Kartenspiel

Deutscher Skat-Meister aus Neustrelitz peilt Europa-Titel an

Neustrelitz / Lesedauer: 3 min

Andy Kuhnt setzte sich auf einem Turnier gegen Skatgrößen des ganzen Landes durch. Den Erfolg verdankt er nach eigener Aussage seiner besonderen Spielweise.
Veröffentlicht:02.06.2023, 07:30

Von:
  • Robin Peters
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Der Finaltag der Deutschen Meisterschaften im Skat fing für Andy Kuhnt aus Neustrelitz eigentlich gar nicht gut an. Nachdem er sich tags zuvor auf dem Turnier–Wochenende in Magdeburg schnell nach oben gearbeitet hatte, wurde es auf der Zielgeraden noch einmal knifflig. Taktik war gefragt, erzählt der 39–Jährige im Rückblick. Kurz vor Schluss wurde der Neustrelitzer sogar noch einmal von seinem schärfsten Verfolger überholt.

8170 Punkte in sechs Serien erspielt

Es fügte sich für ihn jedoch alles zum Guten: Am Ende des Turniers über zwei Tage konnte Andy Kuhnt sich gegen alle Mitstreiter, darunter zahlreiche Spieler mit Bundesliga–Erfahrung, durchsetzen. Er gewann das Einzel der Deutschen Meisterschaft im Skat der ISPA. Insgesamt erspielte er 8170 Punkte in sechs Serien. Spätestens jetzt hat sich der Überraschungssieger aus der Region einen guten Ruf unter den Besten des Landes erkämpft.

„Skat habe ich immer gut beherrscht“, sagt Kuhnt, der seit seinem elften Lebensjahr spielt und mit 13 Jahren bereits das erste Turnier bestritt. Die Leidenschaft wurde ihm regelrecht in die Wiege gelegt. Denn auch seine Mutter spielte gerne Skat, und er schaute oft fasziniert zu. Dass sein Uropa große Erfolge in der DDR sammelte, weiß er allerdings selbst nur aus Erzählungen.

Schon bei der Mutter "gekiebitzt"

Der Neustrelitzer besitzt nach eigener Aussage ein Talent, mit Zahlen umzugehen. Schon früh in einem Spiel erkennt er die Kartenverteilung. Sein Tipp für Erfolge im Skat: „Nicht lange abwarten und aggressiv spielen!“ Kuhnt nimmt beispielsweise oft in Kauf, auch einmal einzelne Spiele zu verlieren. In der Gesamtwertung setzt er sich dann trotzdem durch. „Das ist mein Erfolgsgeheimnis.“ Ebenso wichtig ist für ihn die Vorbereitung unmittelbar vor einem Turnier. Dann bemühe er sich, jedwede Ablenkung zu meiden und früh ins Bett zu gehen.

Der Neustrelitzer übt, so viel es sein Job als Teamleiter in einem Paketzentrum und sein zweites Hobby Fußball zulassen. Er ist Mitglied im Skatverein „SC Müritzer Omablatt“. Außerdem trainiere er viel am Computer im Internet, sagt er. Dort sei die Konkurrenz reizvoll. Bei kleinen, lokalen Turnieren verlören seine Mitspieler oft schon die Lust, wenn Kuhnt antrete.

Es fehlt an Nachwuchs und überhaupt an Konkurrenz

Denn um sein Können wissen in der Region viele schon weitaus länger als in anderen Ecken Deutschlands. Trotzdem bedeuten Andy Kuhnt nach eigener Aussage auch kleinere Titel etwas, zum Beispiel der Sieg in der Warener Stadtmeisterschaft vor zwei Jahren. Insgesamt wird zu seiner Enttäuschung in der Region aber noch wenig Skat gespielt. So treffe man oft auf dieselben Mitspieler. Auch sein Heimatverein aus Neustrelitz hat sich unlängst aufgelöst. Und dass es dem Skat in der Region an Nachwuchs fehlt, bedauert Andy Kuhnt sehr.

Das ist wohl aber kein regionales Problem. Auf der Meisterschaft waren laut Kuhnt ebenfalls nur wenige Jugendliche oder Frauen dabei. Skat sei international eben einfach nicht so populär wie Poker oder Darts. Starke Konkurrenz gebe es im Ausland dennoch, zum Beispiel aus Belgien, Polen oder Tschechien. Mit ihnen will sich der Neustrelitzer auf der Europameisterschaft im August messen. Er hat sich vorgenommen, auch dort einen der vorderen Plätze zu erreichen.

Sollte das nicht klappen, wäre es für Andy Kuhnt auch kein Drama. Schließlich habe er sich bei der Deutschen Meisterschaft gegen 735 Teilnehmer durchgesetzt. „Das kann mir keiner nehmen.“