Wurst- und Käseproduktion

Weber Maschinenbau führt vollautomatisierte Fertigung ein

Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Weber Maschinenbau Neubrandenburg fertigt Schneidemaschinen für Wurst und Käse jetzt automatisiert an. Arbeitsplätze sollen in der Region bleiben.
Veröffentlicht:19.08.2021, 13:58
Aktualisiert:

Von:
  • Author ImageJörg Spreemann
Artikel teilen:

„Der kann noch schneller“, versichert Peter Schulz, während hinter Glas ein Roboterarm schon mit ordentlich Schwung ein Edelstahlteil mit vielen Ecken und Kanten in den Biegeautomaten steckt. Schulz verantwortet beim Neubrandenburger Unternehmen Weber Maschinenbau die Einführung der vollautomatisierten Fertigungsanlage, die Metall-Bauteile für Wurst- und Käseschneidemaschinen herstellt. Bei diesen Anlagen für die Lebensmittelverarbeitung gilt Weber als Weltmarktführer.

Die automatische Biegezelle der Firma Trumpf ist nagelneu und wird derzeit bei Weber eingefahren. Die Rede ist von Spitzeninnovation, wenn es um Tempo, Variabilität und Leistungsstärke der Anlage geht. Das Bedienpad hält Enrico Spitzer in der Hand. „Damit wird die Anlage programmiert, um dann selbstständig die Teile in der benötigten Zahl herzustellen“, erklärt er. Nach einer guten Minute mit mehreren Drehungen des Roboterarms und mehreren „Bissen“ der Biegemaschine ist aus dem flachen Blechteil der mehrfach gefaltete Fuß einer Verpackungsmaschine entstanden. „Das Biegen hat den großen Vorteil, dass der Arbeitsgang Schweißen an dieser Stelle nicht mehr notwendig ist“, ergänzt Schulz.

Automaten sollen rund um die Uhr laufen

Vorgesehen sei, dass die eingespielten Automaten rund um die Uhr laufen, auch ohne menschliche Aufsicht, erklärt er weiter. Damit der „Bendmaster“ (auf deutsch Biegemeister) seine Arbeit autonom verrichten kann, ist der Roboter der Endpunkt einer ganzen Kette von neu installierten Maschinen und Anlagen.

Startpunkt ist ein Schweißautomat, der mit einem Laser die Blechteile zuschneidet. Die vorbereiteten Elemente kommen in ein angedocktes Hochlager, aus dem der Biegeautomat die jeweils benötigten Teile abruft. „Hier muss niemand mehr eingreifen“, fasst Schulz zusammen. Das Unternehmen beziffert die Investitionssumme auf 3,4 Millionen Euro, das Land gibt 800.000 Euro an Fördermitteln dazu.

Roboter soll nicht die Zahl der Arbeitsplätze senken

Geschäftsführer Tobias Weber stellt klar, dass es nicht darum geht, mit dem Roboter die Zahl der rund 470 Arbeitsplätze in Neubrandenburg und im nahe gelegenen Groß Nemerow zu senken. „Wir haben schon lange das Problem, dass wir weniger Leute finden als wir bräuchten“, sagt er. Dem Unternehmen helfe jedoch sein guter Ruf als Arbeitgeber in der Region, sagt er selbstbewusst. Mit 39 Mitarbeitern war die Firma am Standort Neubrandenburg im Jahr 1999 gestartet.

Die Einführung der Automaten folge dem Prinzip, dass Weber Maschinenbau die komplette Fertigung der eigenen Hand behalten wolle. „Wir beziehen keine Teile aus Billiglohnländern“, stellt er klar. Dort, wo die Schneidemaschinen entwickelt würden, müsse die Produktion erfolgen. Das bleibe auch künftig nur möglich, wenn die Fertigung in Deutschland hocheffizient erfolgen könne. „Aus diesem Grund investieren wir schon lange in die Automatisierung“, sagt der Geschäftsführer.

Hohe Nachfrage nach Schneidetechnik

Die endgültige Entscheidung für den Kauf der neuen Anlage ist 2020 in einer Zeit gefallen, als Corona erstmals die Welt fest in die Zange genommen hatte. Niemand konnte wissen, was wirklich kommt. Heute kann Tobias Weber feststellen, dass die Nachfrage nach Schneidetechnik für Wurst und Käse gewachsen sei. Supermärkte, so sein Rückblick, haben den Lebensmittelherstellern größere Mengen abverlangt, was wiederum Investitionen angestoßen habe. Das habe mehr als ausgeglichen, dass Catering-Unternehmen einen deutlich eingeschränkten Absatz hatten.

Die Nebenwirkungen von Corona bekommt Weber Maschinenbau trotzdem zu spüren. „Es ist ein täglicher Kampf, die benötigten Elektronikbauteile pünktlich zu bekommen“, berichtet der Geschäftsführer. Beim viel benötigten Metall sei die Lage entspannter. „Wir haben uns von jeher immer große Vorräte angelegt, wenn es gerade günstig war“, erklärt er. Doch inzwischen müssten auch Kunden des Unternehmens länger auf ihre Maschinen warten. Die automatische Biegeanlage sei ein weiterer Schritt auf dem Weg, die Kapazitäten auszubauen. Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben weltweit etwa 1500 Mitarbeiter, davon 1200 in Deutschland.