Windeignungsgebiet
Windrad-Firma bietet finanzielle Vorteile an
Altentreptow / Lesedauer: 4 min

Tobias Holtz
Schon jetzt sind viele Flächen im Amtsbereich Treptower Tollensewinkel mit Windrädern regelrecht zugepflastert – rund 100 Anlagen wurden in den vergangenen Jahren nach und nach in Betrieb genommen. Und ein Ende ist angesichts der geplanten Windparkerweiterungen und Ausweisung neuer Eignungsgebiete vorerst nicht in Sicht.
Viele Menschen in und um Altentreptow können wenig Verständnis dafür aufbringen, dass sie für das Tolerieren so vieler Windkraftanlagen in ihrem Lebensumfeld bislang so gut wie keinen Ausgleich erhalten haben. Denn die Abgaben von Windpark-Betreibern nach dem verabschiedeten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sind eben nur freiwillig nicht rückwirkend einholbar. Sprich: Die Kommunen sind nach wie vor vom guten Willen des Investors abhängig (der Nordkurier berichtete).
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Wenn es nach dem Geschäftsführer der Greifswalder FairWind Deutschland GmbH, Max von Maltzahn geht, kann es so nicht länger bleiben. Er wolle absolute Transparenz und sein Möglichstes tun, um die in der Bevölkerung verständlicherweise empfundene Ungerechtigkeit wegen mangelnder Beteiligung an den Erträgen der Energiegewinnung zu mindern, wie er im Gespräch mit dem Nordkurier betonte. „Ich habe meine Firma nicht zum Spaß ‚FairWind‘ genannt, das ist unser Geschäftsmodell. Ich meine es ernst. Bei der Energiewende sollten wir die Menschen vor Ort nicht mit Worten, sondern mit Taten ins Boot holen und ein Wort muss gelten“, machte Maltzahn seinen Standpunkt deutlich.
Erstes Windrad ist bereits genehmigt
Insgesamt sollen zehn neue Anlagen nach den Plänen des Geschäftsführers bis Mitte 2023 im Windeignungsgebiet „Altentreptow-Ost“ entstehen. Das erste Windrad sei bereits genehmigt worden. Der Antrag für eine zweite Mühle ist in der Bearbeitungsphase. Sobald ein Windrad von uns ans Netz geht, könnten alle Anwohner und Gewerbetreibenden vom FairWind-Tarif profitieren.
Berechtigt sind alle Personen im Umkreis von 3,5 Kilometern mit einem jährlichen Stromverbrauch von bis zu 10 000 Kilowattstunden (kWh), verspricht Maltzahn. Laut Bundesnetzagentur liegt der aktuelle deutsche Durchschnittspreis je kWh bei 30,85 Cent (brutto). Bei FairWind würde der Tarif ab dem ersten Windrad rund 25 Cent (brutto) kosten. „Wenn ein neues Windrad durch uns gebaut wird, sinkt der Preis weiter. Mit dem zehnten Windrad beträgt der Preis nur noch 20,58 Cent (brutto), so Maltzahn. Unterm Strich mache dies bei einem Zwei- bis Drei-Personen-Haushalt zwischen 300 und 400 Euro Ersparnis pro Jahr aus und zwar solange die Windräder laufen würden. „Mit den Loitzer Stadtwerken haben wir bereits gehandelt und in anderen Windparks den FairWind-Tarif im Angebot. Von den Bürgern aus Kletzin und Völschow wird dieses günstige Angebot bereits gut angenommen“, verdeutlichte der Geschäftsführer.
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Mit Windgroschen Vereine und Ideen unterstützen
Jede der zehn Mühlen werde zudem einen jährlichen ,Windgroschen‘ in Höhe von 15 000 Euro bereitstellen, folglich 150 000 Euro bei zehn Mühlen. Dieser soll Vereine und Menschen unterstützen, die gute Ideen für die Region in die Tat umsetzen wollen. „Denn die Einwohner wissen am besten Bescheid, was vor Ort wichtig ist“, meint der Investor. Beim FairWind-Tarif gehe es um die Stärkung der Kaufkraft in der Region, wobei günstiger Strom für viele Firmen ein echter Standortfaktor sei. „Mit dem Windgroschen soll das Gemeinwohl gefördert werden“, erklärte Maltzahn. Zudem würden die Gewerbesteuern vor Ort anfallen. Diese lägen schon ab dem ersten Jahr pro Windrad im mittleren fünfstelligen Bereich, wenn man von der aktuellen Anlagengeneration ausgeht und die aktuellen Rahmenbedingungen zugrunde legen würde.
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Unternehmen verspricht besonders leise Technik
Die neuen Windräder würden allerdings nicht nur finanzielle Vorteile mit sich bringen. Schließlich verspreche sein Unternehmen besonders leise Technik, ein Verzicht auf überflüssiges Dauerblinken und wo erforderlich, den Einsatz von Vogel- und Fledermaus-Schutzsystemen an den Rotoren.
„Außerdem befinden sich in der Gondel sowie im Turm nicht nur Brandmelder, sondern auch Löschsysteme. Sicherheit wird bei uns großgeschrieben“, betonte Maltzahn. Von der Amtsverwaltung im Altentreptower Rathaus sei sein FairWind-Projekt jedenfalls als klarer Unterschied zum Bisherigen erkannt worden. Die Inbetriebnahme der ersten Anlage soll voraussichtlich Ende 2022 erfolgen. „Dann können die Bürger direkt daran partizipieren“, so der Geschäftsführer.