DDR–Neubauten
Warmes Wasser aus der Wand — 50 Jahre WBS 70 begannen in Neubrandenburg
Neubrandenburg / Lesedauer: 2 min

Maximilian Lill
Heute vor genau 50 Jahren, am 2. April 1973, begann in Neubrandenburg der Bau der ersten Gebäude der damals nagelneuen Wohnungsbauserie 70 — kurz WBS 70. 50 Jahre später sind viele von ihnen in ganz Ostdeutschland umgebaut, neu angestrichen oder sogar abgerissen. Doch die „Ursprungsplatte“ in der Koszaliner Straße in Neubrandenburg steht noch immer — und seit 1984 sogar unter Denkmalschutz.
Weit verbreitet in der ganzen DDR
Entwickelt wurde der Typ Anfang der 1970er Jahre unter anderem von der Deutschen Bauakademie und der Technischen Universität Dresden. Für die WBS 70 wurden dabei im Vergleich zu den Vorgängermodellen P1, P2 und QP, weniger Bauteile, ein reduzierter Typenkatalog und eine einheitliche Bauweise für alle Wohnungsbaukombinate standardisiert.
Von den in der DDR rund 1,52 Millionen errichteten Wohnungen in Plattenbauweise bis 1990 ist der Typ WBS 70 mit insgesamt 644.900 Wohneinheiten und einem Anteil von etwa 42 Prozent dabei am weitesten verbreitet.
Damals schon klimaschonend gebaut — und an die Mieter wurde gedacht
Der Neubrandenburger Architekt der WBS 70, Wilfried Stallknecht, betonte in einem Interview mit dem Nordkurier aber auch das Potenzial der in Serie gebauten Blöcke für die Lösung der Klimafrage. „Ohne dass man es wusste, hat man schon an die Zukunft gedacht. Und zwar was Energieeffizienz betrifft“, sagte Stallknecht.
Die Plattenelemente, Dächer und Balkone böten verschiedenste Nutzungsmöglichkeiten für Solaranlagen oder kleine Windräder. Zudem ermögliche die DDR–Bauordnung etwas, dass für Energieeffizienz sowie allgemeines Wohlbefinden sorgt: „Jede Wohnung hat einen Raum, der am 22. Februar mindestens über zwei Stunden Sonneneinstrahlung verfügt“, sagte Stallknecht.