Theater

▶️Anspruchsvolle Premiere von Moliére-Stück in Wittenhagen

Wittenhagen / Lesedauer: 3 min

Molières Stück „Der eingebildete Kranke” hat am Sonntag im Wittenhagener LuzinTheater Premiere. Das Amateurensemble möchte für seine neue Produktion zu großer Form auflaufen.
Veröffentlicht:06.03.2020, 17:32
Aktualisiert:06.01.2022, 19:29

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Ein bisschen klingt es wie die Ironie des Schicksals. In einer Zeit, in der der Corona-Virus das Gesprächsthema schlechthin ist, bringt das LuzinTheater Wittenhagen den Klassiker „Der eingebildete Kranke“ auf die Bühne. Molières fast 350 Jahre alte Komödie beschäftigt die Wittenhagener Theateraktivisten allerdings nicht erst seit ein paar Wochen. „An dem Stück arbeiten wir bereits seit einem Jahr“, sagt Theaterpatronin Sylvia Bretschneider.

Umgang mit dem alten Text als Herausforderung

Die 1673 uraufgeführte Geschichte um den verbohrten Haustyrann Argan, der mit seinen eingebildeten Leiden die ganze Familie terrorisiert und sich von vermeintlichen Heilsbringern ausnutzen lässt, ist die dritte Produktion, an die sich das Amateurensemble „Bühnenlichter“ wagt. Das Stück ist heute wie damals aktuell, sagt Bretschneider, die bei der Inszenierung auch Regie führte. Allerdings ist es durchaus eine Hausnummer für die 14 Spielerinnen, die zu den Bühnenlichtern gehören. „Es ist unsere bislang anspruchsvollste Inszenierung“.

Allein schon der Umgang mit dem alten Text sei eine Herausforderung. Für die Wittenhagener Inszenierung hat Bretschneider eine eigene Fassung geschrieben. Sie hat dabei auch Figuren ein Leben gegeben, die es bei Molière nicht gibt. Dies, damit jeder im Ensemble eine Rolle übernehmen kann. Auch, was die Opulenz von Masken und Kostümen angeht, begeben sich die Bühnenlichter in eine neue Liga. Theaterprofi Sylvia Bretschneider hat all ihr Erfahrungspotenzial aus eigenen Rollen und das Wissen aus Workshops zum Thema Theaterschminken eingesetzt, um das Maximale aus den angelegten Figuren herauszuholen.

Opulente Kostüme sind teilweise selbst genäht

Zugleich hat sie den Miminnen beigebracht, sich selbst zu schminken. „Das klappt zunehmend besser“, sagt beispielsweise Anna Klein, die den Dr. Prugon spielt. Allerdings werde die Hilfe der Regisseurin und Schminkmeisterin immer noch gebraucht.

Die an die Entstehungszeit des Stücks angelehnten Kostüme fallen opulent aus. Es sind teils selbst genähte Teile, teils stammen sie aus dem Theaterfundus. „Wir sind dabei, uns einen eigenen Fundus aufzubauen“, verdeutlicht Sylvia Bretschneider. Zurückhaltend dagegen das Bühnenbild – ein großes, mit einer gelben Husse bezogenes Sofa. Das steht sonst bei einem der Ensemblemitglieder zu Hause. Doch es sind nicht nur die 14 Frauen auf der Bühne, die dem Stück zu Erfolg verhelfen wollen. Im Hintergrund sorgen vier weitere Bühnenlichter, darunter auch zwei Männer, als Souffleur und als Techniker, für das Gelingen der Aufführung.

Mit in die Produktion einbezogen ist auch der Kulturverein Feldberger Seenlandschaft. Zusammen mit der Feldberger Tafel wurde das Projekt „Integration durch Theater“ initiiert. Mitglieder der Tafel haben die Proben begleitet, es gab eine Stückeinführung, Tafelmitglieder haben sich auch zu den Vorstellungen angesagt. Es ist das erste sozio-kulturelle Projekt des Kulturvereins, in das das Theater mit eingebunden wird, sagt Bretschneider, die dem Verein auch vorsteht und das LuzinTheater Wittenhagen vor drei Jahren mit ihrem Mann Alejandro Quintana gründete.

Kein Desinfektionsmittel mehr zu bekommen

Zur aktuellen Inszenierung hat der Maler und Grafiker Volkmar Förster wieder Skizzenstudien gefertigt, die in einer begleitenden Ausstellung im Theater zu sehen sind. Bis zur Sommerpause sind neun Vorstellungen geplant. Für die Premiere am Sonntag gibt es keine Karten mehr. Weitere Vorstellungen gibt es unter anderem am 15. und 29. März jeweils um 16 Uhr.

Ach ja, Corona. Ganz ohne Zeitbezug wollen die Theaterakteure ihre Premiere am Sonntag eigentlich nicht über die Bühne gehen lassen. Am Eingang sollte sich jeder die Hände desinfizieren können, sagt Anna Klein aus dem Bühnenlichterensemble. Allerdings war in Feldberg zumindest bis zum Donnerstag kein Desinfektionsmittel mehr zu bekommen ...