Protestaktion
Demo in Neustrelitz – Applaus und Buhrufe für Stadtpräsidenten
Neustrelitz / Lesedauer: 2 min

Marlies Steffen
Aller Anfang ist schwer: Stadtpräsident Ernst von der Wense erntet einige Buhrufe, als er am Mittwochabend bei der Zusammenkunft des Bündnisses „#unteilbar mv – Solidarisches Neustrelitz“ auf dem Neustrelitzer Markt Menschen auffordert, ein Plakat mit Rücktrittsforderungen für Außenministerin Annalena Baerbock und Wirtschaftsminister Robert Habeck herunterzunehmen. Es gehe bei dieser Zusammenkunft nicht um Hass und Niederbrüllen, und „wir wollen keine Angriffe auf Politiker“, sagt der Stadtpräsident und bekommt dafür auch mehrfach Applaus.
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Die Zusammenkunft auf dem Markt ist ausdrücklich als Form des Dialogs gewählt worden, macht von der Wense deutlich. Dieser kommt dann tatsächlich bei einigen, die in Gruppen zusammenstehen, zustande. Menschen, die bei den Montagsdemonstrationen unterwegs sind, und solche, für die es wichtig ist, andere Wege zu finden, über Gesellschaft, Demokratie und ihre Schwachstellen zu reden, kommen miteinander ins Gespräch. Nicht alle, aber einige.
Was ist Zivilcourage
Horst Conradt, Mitinitiator des Unteilbar-Bündnisses, reibt sich beispielsweise an dem Aufkleber „Zivilcourage“, den viele, der Montagsdemonstranten, die am Mittwoch auf den Markt gekommen sind, mit sich tragen. Zu den Montagsdemonstrationen zu gehen, habe für ihn nichts mit Zivilcourage zu tun. Das Wort bezeichne etwas, das mit dem Eingehen eines persönlichen Risikos zu tun hat, sagt Conradt.
Sabine Hunger, die solch einen Aufkleber trägt, hält dagegen. Während der Corona-Pandemie habe es angesichts erlebter Anfeindungen durchaus Zivilcourage bedurft, zu den Demonstrationen zu gehen.
Es bleibt nicht bei dem Diskurs über die Courage. Der Krieg wird thematisiert, Waffenlieferungen, soziale Ängste der Menschen. „Es gibt keine einfachen Lösungen“, sagt eine Frau, die in der Gruppe steht. Und als es um das Miteinandersprechen geht, befindet Sabine Hunger, „wir haben zu schwache Strukturen, über die Dinge zu reden“. Für Horst Conradt ist unabdingbar, „dass wir unsere Werte erhalten und schützen“. Der Neustrelitzer zeigt sich am Ende zufrieden über das am Mittwochabend erlebte Miteinander.
Spendensammeln für die Tafel
Das Bündnis „#unteilbar mv – Solidarisches Neustrelitz“ strebt im neuen Jahr eine weitere Zusammenkunft an. In welcher Form, stehe noch nicht fest.
Die Polizei spricht am Abend von rund 200 Teilnehmern der Zusammenkunft. Und Thomas Hildebrandt von der Neustrelitzer Tafel freut sich über ein volles Spendenglas. Die Arbeit der Tafel, die Lebensmittel an Bedürftige ausgibt, zu unterstützen, war auch ein wichtiges Anliegen des Abends. Das genaue Spendenergebnis lag allerdings bei Redaktionsschluss noch nicht vor.