Pflichtverletzung

Vorwürfe gegen Stargarder Pastor – Aus nach 28 Jahren

Stargarder Land / Lesedauer: 3 min

Nach knapp 30 Jahren verlässt Pastor Christian Rudolph die Kirchgemeinde St. Johannes Stargard. Der Vorwurf einer Amtspflichtverletzung steht im Raum.
Veröffentlicht:10.03.2022, 07:33
Aktualisiert:10.03.2022, 08:05

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Christian Rudolph ist fortan nicht mehr Pastor in der Kirchgemeinde Stargard Land. Grund sei der Verdacht einer Amtspflichtverletzung, teilt der zuständige Kirchenkreis Mecklenburg auf Nordkurier-Anfrage mit. Christian Rudolph habe selbst darum gebeten, in den sogenannten Wartestand versetzt zu werden. Seine Heimatlandeskirche, die Evangelisch-Lutherische Kirchgemeinde Bayern, habe dies bestätigt.

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Worum es geht, will keiner sagen

Die Gläubigen und der Kirchengemeinderat im Stargarder Land seien bereits durch die Neustrelitzer Pröbstin Britta Carstensen informiert worden. „Pastor Rudolph hat den Antrag gestellt, weil er in einer schwierigen persönlichen Situation ist. Es braucht nun eine Zeit der Klärung“, teilt die Kirchgemeinde mit. Dem Verdacht der Amtspflichtverletzung werde nun in einem „geordneten kirchlichen Verfahren“ nachgegangen. Erläuterungen zu den Vorwürfen wollten auf Nachfrage weder die Propstei Neustrelitz noch der übergeordnete Kirchenkreis Mecklenburg machen. Aus Gründen des Daten- und des Persönlichkeitsschutzes, wie Kirchenkreissprecher Christian Meyer betonte. Auf die Frage, von welcher Seite die Vorwürfe erhoben wurden, wurde ebenfalls gemauert.

Keine Antworten zu den Vorwürfen

Laut Paragraf 44 des Pfarrdienstgesetzes der Evangelischen Kirche Deutschland verletzen Pfarrer ihre Amtspflicht, „wenn sie in ihrer Amts- oder Lebensführung innerhalb oder außerhalb des Dienstes schuldhaft gegen ihnen obliegende Pflichten verstoßen.“ Ein breites Feld von der Missachtung der Schweigepflicht bis hin zu einer privaten Lebensführung, die die eigene Glaubwürdigkeit schmälert.

Christian Rudolph selbst will sich ebenfalls nicht näher äußern, da es so mit seinem Arbeitgeber vereinbart sei. „Ich muss im Augenblick einfach damit leben, dass es deshalb zu Spekulationen kommt“, sagt er im Nordkurier-Gespräch. Dabei macht er keinen Hehl daraus, wie sehr ihn Situation und Vorwurf belaste, unverzüglich habe er daher um den Wartestand gebeten. Unabhängig davon, was die Kirche nun in ihrem Verfahren dazu herausfindet, ist beschlossene Sache: Das Dorf Ballwitz und das Stargarder Land wird Christian Rudolph in jedem Fall verlassen. Das liege schon daran, dass die Pfarrstelle nicht zu lange unbesetzt bleiben soll und sich die Kirchgemeinde die Vakanz so kurz wie möglich halten wolle.

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Anstellung ohne Dienstauftrag

1994 kam Christian nach Ballwitz, übernahm die Pfarrstelle in den einstigen Kirchgemeinden Teschendorf und Ballwitz, wurde 2010 gar zum Probst der ehemaligen Propstei Stargarder Land. Nun sei er zwar weiter bei der Bayrischen Kirche angestellt, aber eben ohne Dienstauftrag, erläutert er.

Neben dem Skandal-Geruch, den der Verdacht auf eine Amtspflichtverletzung mit sich bringt, steht die Kirchgemeinde vor praktischen Problemen. Den Protestanten fehlt ein Würdenträger. Denn die zweite Pastorin Magdalena Rauner befindet sich noch bis Ende Oktober im Erziehungsurlaub. Beerdigungen, Taufen, Hochzeiten und Konfirmanden wollen aber dennoch betreut und begleitet werden.„Die kommenden Monate werden den Kirchenältesten und ebenso allen Gemeindegliedern einige Geduld abverlangen“, heißt es von der Stargarder Gemeinde. Noch sei unklar, wie und wann die Pfarrstelle neu besetzt werden kann.

Zur Dauer des „geordneten kirchlichen Verfahrens“, mit dem derzeit die mutmaßliche Amtspflichtverletzung Christian Rudolphs geprüft wird, könnten noch keine Angaben gemacht. Laut Kirchenkreissprecher Christian Meyer solle sein Namensvetter aber zumindest Gelegenheit des Abschieds bekommen. Sofern er selbst dazu gewillt ist.