den sie kurz für das traditionelle Feuerwerk unterbrechen, zwei weitere Konzerte in Deutschland geben. Sie sammeln damit gleichzeitig Spenden für Soldaten und Geflüchtete in der Ukraine und informieren musikalisch und verbal über die Schrecken in den Kriegsgebieten. Von den Einnahmen ihrer ersten Konzerte nach Ausbruch des Krieges hat die Band beispielsweise einen Transporter gekauft, um damit Nahrungsmittel, Medikamente und Babysachen nach Kiew zu bringen.
Die jungen Männer dürfen wegen eines speziellen Visums das Land verlassen, „weil sie als Kulturbotschafter gelten“, erklärt Lars Bünger, der selbst fünf Jahre seines Lebens in Russland verbracht hat. Beim letzten Auftritt der Band in der Viertorestadt hat Oberbürgermeister Silvio Witt übrigens höchstselbst einen legendären Tanzauftritt dargeboten. „Und die Veranstaltung um 30 Minuten verlängert, weil noch keiner nach Hause wollte“, erinnert sich Bünger schmunzelnd.
Blasmusik mit Jazzfeeling
Die Band DykoBrass wurde 2015 gegründet. Die Mitglieder sind Anfang 20, der älteste 25 Jahre alt. Nach einigen Konzerten in Lwiw (Lemberg) hat das Ensemble schnell Einladungen aus anderen Städten der Ukraine bekommen, eroberte die Bühnen der größten Metropolen des Landes wie Charkiw, Odessa und Kiew. Ein persönliches Highlight war ihr Auftritt im Malevich-Club in Lwiw, einer der größten Musikarenen ihrer Heimat.
Die Band DykoBrass mischt klassisch osteuropäische Blechblasmusik mit treibender Mehrstimmigkeit und aktuellen Popklängen. Der handgemachte oder besser „mundgemachte“ Sound klingt dadurch manchmal fast nach jazzigem Elektrosound. In diesen reizvollen Gegensätzen liegt wohl ein Erfolgsrezept der jungen Band, das sie beim renommierten Jazzfestival „Leopolis Jazz Fest“ unter Beweis stellten. Ein Großereignis an drei Veranstaltungsorten in der Ukraine, das bis 2017 „Alfa Jazz Fest“ hieß und in der Szene als eines der besten europäischen Jazzfestivals gilt.