Erneuerbare Energien
Windparkbetreiber verspricht, Einwohner zu beteiligen
Altentreptow / Lesedauer: 4 min

Tobias Holtz
Schon jetzt sind viele Flächen im Amtsbereich Treptower Tollensewinkel mit Windrädern regelrecht zugepflastert – weit über 100 Anlagen wurden in den vergangenen Jahren nach und nach in Betrieb genommen. Und ein Ende ist angesichts der forcierten Energiewende mit geplanten Windparkerweiterungen und der Ausweisung neuer Eignungsgebiete nicht in Sicht. Viele Bürger können wenig Verständnis dafür aufbringen, dass sie für das Tolerieren so vieler Windkraftanlagen in ihrem Lebensumfeld in den zurückliegenden 20 Jahren so gut wie keinen Ausgleich erhalten haben.

„Der Wind ist an der Region, Ihren Einwohnern und sogar an den Landeigentümern weitgehend vorbeigeweht. Es braucht ernsthafte Bürgerbeteiligung und eine faire, aber wirtschaftlich leistbare Aufteilung des Kuchens“, betonte Max von Maltzahn auf der jüngsten Stadtvertretersitzung und spielte damit auf die „schwarzen Schafe“ unter den Windparkbetreibern an, die bislang nur auf ihren eigenen Profit bedacht waren.
Von Maltzahn ist Geschäftsführer der FairWind Deutschland GmbH und verfolgt mit seinem Unternehmen ein Konzept, das nach seiner Aussage kein Standard in der Branche ist. „Wir haben uns unter Strafe schriftlich in jedem Pachtvertrag mit den Landeigentümern dazu verpflichtet, dass zumindest unsere Windenergieanlagen den Menschen in der Region zugutekommen müssen. Seinen Ausführungen zufolge werden während der gesamten Laufzeit pro Jahr pro Windrad gut 100.000 Euro in die Region fließen. Das ist die Oberkante der realistisch leistbaren Wertschöpfung, bestehend aus Vereinsförderung, einem günstigen Stromtarif, Steuern und dem Windgroschen nach dem angepassten Erneuerbare–Energien–Gesetz (EEG).
Altentreptow hätte Flächen für fünf eigene Windräder
Auf Nachfrage des Nordkurier erläuterte von Maltzahn, dass aus der Stadt und von einigen Vertretern mehrfach der Wunsch aufkam, den günstigen Stromtarif auf das gesamte Stadtgebiet auszurollen, weil damit eine Gleichbehandlung aller Einwohner sichergestellt sei. Hierzu sei er auch bereit, erklärte von Maltzahn, wenn die Stadtvertretung ihn dabei zeitnah unterstütze, denn günstiger Strom für die Einwohner der Stadt und der gleich zu behandelnden Standortgemeinden Grapzow, Grischow, Siedenbollentin und Werder sei natürlich nicht mit wenigen Windrädern leistbar. „Die Summe der von uns geplanten Windräder bedeutet pro Kopf pro Jahr eine Stromkostenersparnis von 136 Euro, also bei einer vierköpfigen Familie 544 Euro, falls 100 Prozent aller 7000 Einwohner zu einem regional ansässigen Stadtwerk wechseln würden. Für den ganz großen Wurf brauchen wir einen echten Wertschöpfungspakt und die Verteilung der Last auf mehrere Schultern“, sagte von Maltzahn.
Die Stadt habe jetzt mit den neuen Bundesvorgaben die Chance, die Energiewende neben den grünen Gewerbegebieten auch auf andere Weise aktiv mitzugestalten. So hätte eine Abfrage beim zuständigen Katasteramt nach Angaben des Geschäftsführers ergeben, dass Altentreptow theoretisch Flächen für fünf eigene Windräder zur Verfügung stehen. „Wir bieten an, die Anlagen kostenfrei zu entwickeln. Was die Stadt am Ende damit macht, bleibt ihnen überlassen“, wandte sich von Maltzahn an die Stadtvertreter. Sein Unternehmen wäre auch bereit, die Windräder mit zu bauen und zu betreiben.
Voraussetzung sei für ihn, dass die erwirtschafteten Erträge bei der Stadt und den Bürgern ankommen. „Wenn man die Anlagen schon vor der Nase hat, dann muss zugleich auch die Lebensqualität steigen und sich für alle was drehen. Nur mit fairer Teilhabe kann die Enttäuschung in der Region einer echten Aufbruchstimmung weichen“, untermauerte von Maltzahn seinen Standpunkt. Die fünf Windräder der Stadt wären für ihren Haushalt ein finanzieller Donnerschlag mit ungeahnten Handlungsspielräumen, statt einer Spirale aus Fremdbestimmung und Mittelkürzungen.
Leisere Technik und kein überflüssiges Dauerblinken
Die neuen Windräder würden allerdings nicht nur finanzielle Vorteile mit sich bringen. Schließlich verspreche sein Unternehmen besonders leise Technik und einen Verzicht auf überflüssiges Dauerblinken. „Außerdem befinden sich in der Gondel sowie im Turm nicht nur Brandmelder, sondern auch Löschsysteme, auf die sonst oft verzichtet wird. Sicherheit wird bei uns großgeschrieben“, betonte von Maltzahn.
Fakten und Vorzüge, die der Stadtpolitik und Verwaltung teilweise schon länger bekannt sind. Immerhin hatte der Windparkplaner und -betreiber in der Vergangenheit bereits mehrfach im Rathaus angeklopft, um sein „Beteiligungs– und Wertschöpfungsmodell“ vorzustellen. Inwieweit dieser Gedanke in Zukunft politisch weiter verfolgt wird, bleibt abzuwarten. Wie Stadtvertretervorsteher Gerhard Quast nach dem Vortrag betonte, habe man dem Unternehmer lediglich die Möglichkeit bieten wollen, sich und sein Geschäftsmodell erstmals öffentlich zu präsentieren. Rückfragen vonseiten der Stadtvertreter waren somit nicht vorgesehen.