Geldanlage

Warum zahlen Sparkassen in Seenplatte und Vorpommern so wenig Zinsen?

Seenplatte / Lesedauer: 4 min

Sparkassen der Region bieten noch immer Zinsen unter ein oder zwei Prozent. Dabei ist der Einlagezins der EZB viel höher. Machen sie so einfach selbst kräftig Gewinn?
Veröffentlicht:11.09.2023, 05:32

Von:
  • Robin Peters
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Endlich klettern bei vielen Banken wieder die Spar-Zinsen nach oben. Doch gerade bei regionalen Sparkassen geschieht dies langsam bis so gut wie gar nicht. Während einige Direktbanken schon bis zu vier Prozent aufs Tagesgeld bieten, gibt es bei den Sparkassen im Nordosten weiterhin weniger als zwei, manchmal weniger als ein Prozent. Zum eigenen Vorteil? Nein, sagen die Sparkassen. Dort hält man das tatsächlich noch für marktgerecht.

Lockangebote für Neukunden?

Nach Einschätzung der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin sowie der Sparkasse Vorpommern handele es sich bei hohen Zinssätzen etwa von Direktbanken beim Fest- oder Tagesgeld nur um Lockangebote für Neukunden. Die Zinssätze würden nach einem begrenzten Zeitraum schnell sinken und seien meist eh nur für Neukunden erhältlich. Doch für die Sparkassen kommen Angebote nur für Neukunden nicht infrage. Man pocht auf Gleichbehandlung und will allen Kunden ein passendes Angebot unterbreiten.

Dass eine zaghafte Zinserhöhung dazu genutzt werde, bei höherem Leitzins die eigenen Gewinne kräftig hochzuschrauben, bestreitet man in den Sparkassen. Laut Sparkasse Vorpommern orientiere man sich zwar grundsätzlich an den Leitzinssätzen der Europäischen Zentralbank und passe laufend Angebote an. Doch es müssten auch ein dichtes Filialnetz mit Hunderten Mitarbeitern, die täglich Service bieten, unterhalten werden. Die Leitzinsen der EZB könnten daher nicht in dem Maße weitergeben werden wie beispielsweise bei Direktbanken. Man schütze Kunden aber umgekehrt vor negativen Tendenzen. Jahrelange Negativzinsen seien nicht weitergereicht worden, obwohl dadurch Mehrkosten in Millionenhöhe entstanden sind.

Sparkassen setzen auf Vertrauenswürdigkeit

Die Sparkasse Neubrandenburg-Demmin reagierte ganz akut auf veränderte Rahmenbedingungen und hob den Zinssatz für Tagesgeld nach eigener Angabe mit dem Monat September auf 1,5 Prozent an. Damit bleibt das Kreditinstitut dennoch weit unter aktuellen Spitzenangeboten. „Die Zinskalkulation ist insgesamt ein sehr komplexes Thema, bei dem eine Vielzahl von Faktoren zu berücksichtigen sind. Nur als Beispiel möchten wir anführen, dass wir in der Niedrigzinsphase über viele Jahre hinweg langfristige Kredite mit sehr niedrigen Zinssätzen von deutlich unter 2 Prozent, speziell im Wohnungsbaubereich mit Zinsbindungsfristen von bis zu 15 Jahren, vergeben konnten. Gleichzeitig sind in dieser Zeit die Bestände an kurzfristigen, in der Regel unverzinsten Kundeneinlagen weiter angestiegen. Vor diesem Hintergrund kann ein so sprunghafter Anstieg der Konditionen für Tagesgelder und Sparprodukte nicht unmittelbar umgesetzt werden“, so Mathias Robeck von der Sparkasse Neubrandenburg-Demmin.

Die niedrige Verzinsung hinzunehmen oder zu einer Onlinebank zu wechseln, bei der die Zinsen nur knapp unter dem Einlagezins der EZB (3,75 Prozent) liegen, liegt nach Aussage des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin) letztlich in der Entscheidung des Kunden. „Die Sparkasse setzt hier wahrscheinlich darauf, dass der Wechsel des Kontos in der Regel sehr aufwendig ist und viele Kundinnen und Kunden ihr Geld lieber der als sicher geltenden Sparkasse vor Ort anvertrauen als einer Online-Bank“, sagt Alexander Kriwoluzky, Leiter der Abteilung Makroökonomie im DIW Berlin.

Sparkassen holen altes Produkt wieder ins Angebot

Von den Sparkassen wird wiederum empfohlen, nicht allein auf Tages- oder Festgeld zu setzen: „Die Geldentwertung durch die weiterhin hohe Inflation können die Zinsen keiner Bank ausgleichen. Wir empfehlen unseren Kundinnen und Kunden, sich bei uns über alternative Anlagemöglichkeiten wie beispielsweise Wertpapiere beraten zu lassen“, sagt Thomas Metzke, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Vorpommern. Mit einer Kombination aus Wertpapieren, Fonds, Fondssparplänen sowie festverzinslichen Geldanlagen sei der Kunde besser aufgestellt.

Als zusätzliche Geldanlage habe man in Vorpommern beispielsweise Sparkassen-Briefe wieder eingeführt. Bei Laufzeiten zwischen einem und zehn Jahren biete die Sparkasse garantierte Zinsen bis zu 2,35 Prozent; die Sparkasse Neubrandenburg-Demmin gibt es über Sparkassenbriefe sogar bis zu 2,6 Prozent. Nach Darstellung der Sparkassen handelt es sich um eine risikolose Geldanlage. Darüber hinaus empfiehlt die Sparkasse Vorpommern Angebote ihres Kooperationspartners Weltsparen. Damit habe ihre Kundschaft kostenfrei Zugang zu Tagesgeldangeboten mit Zinsen in Höhe von mehr als drei Prozent ohne Mindestlaufzeit sowie Festgeldangebote mit Top-Zinsen.