Förderung
Wenig Leute, alte Technik – so bekam diese Feuerwehr dennoch ein neues Auto
Bartow / Lesedauer: 4 min

Kai Horstmann
Bislang fuhr die Feuerwehr Bartow immer mit einem Mannschaftswagen zum Einsatz, ihre Löschmittel und die Rettungswerkzeuge zogen sie in einem umgebauten Tragkraftspritzenanhänger hinter sich her. Doch diese Zeiten sind jetzt vorbei. Seit dem 8. September hat die Wehr ein richtiges Löschfahrzeug. Dabei handelt es sich um ein TSF-W (Tragkraftspritzenfahrzeug mit Wasser) der Firma Iveco, das von der Firma Rosenbauer ausgerüstet wurde. Neben der Tragkraftspritze besteht die Ausrüstung aus Saug- und Löschschläuchen, Motorsäge zum Einsatz bei Sturmschäden. Nicht zu vergessen dabei ist der Tank mit 1000 Liter Wasser.
Gemeinde erfüllte Förderkriterien nicht
„Das Fahrzeug wurde 2020 durch die Gemeinde bestellt und belastet die Gemeindekasse mit einem sechsstelligen Betrag“, sagt René Nast, Bürgermeister von Bartow. „Dies ist jedoch eines der besten Investitionen in die Zukunft der Gemeinde.“ Sein Stellvertreter Manfred Kurth ist zugleich der Ortswehrführer. Wie er berichtet, war die Anschaffung des Löschfahrzeuges nicht ganz einfach und sei besonders René Nast zu verdanken. Zugleich beruht, so Kurth, der Kauf des Fahrzeugs auf dem Brand in Lübtheen. Dort stand im Sommer 2019 der Wald auf dem 6000 Hektar großen ehemaligen Truppenübungsplatz an drei Stellen in Flammen. Mehr als eine Woche brauchten Feuerwehr, Bundeswehr, THW und andere Organisationen, um den Brand weitgehend zu löschen. Das Gebiet war zudem munitionsverseucht war.
Auch die Landesregierung zog ihre Konsequenzen aus der Brandkatastrophe. Am 26. November 2019 verkündete der damalige Innenminister Lorenz Caffier (CDU), dass Mecklenburg-Vorpommern die freiwilligen Feuerwehren mit 50 Millionen Euro unterstützen und besser ausstatten will. Die Beschaffung neuer Einsatzfahrzeuge sollte zentral organisiert werden. Dabei sah die Landesregierung unter anderem die Anschaffung kleinerer Löschfahrzeuge im Zeitraum von 2020 bis 2024. vor, die das Land je nach finanzieller Ausstattung der Kommunen mit 70 bis 90 Prozent unterstütze. Insbesondere Einsatzfahrzeuge, die noch aus DDR-Zeiten stammten, sollten abgelöst werden. Die zu ersetzenden Fahrzeuge sollten zudem mindestens 15 Jahre alt sein.
Fördermittel komplett abgelehnt
„Unser Problem war, dass unser Mannschaftswagen nicht so alt ist, um in das Förderprogramm zu fallen. Dafür aber weitgehend unsere Ausrüstung 40 Jahre alt ist, so wie die Tragkraftspritze und der dazugehörige Anhänger“, berichtet Manfred Kurth. „Zudem bestand unsere Wehr aus nur sieben Kameraden. Deshalb wurde die Zahlung von Fördermitteln komplett abgelehnt.“
Bürgermeister René Nast ließ sich einen Termin beim Innenminister geben und klärte die Sache vor Ort in Schwerin. Nachdem Nast die Ausstattungslage der Feuerwehr Bartow geschildert hatte, wurde die Förderrichtlinie angepasst. „Nun wurde nicht nur das Alter der Feuerwehrfahrzeuge, sondern auch die Art des Fahrzeuges berücksichtigt“, sagt René Nast. „Durch diese Änderung profitiert nicht nur Bartow, sondern auch andere Gemeinden.“ Letztlich bekam Bartow eine 30-prozentige Förderung vom Land. Ein TSF-W kostet im Schnitt mehr als 200.000 Euro; bleibt für die Gemeinde also immer noch eine sechsstellige Summe zu zahlen.
Neue Helme, Stiefel, Kleidung
Bei den Kameraden ist die Freude jedenfalls groß. Doch schnell stellte sich das nächste Problem. Nun ist das Löschfahrzeug da, aber der Mannschaftswagen soll behalten werden. „Unter anderem werden mit dem Mannschaftswagen drei Jugendliche aus Bartow zur Feuerwehrausbildung nach Völschow gebracht. Aber vor allem freut es mich, dass durch die Anschaffung des Löschfahrzeugs gleich zehn Leute in die Feuerwehr eingetreten sind“, antwortet Manfred Kurth. „Damit verdoppelt sich die Anzahl der aktiven Kameraden.“
Letztlich sind das aber zu viele Kameraden für nur ein Fahrzeug. Doch im Gerätehaus ist nur Platz für das neue. Aber auch hier gibt es bereits einen Lösungsansatz, ein gemeindeeigenes Haus als Garage umzubauen, in dem der Mannschaftswagen untergebracht werden soll.
Aber die Kameraden bekamen nicht nur ein neues Fahrzeug sondern auch neue Helme, Einsatzkleidung und Stiefel. Abgesichert wurde der Kauf durch den Beschluss eines Nachtragshaushaltes der Gemeindevertretung in der vergangenen Woche. „Sobald die Ausrüstung für die Neuen da ist, kann mit der Ausbildung so richtig durchgestartet werden“, sagt René Nast.