Eiszeit

Ehrenamt rettet die Geopark-Idee in der Seenplatte

Usadel / Lesedauer: 3 min

Die besondere Ausformung der Landschaft ist ein Gütesiegel für Mecklenburg-Strelitz. Anfangs gab es viel Anerkennung und auch Geld dafür. Jetzt nicht mehr.
Veröffentlicht:20.09.2022, 07:16

Von:
  • dpa
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Christiane Ortmann hatte Steine im Gepäck. Viele Steine. Die Frau aus Ballwitz war am Wochenende zum Tag des Geotops nach Usadel gekommen, um ihre Fundstücke bestimmen zu lassen. Die Steine stammen aus dem Urlaub in Marokko. Ortmann hatte Glück. Fachmann Hans-Jörg Altenburg widmete sich den Stücken und konnte auch ein Großteil davon näher bestimmen. Geowissenschaftler und geowissenschaftlich Interessierte hatten sich am Sonnabend an der Eugen-Geinitz-Sicht in Usadel eingefunden, um auf den Tag des Geotops aufmerksam zu machen und sich darüber zu informieren. So konnten auch Gesteinsfunde von Hans-Jörg Altenburg aus ganz Europa bestaunt werden, ein umfangreiches Angebot an Geo-Literatur und regionalen hoch- und plattdeutschen Büchern erworben oder eben Steine bestimmt werden.

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Idee fand einst europaweit Resonanz

Einführende Worte zum Tag des Geotops sprach Andreas Buddenbohm, der dem Geowissenschaftlichen Verein Neubrandenburg vorsteht. Rund 90 Mitglieder sind dort seit dem Jahr 2000 ehrenamtlich mit der Schaffung eines Geoparks in der Region beschäftigt. Die Idee der Schaffung solcher Parks fand einst europaweit große Resonanz. Sie beinhaltet, das geologische Erbe von Regionen zu bewahren und gleichzeitig die Grundlagen für deren nachhaltige Entwicklung zu schaffen. Internationale Zusammenarbeit ist dabei sehr gewünscht.

Einem 2002 in Deutschland ins Leben gerufenem Netzwerk Nationaler Geoparks gehören zurzeit 18 Regionen an. Hauptarbeitsfeld ist dabei die geotouristische Entwicklung unter Einbeziehung der Potenziale aus Geschichte, Kunst, Kultur und Wirtschaft. Dabei werden dem interessierten Publikum geologische Erscheinungen erläutert und die erdgeschichtliche Entwicklung einer Region auf verständliche und spannende Weise nähergebracht. Zur 2001 entstandenen Idee, im südöstlichen Mecklenburg einen Geopark ins Leben zu rufen, heißt es in einer Publikation von Andreas Buddenbohm: „Der Geopark Mecklenburgische Eiszeitlandschaft stellt einen repräsentativen Ausschnitt aus dem Jungmoränengebiet Norddeutschland dar, in dem der geomorphologische Formenschatz wie auch der Strukturbau einer glazial geformten Landschaft in besonders modellhafter Ausprägung entwickelt sind.“

Zuschüsse wurden immer geringer

Der Geopark erstreckt sich über eine Fläche von knapp 5000 Quadratkilometern und wurde 2002 eröffnet. Nachfolgend bildeten sich zehn Aktionszentren, deren umfangreichen Informationen in einem Geopark-Büro in Neubrandenburg zusammenflossen“. Von den erfolgreichen Anfangsjahren, in denen es sogar als Krönung die Anerkennung als UNESCO-Geopark gab, ist allerdings nicht viel übrig geblieben. Trotz aller intensiven Bemühungen der Geopark-Mitarbeiter verringerten sich die für eine Kofinanzierung notwendige Zuschüsse ständig. Da letztendlich nur noch Mittel aus eigenen Einnahmen zur Verfügung standen, musste das Neubrandenburger Geopark-Büro im Sommer 2009 geschlossen werden. Daraufhin wurden auch alle nationalen und internationalen Zertifikate zurückgegeben.

Dazu sagte Andreas Buddenbohm: „Der Verein arbeitet ungeachtet dessen mit seinen ehrenamtlichen Mitstreitern kontinuierlich weiter. Wir hoffen aber auf ein Erwachen der öffentlichen Hand, um uns bei der Arbeit, die zum großen Teil auch der touristischen Erschließung der Region dient, zu unterstützen.“ Die meisten Teilnehmer am Tag des Geotops begaben sich am Sonnabend noch auf eine Wanderung, die, geführt von dem Geologen Klaus Granitzki, garantiert zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde. Erst am Vortag hatte Granitzki Kindern in Weisdin die Umgebung um den Mittelsee vertraut gemacht, mit ihnen der Burgberg der Burg Weisdin erstiegen und sie über geologische Besonderheiten informiert.