Landwirtschaft

Dürre-Hilfe kommt bei Strelitzer Bauern nicht an

Neustrelitz / Lesedauer: 4 min

Nur wenige Landwirte in der Region haben von der staatlichen Dürre-Hilfe etwas abbekommen. Bio-Bauer David Peacock aus Seewalde hat aus der Not gelernt.
Veröffentlicht:18.02.2020, 06:25
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Von:
  • Author ImageSusanne Böhm
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Ausgerechnet in einer der trockensten Region Deutschlands kommt von der Dürre-Hilfe der Bundesregierung nicht viel an. Nur wenige Landwirte in der Seenplatte haben die staatliche Hilfe, die jetzt für das Dürre-Jahr 2018 ausgezahlt wurde, überhaupt erhalten, sagte Christa-Maria Wendig vom Bauernverband Mecklenburg-Strelitz. „Viele sind durchs Raster gefallen. Die Anforderungen sind sehr hoch. Die Stimmung ist sehr angespannt“, sagte sie. Auch ihr Unternehmen, die Landbetriebsgesellschaft Rehberg, habe keinen Cent Entschädigung erhalten, obwohl 31 Prozent des Rapses ein- oder gar nicht erst aufgegangen seien. 300 Hektar seien komplett ausgefallen. „Das hat richtig wehgetan.“

„Wir hatten zum Glück noch Futter aus den Vorjahren”

Mit Ach und Krach hat der Limousinhof Zippelow die Dürre überstanden. 200 Rinder und ein paar Schweine stehen auf den Weiden am Tollensesee. „Wir hatten zum Glück noch Futter aus den Vorjahren. Jetzt sind alle Reserven aufgebraucht. Wenn dieses Jahr wieder so trocken wird, haben wir ein Problem“, sagte Geschäftsführerin Martina Wirtz.

Die Solidarische Landwirtschaft in Klein Trebbow (Solawi) musste die Verluste ebenfalls aus eigener Kraft ausgleichen. „Der bürokratische Aufwand ist riesig“, sagte Markus Poland, Vorsitzender des Vereins Landkulturhof, der das Gemeinschaftsunternehmen betreibt. 30 Rinder, 10 Mastschweine und 50 Mutterschafe hält das junge Bio-Unternehmen auf den kargen Weiden südlich von Neustrelitz. 2018 ging das Futter aus. „Wir mussten für 5000 Euro Futter kaufen. Das ging nur durch die Solawi. Wenn ich den Betrieb noch allein gehabt hätte, hätte ich Insolvenz anmelden müssen. Zumal wir auch noch viele Schäden durch Wildschweine hatten.“ Gleich aus mehreren Gründen sei die Solawi aus dem Förderprogramm geflogen. „Man musste die Bilanz der letzten drei Betriebsjahre vorlegen. Weil es die Solawi erst seit 2018 gibt, ging das natürlich nicht“, erklärt der Landwirt.

Nur ein Tropfen auf dem heißen Stein

Außerdem gebe es nur ganz wenige landwirtschaftliche Betriebe, die von einem Verein getragen werden. Solche Unternehmen seien in den Förderrichtlinien gar nicht vorgesehen. Überdies habe er alle Finanzen offenlegen müssen, seine privaten Ersparnisse, die seiner Lebensgefährtin und die seiner Familie. „Deinem Betrieb kann es so richtig schlecht gehen, aber wenn privat noch etwas Geld vorhanden ist, bekommst du nichts. Da musst du schon kurz vorm Verhungern sein.“

Ganz so schlimm wird es um Johannes Dierks vom gleichnamigen Landwirtschaftsbetrieb in Blankensee nicht gestanden haben, trotzdem bekam er Dürre-Hilfe. Diese allerdings war ein Tropfen auf dem heißen Stein, wie er sagt. „Wir hatten einen Verlust von 300 000 Euro, konnten nur wenig Futter produzieren. Die Hilfe hat nicht mal gereicht, um genügend Futter zu kaufen.“ Er hält 400 Rinder und baut auf 650 Hektar Grünfutter, Mais, Weizen und Gerste an.

„Richtig übel“ erging es David Peacock vom Erdhof in Seewalde. Der Bio-Bauer hat „intelligent gearbeitet, nicht gegen, sondern mit der Natur“, sodass er trotz der harten Jahre am Ende ein wirtschaftlich gutes Ergebnis hatte. Zur „Belohnung“ musste er die staatliche Unterstützung, die er zunächst erhalten hatte, später zurückzahlen. Für ihn ist die aktuelle Landwirtschaftspolitik keinen Pfifferling wert. „Kleine Bauern, die es so schon schwer haben, naturnah arbeiten und Menschen versorgen, nicht Strom erzeugen, werden zusätzlich benachteiligt. Die Politik versagt maßlos. Wenn sich das System nicht schnell und gründlich ändert, werden wir alle verhungern.“

Weniger Rinder und die Gärtnerei geschlossen

Um die Dürre-Jahre zu überstehen, sei er mit seinen Rindern weiter gelaufen. Das schonte Flächen und eröffnete neue Weidegründe. Außerdem habe er den Bestand von 60 auf 30 Rinder reduziert und die Gärtnerei abgeschafft. „Ja, wir mussten auch Leute entlassen.“ Etwas Gutes habe die Notlage jedoch gehabt. Er habe eine wichtige Lehre für künftiges Arbeiten gezogen. „Ich habe gelernt, dass ich politisch unabhängig werde, mit weniger oder gar keinen Subventionen auskommen muss.“ Weil er gute Abnehmer habe, werde ihm das gelingen. Er sei auf einem guten Weg.

Bundesweit wurden jetzt knapp 292 Millionen Euro an staatlichen Nothilfen ausgezahlt. Damit wurden 7214 landwirtschaftliche Betriebe unterstützt. In Mecklenburg-Vorpommern wurden 39 Millionen Euro an 479 Betriebe gezahlt.