Bilanz
Volle Züge, volle Busse? So wirkt das Deutschlandticket im Nordost–Verkehr
Seenplatte / Lesedauer: 3 min

Robin Peters
Mit (über)vollen Zügen Richtung Ostsee und Kundenzuwächsen bei der Bahn wird stetig der Erfolg des Deutschlandtickets gepriesen. Doch auch in den Bussen auf dem Land lässt sich ein Plus feststellen: In den ersten Monaten mit Deutschlandticket sind die Fahrgastzahlen im Busverkehr offenbar nahezu überall im Nordosten leicht gestiegen. Das Busunternehmen für den Überlandverkehr in der Seenplatte, die Mecklenburg–Vorpommersche–Verkehrsgesellschaft mbH (MVVG), hat einen Zuwachs von fünf bis zehn Prozent festgestellt. Gestiegen seien die Zahlen nicht nur auf den Hauptlinien, etwa von Röbel über Waren nach Neubrandenburg, sondern auch im Stadtverkehr in Neustrelitz und Waren.
Gestiegene Fahrgastzahlen auf allen Linien
Ähnliche Schätzungen stellen die Neubrandenburger Verkehrsbetriebe (NVB) auch für den Verkehr in der Kreisstadt an. Zwischen Mai und Juni seien die Fahrgastzahlen durchschnittlich um rund fünf Prozent gestiegen — auf allen Linien. Auch wenn man nicht eigenständig die Nutzung des Deutschlandtickets zähle: „Es liegt der Schluss nahe, dass der Zuwachs in der Einführung des Deutschlandtickets begründet liegt“, so Unternehmenssprecherin Steffi Schwabbauer.
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Weiter im Norden klingen die Zahlen gar noch besser: Sogar bis zu 20 Prozent mehr Fahrgäste hat die Verkehrsgesellschaft Vorpommern–Greifswald mbH (VVG) gezählt. Auch dort beobachte man erhöhtes Aufkommen auf den Hauptlinien, von Pasewalk bis Torgelow oder von Torgelow nach Ueckermünde. Allerdings seien wohl eher wenige Einheimische unter den neuen Fahrgästen. „Nach unseren Beobachtungen sind es zumeist Touristen, die das Deutschlandticket nutzen“, heißt es.
Gute Nachrichten für Schüler aus Neubrandenburg
Die Finanzierung des Tickets bleibt aber weiter eine große Sorge der Verkehrsbetriebe. Wie aus der Kreisverwaltung der Mecklenburgischen Seenplatte mitgeteilt wurde, habe die MVVG keinen Gewinnzuwachs erzielt. Verluste würde in diesem Jahr zwar das Land Mecklenburg–Vorpommern ausgleichen. Die weitere, notwendige Finanzierung durch den Bundeshaushalt sei aber nach wie vor nicht geklärt. Bei den Neubrandenburger Verkehrsbetrieben rechnet man gar mit Einnahmerückgängen, weil nicht mehr so viele Gäste wie gewohnt Bustickets kaufen. Die Abrechnung mit dem Bund erfolge am Ende des Jahres. Ein erheblicher Teil des Personal– und Organisationsaufwand im Zusammenhang mit dem Deutschlandticket werde voraussichtlich nicht erstattet.
Gute Nachrichten gibt es jedoch für Schüler aus Neubrandenburg: Ab Montag, dem 28. August, können Eltern für ihr Schulkind ein Deutschlandticket bei der NVB kaufen und sich rund die Hälfte des Preises, 24,90 Euro, vom Landkreis erstatten lassen. Dafür muss das Ticket zwingend bei der NVB gekauft werden, etwa über die Dein-NB-App oder in der Mobilitätszentrale am Busbahnhof Neubrandenburg, und die Schülerfahrkarte beim Landkreis abgegeben werden. Dieser Kompromiss wurde nach Beschwerden aus der Lokalpolitik ausgehandelt. In der Kritik stand, dass Schülern mit einem teureren Schülerticket der MVVG im Gegensatz zu Fahrschülern aus der Kreisstadt automatisch ein Deutschlandticket, zumindest als Provisorium, bekommen haben. Auf die Chipkarte warten die Schüler indes noch immer.