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Aufgewachsen mit dem Immergut

„Ich konnte nichts und hatte Lust”

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Rike Tesch hat auf dem Immergut alles gelernt, was sie heute braucht. Das Festival in Neustrelitz ist damit auch der Grund, warum sie immer wieder gern in ihre Heimat zurückkehrt.
Veröffentlicht:13.05.2022, 06:00

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Dass Rike Tesch als Fortgezogene noch immer ihrer alten Heimat die Treue hält, hat viel mit dem Immergut-Festival zu tun. Dort und im immergutrocken e.V., der das Festival ausrichtet, hat die heute 30-Jährige inzwischen ihr halbes Leben verbracht. „Das Immergut ist für mich meine Verbindung in die Heimat, es hat meine komplette Biografie geprägt”, sagt Rike, die heute in Berlin lebt.

Zum Festival sei sie damals über Freunde gekommen. Sie stieg als Schülerin ein und habe sich auf dem Gelände am Bürgerseeweg am Stadtrand von Neustrelitz direkt ausleben können: „Ich hatte Lust und konnte nichts.” Ihr Interesse galt vor allem dem Handwerk, sie wollte Schrauben, Hämmern und Radlader fahren. Auf dem Immergut ging das, dort seien Leute gewesen, die ihr das alles zeigen konnten und ihr die Möglichkeit gaben, mit ihnen zu lernen.

Das kleine Festival wird überwiegend von Ehrenamtlichen gestemmt, es sei alles sehr familiär, aber auch zeitaufwändig. Seit März ist Rike wieder jedes zweite Wochenende in Neustrelitz, damit bis Ende Mai alles steht, wenn das Immergut endlich wieder an seinem traditionellen Termin die Festivalsaison einläutet und wir nach zähen Monaten der Pandemie endlich mal wieder in die Puschen kommen können. So lautet auch das Motto in diesem Jahr.

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Sie inspiriert Festivalgänger von morgen

„Wer hart arbeiten will, kann dort alles machen”, sagt Rike, die über die Jahre im Verein bis zum Vorstand aufgestiegen ist und sich dort etwa mit um die Infrastruktur kümmert: Toiletten, Leitungen, die Bauwagen für die Künstler im Backstage herrichten. Wichtig sei auch das Thema Nachwuchsgewinnung, denn nach 22 Jahren Festivalgeschichte in Neustrelitz muss das Immergut auch darauf achten, dass in der Zukunft noch genug Leute Bock haben, weiterzurocken. Dafür gibt es einen Projektkurs am Gymnasium Carolinum, in der Schüler der 11. Klasse in das Festivalgeschäft reinschnuppern können und damit sehen, was in ihrer Heimat so geht.

Das schafft Verbindungen, die ewig halten können. Rike will ihre guten Erfahrungen an die Jugend weitergeben und wenn man ihr so zuhört, dann dürfte das kein Problem sein. Sie spricht schnell und mit ganz viel Begeisterung vom Immergut, auf dem sie alles gelernt habe, was sie für ihre berufliche Laufbahn brauche. Als freiberufliche Eventmanagerin arbeitet sie etwa für die Berliner Digitalmesse re:publica oder für andere Festivals wie dem Pangea, das im August in Ribnitz-Damgarten stattfindet. Angefangen zu studieren hatte sie Politik, machte ihren Abschluss dann als Ergotherapeutin, ihre Berufung sind aber ganz klar die Festivals.

Mit dem Radlader durch Social Media

Unter die Influencer ist sie inzwischen auch gegangen und produziert als „Rike Radlader” feministische Handwerker-Videos bei YouTube, Instagram und TikTok. Der Radlader war und ist ihr liebstes Fahrzeug auf Festivals, somit lag der Name auf der Hand. „Eine gute Mischung aus 'Hör mal, wer da hämmert' und 'Löwenzahn' als Frau, mit 'ner Frau”, sagt sie über ihre Videos, in der sie mit Menschen plaudert, die auf den ersten Blick vielleicht nicht in handwerkliche Berufe passen. Zumindest, wenn es um gängige Klischees geht.

Die nächsten Videos wird Rike vermutlich vom Festivalgelände verschicken, denn dort müssen die Leute tatsächlich langsam in die Puschen kommen. In zwei Wochen muss alles stehen, hier steht mehr zum Programm.

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