Marien Carrée

Verhindert Planungsfehler neuen Supermarkt in Neubrandenburg?

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Was ist da schiefgelaufen? In der Innenstadt von Neubrandenburg gibt es trotz großer Nachfrage nur einen Supermarkt. Jetzt gerät die Stadt in die Kritik.
Veröffentlicht:13.02.2020, 18:03
Aktualisiert:06.01.2022, 19:29

Von:
  • Author ImageTim Prahle
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Es geht voran am prestigeträchtigen Marien Carrée in der Neubrandenburger Innenstadt. Zumindest an der Vorderseite. „Ich werde sicher auch vorbeikommen und mir ein Brötchen holen“, kommentierte ein gut gelaunter Martin Ahrens die Eröffnung einer Backwaren-Filiale am Donnerstag.

Der Geschäftsführer des Investors, der Achim Griese Treuhand GmbH, wirkt zufrieden mit der Entwicklung am Carrée. Denn auch der letzte freie Laden an der Marktplatzseite hat mittlerweile einen Mieter gefunden. Wer es ist, möchte Ahrens noch nicht verraten, nach Nordkurier-Informationen wird wohl ein Teeladen das Ensemble komplettieren. Nur eine Bürofläche im oberen Stockwerk ist jetzt noch zu haben.

Kein Supermarkt im Parkhaus

Dem herbeigesehnten Supermarkt für die 1800-Quadratmeter-Fläche im noch entstehenden Parkhaus muss allerdings nun auch Ahrens eine Absage erteilen. „Stand jetzt kommt da keiner rein“, sagte er dem Nordkurier. Zwei Interessenten aus anderen Branchen gebe es bereits. Damit bestätigt sich, was schon vielfach befürchtet wurde.

Der Edeka im Marktplatz-Center bleibt vorerst der einzige Nahversorger in der Innenstadt. Das liegt allerdings nicht daran, dass der Lebensmitteleinzelhandel kein Interesse am Carrée hatte. „Ich bin sicher, dass sich ein Interessent gefunden hätte, wenn die Fläche im Interesse der potenziellen Betreiber geplant worden wäre“, sagt Patrick Muranko. Er ist bei der „roten“ Netto-Kette als Gebietsleiter „Expansion Ost“ unter anderem verantwortlich für die Filial-Errichtungen in Weitin und auf dem Lindenberg.

Markt-Zugang zu hinteren Geschäften fehlt

In der Innenstadt seien es weniger die Konditionen als vielmehr die Lage, die sein Unternehmen und wohl auch die Konkurrenz davon abgehalten habe, zuzugreifen. Denn laut Bebauungsplan für das südliche Marktquartier ist ein großer Lebensmittelmarkt an der Marktplatzseite nicht zulässig.

Im hinteren Teil des Carrées jedoch, im Erdgeschoss des Parkhauses, wäre der Supermarkt Muranko zufolge nicht sichtbar genug. Selbst wenn die Innenstadt-Bewohner fleißig dort einkauften, Touristen würden damit nicht erreicht. Doch auch die wären für ein lohnendes Geschäft nötig.

Für Muranko ein Planungsfehler: Zugänge sind nur am Durchgang Waagestraße sowie von der Kleinen Wollweberstraße vorgesehen. „Alles, was wir gebraucht hätten, wäre ein Kundeneingang zur Marktseite gewesen“, sagt der Netto-Gebietsleiter. Die Wünsche seien dem Investor auch mitgeteilt worden, der jedoch mit Verweis auf die Stadt ablehnte.

Die Möglichkeit, am Marktplatz einen Kundeneingang für die große hintere Fläche zu schaffen, sei spätestens mit dem Einzug des Kleidungsgeschäfts „New Yorker“ und des Drogeriemarkts „dm“ verbaut gewesen. Denn nur dort sei ein derartiger Durchgang möglich, so Ahrens.

Neubrandenburg bedauert die Entwicklung

Die Stadt muss sich nun die Frage gefallen lassen, ob sie bei der gemeinsamen Planung mit dem Investor alles getan hat, um die Hürden für die Ansiedlung eines Supermarktes so gering wie möglich zu halten. Schließlich lässt der Bebauungsplan Lebensmitteleinzelhandel im vorderen Bereich des Carrées nur auf Ladenflächen bis zu 200 Quadratmeter zu.

„Und schon für diese Änderung habe ich bei der Stadt gekämpft“, sagt Investor Ahrens. Die habe dort nämlich eher innenstadttypisches Sortiment unter anderem mit Mode und Gastronomie ansiedeln wollen.

Innenstädte seien keine bevorzugten Standorte für Discounter, bekräftigt die Stadtverwaltung. Da der Wunsch der Einwohner bekannt sei, gebe es dennoch eine Baugenehmigung für einen Supermarkt. Es sei auch bedauerlich, dass sich noch kein Verbrauchermarkt gefunden habe. Gegen einen Eingang zur Marktseite habe sich die Verwaltung aber nie ausgesprochen.

Doch genau darauf beruft sich Martin Ahrens. Wegen des Bebauungsplans. Und auch Muranko erinnert sich, dass in der Planungsphase der Investor mit Verweis auf die Stadt einen Kundeneingang vorne sogar generell ausschloss.