StartseiteRegionalNeubrandenburgWo könnten diese Schädel aus dem Tollensetal ausgestellt werden?

Tourismus

Wo könnten diese Schädel aus dem Tollensetal ausgestellt werden?

Altentreptow / Lesedauer: 4 min

Die spektakulären Funde menschlicher Überreste im Tollensetal, die mehr als 3000 Jahre alt sind, sollen touristisch genutzt werden. Jetzt könnte ein Ausstellungsort gefunden sein.
Veröffentlicht:09.05.2023, 05:52

Artikel teilen:

Voraussichtlich 2030 soll das Archäologische Landesmuseum am Rostocker Christinenhafen für rund 55 Millionen Euro realisiert werden. Der massive Kubus erinnert an eine Pyramide der Azteken. Wie der designierte Museumsleiter Hans–Jörg Karlsen unlängst ankündigte, sollen auf rund 1800 Quadratmeter Ausstellungsfläche die wichtigsten Stücke der riesigen Archäologischen Sammlung des Landes zu sehen sein. Ein Schwerpunkt wird dabei auch auf den spektakulären Funden liegen, die Archäologen auf dem vermutlich ältesten Schlachtfeld Mitteleuropas bei Weltzin im Tollensetal entdeckt haben, so Karlsen. Die menschlichen Überreste werden auf etwa 1300 vor Christus datiert.

Ausstellungsort im Tollensetal

Doch das Landesmuseum soll in Zukunft nicht die einzige Anlaufstelle in Mecklenburg–Vorpommern bleiben, die Besuchern die bronzezeitliche Ausgrabungsstätte und ihre geschichtlichen Hintergründe näher bringt. Denn das Schweriner Kultusministerium strebt an, in Zukunft auch direkt im Tollensetal eine touristische Ausstellungsmöglichkeit zu schaffen. Das bestätigte der Landesarchäologe Dr. Detlef Jantzen bei einem Workshop im Naturerlebnispark Mühlenhagen. Was die Standortwahl betrifft, gab es aus den Reihen der Teilnehmer drei konkrete Vorschläge.

So regte Pastorin Sonja Reincke an, die Dorfkirche in Kessin unweit der Tollense zu einem Museum umzugestalten. Die Kirchengemeinde Siedenbollentin würde schon seit langem nach einem passenden Nutzungskonzept suchen, um das baufällige Gotteshaus erhalten zu können. Für den Treptower Kultur– und Heimatverein gibt es hingegen nur zwei Gebäude, die als potenzieller Ausstellungsort infrage kommen: Der alte Mühlenspeicher, den zuletzt auch Altentreptows Bürgermeisterin Claudia Ellgoth (parteilos) ins Spiel brachte, und das Brandenburger Tor, was jedoch nicht barrierefrei zugänglich ist. „Am Ende waren wir uns einig, dass sich der Speicher am besten eignet“, informierte die Rathauschefin bei den jüngsten Fachausschüssen über das Resultat der Diskussionsrunde. 

Eindeutiges Signal nach Schwerin und Berlin

Vor über 25 Jahren wurde der denkmalgeschützte Fachwerkbau nach einem Brand mit Städtebaufördermitteln gesichert, seitdem sind keine weiteren Instandsetzungsarbeiten mehr erfolgt. Bevor hier ganzjährig neues Leben einkehren kann, müssten nach Einschätzung der Bauaufsicht des Landkreises erst einige Probleme angegangen werden — gerade mit Blick auf den fehlenden Brandschutz und die niedrige Deckenhöhe. 

„Im Alleingang kriegen wir das nicht geregelt, sondern sind auf finanzielle Unterstützung von Land und Bund angewiesen“, stellte Ellgoth klar. Es sehe im Moment aber ganz danach aus, als ob die Stadt in Kürze die Chance bekommen könnte, die benötigten Mittel zu beantragen. „Deshalb brauchen wir einen Grundsatzbeschluss von der Stadtvertretung, um im Fall der Fälle schnell reagieren zu können“, begründete die Bürgermeisterin die kurzfristig eingereichte Beschlussvorlage.

Damit greift die Verwaltung eine Idee auf, die von den Mitgliedern des Heimatvereins schon vor Monaten gefordert wurde: ein eindeutiges Signal aus Altentreptow nach Schwerin und Berlin zu senden. „Wir sind froh, dass es jetzt endlich vorangeht. Es bleibt nicht mehr viel Zeit, im Sommer müssen umsetzbare Ergebnisse auf dem Tisch liegen, die dann wiederum in das Gesamtkonzept des Landes einfließen sollen“, sagte der Vereinsvorsitzende Detlef Klage dem Nordkurier.

Zusätzliche Ausgaben für die Planung

Doch um überhaupt einen Antrag stellen zu können, muss die Stadt vermutlich erst einmal selbst Geld in die Hand nehmen. Denn in der Regel wird von den Fördergebern ein Nutzungskonzept verlangt, aus dem eindeutig hervorgeht, was mit dem Speicher passieren soll — inklusive einer Kalkulation der zu erwartenden Sanierungskosten. Und das können die Planer eben nicht zum Nulltarif erstellen. Die Stadt rechnet mit zusätzlichen Ausgaben von etwa 10.000 Euro. Auch wenn im laufenden Haushalt 2023 kein Geld mehr zur Verfügung steht, lässt sich diese Summe bei Bedarf über das Produktsachkonto „Städtebauförderung/ Sachverständigenkosten“ decken, erklärte die Rathauschefin. „Außerdem sollten wir uns Gedanken darüber machen, inwieweit das Gebäude neben den Ausstellungsflächen mit weiteren Veranstaltungsformaten oder Übernachtungsmöglichkeiten belebt werden kann“, schlug die Rathauschefin vor. 

Es bleibt abzuwarten, ob dieses Mal wirklich Bewegung in die Sache kommt oder der lang ersehnte Traum, Außenstelle des Archäologischen Landesmuseums zu werden, am Ende doch wieder überraschend verpufft. Im Bau– und Sozialausschuss wurde die Vorlage jedenfalls einstimmig zur Beschlussfassung an die Stadtvertretung empfohlen. Am 10. Mai steht das Thema im Finanzausschuss auf der Tagesordnung.