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Viel zu teuer 

Tafel kann Menschen nicht mehr versorgen

Friedland / Lesedauer: 3 min

Das Essen wird knapp bei der Friedländer Tafel, immer mehr Menschen brauchen Hilfe. In Neubrandenburg ist die Lage weniger schlimm – aus einem Grund.
Veröffentlicht:12.11.2023, 18:34

Von:
  • Pablo Himmelspach
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Die Friedländer Tafel hat zu kämpfen. Mehr Menschen sind auf kostenloses Essen angewiesen, während weniger Lebensmittel bei der Tafel ankommen. Auf diese Lage machte Kerstin Kreller vom Ausbildungsförderungszentrum (AFZ) Friedland aufmerksam. Mittlerweile sei eine Warteliste eingerichtet worden, auf der laut Kreller bereits acht Personen stehen. Neue Leute werden gar nicht mehr aufgenommen, sagt Keller: „Dafür reicht es nicht.“

Bei Älteren und Deutschen ist die Scham groß

Seit fast genau einem Jahr organisiert das AFZ die Friedländer Tafel. In diesem Zeitraum sei die Situation angespannter geworden: Die Zahl der Lebensmittel, die an Bedürftige verteilt werden konnte, sei gesunken. „Viele Normalverdiener kaufen jetzt die 30-Prozent-Produkte, weil alles teurer geworden ist“, erklärte Kerstin Kreller bei der von Bürgermeister Frank Nieswandt (Die Linke) einberufenen Sitzung des Präventionsrates. So bleibe weniger für die Bedürftigen übrig.  

Zugleich steige der Bedarf. Immer seltener bleibe Essen übrig, immer dringender werde Hilfe benötigt. Unterstützung bekomme das AFZ von der Tafel Deutschland und dem Leserhilfswerk des Nordkurier. Dennoch können längst nicht alle Bedürftigen in der Region versorgt werden. So fielen die Dörfer aus dem Hilfsnetz heraus. Um die Menschen auf dem Land zu versorgen, fehlten Logistik und Lebensmittel. „Wir brauchen Hilfe“, sagte Kreller.

Insgesamt versorge das AFZ 185 Erwachsene und 105 Kinder in Friedland. Von den 116 Haushalten sind 50 deutsche und 51 ukrainische, in 15 Haushalten leben Asylsuchende aus anderen Ländern. Die eigentliche Zahl der Bedürftigen sei jedoch deutlich höher. Würde jeder, der einen Anspruch hat, diesen auch nutzen, wäre die Tafel komplett überlastet, ist sich Kerstin Kreller sicher. Vor allem bei älteren Menschen und bei Deutschen sei die Scham oft groß: „Sie kommen deshalb nicht. Bei Migranten sehen wir das eher nicht, die sind meist einfach dankbar.“

In Neubrandenburg gibt es mehr Discounter

Neben der bloßen Versorgung kümmern sich die Mitarbeiter des AFZ auch um die Integration von ausländischen Tafelbesuchern. So werde ein Deutschkurs angeboten, auch speziell für die Kinder. 

Bei der Neubrandenburger Tafel können die Mitarbeiter die Bedürftigen nach wie vor ohne Probleme versorgen. (Foto: Himmelspach, Pablo)

Die Lage bei der Neubrandenburger Tafel ist dagegen nicht so dramatisch wie in Friedland. Das hängt mit den Gegebenheiten vor Ort zusammen, zwischen Stadt und Land besteht bei der Versorgung Bedürftiger ein Gefälle: Neubrandenburg hat viel mehr Discounter, die Essen an die Tafel liefern. „Uns geht es deshalb besser“, sagt die Leiterin der Neubrandenburger Tafel, Dorothee Nitsch.

Anders als in Friedland kommen laut Nitsch genügend Lebensmittel an, eine Warteliste oder Engpässe gebe es nicht. „Wir müssen nie jemanden wegschicken“, sagt Dorothee Nitsch. Dass sich mittlerweile mehr Menschen anstellen, bemerke aber auch sie.