Bahnverkehr zur Ostsee
Züge konnten nicht halten – Bahnsteige in Neubrandenburg werden verlängert
Neubrandenburg / Lesedauer: 3 min

Mirko Hertrich
Auf der Regionalexpress-Linie (RE) 5 zwischen Berlin und Stralsund sollen künftig längere Züge fahren und auch an allen Bahnhöfen halten können. Es sei angestrebt, mit dem Land Brandenburg eine Vereinbarung zu treffen, dass auf der Linie 5 über Neustrelitz und Neubrandenburg alle Bahnsteige auf mindestens 170 Meter zu verlängern, „weil das dem Standard von sechs Wagen entspricht“, kündigte Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) auf der jüngsten Sitzung des Landtages an, bei der Aussprache über einen Antrag der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen zum Thema „Mecklenburg-Vorpommern wieder bahntauglich machen – Bahnsteige an gestiegene Fahrgastzahlen und Zuglängen anpassen“. Dies solle in den Verkehrsvertrag aufgenommen werden, mit anderen Vorhaben wie Barrierefreiheit und Bahnsteighöhen.
Vor allem Neubrandenburg soll profitieren
Die Ankündigung der Verlängerung der Bahnsteige entlang der Linie dürfte vor allem in Neubrandenburg auf offene Ohren stoßen. Weil die Bahnsteige am Bahnhof der drittgrößten Stadt des Landes nach dem Ende 2018 abgeschlossenen Umbau nur noch 140 Meter lang sind, konnten eigens bestellte Verstärkerzüge – sogenannte XL-Regios – im Sommer nach einem Halt in Neustrelitz nicht in dem Oberzentrum halten und fuhren ohne Stopp durch bis nach Stralsund beziehungsweise wieder zurück. Minister Meyer nannte dieses Vorgehen gerechtfertigt, weil dadurch andere Züge für die Fahrgäste in MV entlastet worden seien.
Der SPD-Politiker erinnerte daran, dass beim Umbau der Neubrandenburger Bahnsteige ursprünglich 210 Meter Länge vorgesehen war, die DB Station und Service sich aber für 140 Meter entschieden habe. "Warum auch immer, lasse ich außen vor." Auch da sei das Land in Gesprächen über eine Erweiterung. Ob die Deutsche Bahn, die das Projekt mitfinanzieren müsse, am Ende mitmache, hänge davon ab, wie der Fernverkehrsbedarf in Neubrandenburg sei. „Das Thema Bahnsteiglängen werden wir entsprechend anpacken.“
Die Neubrandenburger Landtagsabgeordnete Jutta Wegner (Bündnis 90/Die Grünen) zeigte sich erfreut darüber, dass Minister Meyer im Zuge der Debatte zugesagt hat, alle Bahnsteige entlang der RE 5 über Neubrandenburg auf mindestens 170 Meter zu verlängern. "Das ist eine gute Nachricht für die Region, weil dadurch XL-Regios mit sechs Wagen dann auch auf dieser Strecke halten können.“
210-Meter-Bahnsteig gefordert
Die mobilitätspolitische Sprecherin gab aber zu bedenken, dass die Ausgang des Sommers an Neubrandenburg vorbeigefahrenen XL-Regios mit sieben Wagen eine Bahnsteigkante von 210 Metern bräuchten, wie sie Neubrandenburg bis zur Sanierung der Bahnsteige gehabt habe. „Auch die jetzt zugesagte Bahnsteiglänge ist also zu kurz gedacht.“
Die Landtagsabgeordnete und Neubrandenburger Ratsfrau forderte eine große Kraftanstrengung aller Akteure „auch hier vor Ort, damit jetzt der Bahnhof Neubrandenburg fit für die Zukunft wird und nicht in wenigen Jahren schon wieder gebuddelt werden muss“. Nur mit einem 210-Meter-Bahnsteig bestehe die Chance, dass in Neubrandenburg überhaupt Fernverkehrszüge halten könnten. Aktuell machen ICE und Intercity um Neubrandenburg einen Bogen. Trotz des Zugeständnisses der Landesregierung wurde der Antrag von Bündnis 90/Die Grünen im Landtag mit der rot-roten Regierungsmehrheit abgelehnt.
OB Witt: „Schritt in die richtige Richtung“
Neubrandenburgs Oberbürgermeisters Silvio Witt (parteilos) begrüßte die Ankündigung der Verlängerung der Bahnsteige am Bahnhof Neubrandenburg sehr. „Es wäre ein Schritt in die richtige Richtung, insbesondere vor dem Hintergrund der wachsenden touristischen Attraktivität der Vier-Tore-Stadt.“ Mit mehr Pendlern sowie Touristen, die den Zug nach Neubrandenburg nutzen, „wäre zugleich auch unserer Umwelt gedient“. Die Stadtverwaltung werde das Vorhaben daher unterstützen und zielführend begleiten.
Aktualisierung - 26.09.23: Die Aussagen von Neubrandenburgs Oberbürgermeister wurden ergänzt. – Die Redaktion