Straßenverkehr

Bleibt nach Unfällen in der Seenplatte Wild zu lange liegen?

Woldegk / Lesedauer: 3 min

Es dauere immer länger, bis Wildkadaver vom Straßenrand entsorgt wird. Diese Beobachtung macht ein Lkw-Fahrer auf seinen Touren durch den Landkreis.
Veröffentlicht:10.01.2021, 17:46

Von:
  • Heike Sommer
Artikel teilen:

Olaf Schulz aus Klein Vielen kommt als Lkw-Fahrer viel herum im Landkreis. Dabei fällt dem Berufskraftfahrer manches auf, was andere übersehen: zum Beispiel Tierkadaver in den Straßengräben. „Als Autofahrer sieht man die oft gar nicht. Aber von meinem Fahrerhaus habe ich einen ganz anderen Blick“, sagt er. Für ihn zeichnet sich in den letzten Jahren ein unrühmlicher Trend ab. „Tagelang liegen die toten Tiere am Straßenrand und niemand kümmert sich“, sagt er.

Auf seiner „Heimstrecke“ – die B 193 von Neustrelitz nach Penzlin – springe ziemlich häufig ein Tier über die Piste und wird dabei von Fahrzeugen erfasst. „Wenn ich so einen Kadaver sehe, benachrichtige ich einen befreundeten Jäger aus der Ecke, der dann das Nötige veranlasst“, sagt er. Andernorts verstreicht viel Zeit, bis ein verendetes Unfalltier entsorgt wird, so seine Beobachtung. „Das fällt mir immer wieder bei Wesenberg auf und an der Autobahn-Auffahrt bei Woldegk“, sagt er. Olaf Schulz vermutet, dass es hier an der Informationskette hapert. „Früher gab es ein Jagdregister, das lag der Polizei vor. Nach einer Unfallmeldung konnte die Polizei rasch den zuständigen Jäger benachrichtigen. So läuft das heute offenbar nicht mehr“, fügt er hinzu. Seine Vermutung ist richtig, wie eine Nachfrage im Polizeirevier Neustrelitz zeigt. „Es stimmt, wir hatten mal so ein Register. Jetzt informieren wir die Integrierte Rettungsstelle des Landkreises, die sich dann um das weitere Vorgehen kümmert“, sagt einer der Ordnungshüter.

Forstamt: Jäger wohnen manchmal nicht in der Nähe ihres Reviers

Grundsätzlich sei der jeweilige „Jagdausübungsberechtigte“ für die Entsorgung der Kadaver zuständig. Das kann entweder der Jagdpächter sein oder der Eigenjagdbesitzer, macht Judith Schuchert vom Landesforstamt deutlich. Er oder sie müsse aber informiert werden. Denn nicht jeder zuständige Jäger wohne in unmittelbarer Nähe seines Reviers und fahre dort regelmäßig die Straßen ab. In der Regel werde Unfallwild schnellstmöglich geborgen und entsorgt, so ihre Einschätzung. Ihres Erachtens entspreche die Einschätzung, Unfallwild würde immer häufiger und über einen längeren Zeitraum am Straßenrand liegen, dem Leitsatz, dass früher alles besser gewesen sei.

2020 wurden 740 Wildunfälle gemeldet

Nicht besser, aber vermutlich unkomplizierter, wie die Erklärung des Landkreises zur Informationskette nach einem Wildunfall vermuten lässt. „Die Entsorgung von Unfallwild ist so organisiert, dass der Unfallverursacher natürlich die Polizei informieren muss. Diese wiederum teilt das der Leitstelle des Landkreises mit, die dann die Jagdbehörde beim Landkreis unterrichtet. Und sie wiederum informiert auf kurzem Wege die Jagdpächter, die das Tier entsorgen oder entsorgen lassen. Offenbar wird die Informationskette häufig nicht in Gang gesetzt, weil die Polizei von dem Wildunfall nicht erfährt“, schreibt Haidrun Pergande, Sprecherin des Landratsamtes. Laut Polizeistatistik wurden im vergangenen Jahr 740 Wildunfälle gemeldet, die meisten davon gingen zumindest für die Fahrer glimpflich ab. Forstfrau Judith Schuchert weist abschließend auf Folgendes hin: „Jagd wird überwiegend in der Freizeit ausgeübt, das sollten Kritiker beachten.“