Wissensfestival

Den Tod entdecken und dabei das Leben feiern

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Vier Experten des Todes, darunter Dr. Mark Benecke, unterhalten auf der Domjüch in Neustrelitz die Lebenden. Das 1. Wissensfestival startet am 11. August.
Veröffentlicht:07.08.2018, 13:43
Aktualisiert:

Von:
  • Author ImageRalph Schipke
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Wenn Dr. Anja Kretschmer von Tod, Begräbnissen oder Friedhofskultur erzählt, ist dies eine ernste Angelegenheit. Manchmal jedoch darf gelacht werden. Etwa, wenn sie – ins trauerschwarze Kostüm der jungen Witwe (28) gewandet – vom „plötzlichen“ und „unerwarteten“ Ableben ihres frisch vermählten Gatten (96) vor 120 Jahren berichtet. „Tragen Sie ihren Mann immer mit dem Fußende zuerst aus der Tür!“, ist einer ihrer lebens- respektive todespraktischen Tipps. Der Aberglaube vergangener Zeiten meinte, andersherum könnte der verblichene Göttergatte nach seinem Ableben möglicherweise als Wiedergänger zurückkehren.

Der aus Funk und Medien bekannte Dr. Mark Benecke kommt nach Neustrelitz, um in der Abenddämmerung dieses Augustes, am romantisch-schaurigen „Lost Place“, einige seiner „irren Fälle“ aus der Praxis als Kriminalbiologe darzulegen. In seinem Vortrag „Die thanatopraktische Versorgung als Teil einer lebendigen Abschiedskultur“ wird Jörg Vieweg berichten, wie er ganz gegenwärtig hilft, mit den Hinterbliebenen einen würdevollen Abschied zu gestalten. Der erfahrene Bestatter war zuvor 20 Jahre als Rettungssanitäter unterwegs und so ist ihm dank seiner beiden Berufe nichts fremd zwischen Leben und Sterben.

Domjüch als perfekte Kulisse

Viewegs Kollege Dr. Peter Wilhelm – Buchautor und Betreiber des bestatterweblog.de – liest und beantwortet unter dem Motto „Gestorben wird immer“ jedwede Fragen über den Tod, die sich die meisten von uns bisher nicht zu stellen wagten. Beispiel von seiner Webseite: „Sehen Sie irgendeine Möglichkeit, dass mein Mann und ich es schaffen könnten, nach dem Tod zusammen in einem Sarg, die Hände haltend, beerdigt zu werden?“ „Ein schwieriges Unterfangen“, leitet Wilhelm seine ausführliche Antwort ein.

Beim 1. Wissensfestival über Leben und Sterben können Besucher der Domjüch die Arbeit unterschiedlicher Wissenschaftler und Fachleute des Todes anhand eindrucksvoller Vorträge kennenlernen. Sie alle haben eine Gemeinsamkeit: Befassen sie sich doch mit dem Unausweichlichen – dem, was nach dem Leben kommt. Das Gelände der ehemaligen Landesirrenanstalt Domjüch bietet die perfekt passende Kulisse für ein ganz und gar nicht morbides Erlebniswochenende: Endlichkeit, Geschichte, Kultur und Musik. All das verspricht das Programm der Rostocker Friedhofsflüsterin Anja Kretschmar und ihrer Mitstreiter.

Leichenwagen-Treffen gehört dazu

Neben Fachvorträgen können die Gäste in die Geschichte der seinerzeit modernsten und humansten Irrenanstalten eintauchen. Oder den fantastischen Klängen eines Theremins lauschen. Das ist das einzige Musikinstrument, das elektronisch, aber berührungslos gespielt wird und dabei direkt Töne mittels der elektrischen Kapazität des menschlichen Körpers aus dessen elektromagnetischem Feld erzeugt.

Außerdem können die Besucher noch einem deutschlandweit einzigartigen Leichenwagentreffen beiwohnen und schließlich in lockerer Atmosphäre abends mit den Referenten am Lagerfeuer am idyllischen Domjüchsee ins Gespräch kommen.

„An diesem ,Lost Place‘ gibt es keine Sanitäranlagen – nur Dixies“, informieren die Veranstalter vorausschauend alle, die möglicherweise sogar beabsichtigen, über Nacht dort ihre Zelte aufzuschlagen. Campen sei an diesem Sonnabend ausnahmsweise am Domjüchsee erlaubt. Da für den Sonntag kein Programm mehr geplant ist, wird das eingezäunte Gelände für die Camper nur bis 14 Uhr geöffnet bleiben. Die Besucherzahl dieses 1. Wissensfestivals sei begrenzt, erklärt Friedhofsflüsterin Anja Kretschmer. Noch gebe es einige Karten über ihre Homepage.

Info zum Vorverkauf: Karten für 29 Euro sind limitiert.

Bestellungen sind per Mail möglich unter: [email protected]